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Liquiditätstod an der COMEX

08.09.2011  |  Theodore Butler
Es folgt ein Auszug aus einem Update, das Abonnenten am 31. August 2011 erhielten. Informationen zum Abonnement erhalten Sie unter www.butlerresearch.com.

Ich bin mir bewusst, dass ich auf Einzelmission war, als ich mich jüngst zu den außerordentlichen Entwicklungen am COMEX-Goldmarkt äußerte und die Meinung vertrat, die Gold-Commercials hätten sich beim Aufbau ihrer gigantischen Short-Position deutlich verkalkuliert. Ich weiß auch, dass ich ganz allein war, als ich den 300 $-Eilmarsch des Goldpreises Anfang August, ausgehend von der 1.600 $-Marke, im Wesentlichen auf die Short-Glattstellungen der Gold-Commercials zurückführte.

Aber nach wie vor deuten die staatlichen Daten darauf hin, dass der beispiellose Fehltritt der Commercials so ziemlich genau der Punkt ist, mit dem die volatile Preisentwicklung erklärt werden kann. Heute möchte ich der Frage nachgehen, was das für die Zukunft bedeutet; und an dieser Stelle möchte ich ganz deutlich hervorheben, dass eine korrekte Erklärung des kürzlich Geschehenen nicht mit einer akkuraten Prognose der vor uns liegenden Ereignisse gleichzusetzen ist.

Ich möchte an dieser Stelle nur erneut das aus meiner Sicht Offensichtliche darstellen: Die drastische Gold-Rally wurde durch aggressive Käufe einer Gruppe spekulativer Trader verursacht, die von der CFTC als "Commercials" klassifiziert werden. Viele machen den Fehler und nehmen an, dass allein die Klassifizierung "Commercials" schon bedeuten würde, dass deren Handelsgeschäfte durch reine Absicherungsabsichten motiviert sind. Ganz weit gefehlt! Denn ein Großteil ihres Trading-Geschäfts ist spekulativer Natur.

Obgleich es aus technischer Sicht sicher korrekt wäre, zu sagen, die Rally wurde durch Spekulativkäufe ausgelöst, so werden doch die meisten annehmen, dass diese Preisentwicklung mit neuen spekulativen Long-Positionen in Verbindung stand, die von schnell identifizierten Spekulanten - wie Hedgefonds und Momentum-Trader - etabliert wurden. Aber das ist definitiv nicht das, was sich in letzter Zeit beim Gold ereignet hatte, denn die normalen Hedgefonds- und Tech-Fonds-Spekulanten hatten Gold-Kontrakte an der COMEX verkauft - und nicht gekauft! Stattdessen traten die Commercials, die zuvor heftig short gewesen waren, als die großen Spekulativkäufer beim COMEX-Gold auf. Die korrekte Identifizierung der wahren, markttreibenden Spekulanten macht einen riesigen Unterschied und ist von entscheidender Bedeutung. Dass dieser Unterschied von nur so wenigen erkannt wird, verwundert mich sehr.

Es besteht kaum Zweifel daran, dass die Commercial-Gold-Shorts eine rüde Abreibung bekommen haben, als sie ihre Leerverkäufe glattstellen mussten. Ich schätze, dass der Gesamtverlust für die glattgestellten Goldkontrakte bislang im Bereich von 1,5 Mrd. $ liegen wird. Auch wenn man einen solchen Verlust zu gleichen Teilen auf die ungefähr 40 Trader, die an der COMEX als Commercial-Gold-Shorts klassifiziert sind, verteilt, so hat jede einzelne Körperschaft immer noch einen heftigen Durchschnittsverlust von 37,5 Mio. $ zu tragen. Und damit sind nur die Verluste aus den bisherigen Glattstellungen gemeint; es gibt jedoch immer noch eine große Anzahl offner Leerverkäufe in den Büchern der Commercials, die noch auf eine Begleichung warten.

Und jene "offenen" Verluste belaufen sich, zum aktuellen Goldpreis, auf weitere 8 Mrd. $. An dieser Stelle muss ganz einfach der beispiellose Umfang der glattgestellten und offenen Verluste deutlich hervorgehoben werden. Es reicht einfach nicht, zu sagen, diese Commercials hätten richtig dicke Verluste eingefahren. Da sie noch nie zuvor Verluste in diesen Dimension erlitten hatten, muss der allgemeine Umschwung jetzt schockierende Wirkung auf diese Commercials haben. Und vor diesem Hintergrund möchte ich nun der Frage nachgehen, was das für die Zukunft bedeuten könnte.

Die Commercial-Gold-Shorts an der COMEX sind Banken und Handelsfirmen - keine Privatpersonen. Jede kommerzielle Handelsfirma führt gewisse interne Finanzkontrollen durch und wird durch hauseigene Finanzdirektoren sowie Financial & Risk Officers überwacht. Der Umfang der im jüngsten Gold-Short-Debakel erlittenen Verluste stellt die in den Vorjahren generierten Gewinne in den Schatten. (Dasselbe war im Jahresverlauf schon beim Silber passiert.)

In Anbetracht der Plötzlichkeit und des Ausmaßes der Verluste der Commercial-Gold-Shorts wäre es nicht plausibel, sollten die unternehmensinternen Risikokontrollen nicht angeschlagen haben. Ganz sicher werden die Finanzvorstände und Leiter der Risikoabteilungen den Aktionsradius der für die Goldverluste verantwortlichen Trader eingeschränkt haben. Unbegrenztes Margin-Kapital wurde nicht erhöht - ganz im Gegenteil: Den Tradern wurde zweifellos Risikosenkung und Glattstellung der Positionen verordnet. Alles andere wäre unverantwortlich.




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