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Liquiditätstod an der COMEX

08.09.2011  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Sollte meine Analyse der jüngsten Geschehnisse am Goldmarkt ungefähr richtig sein, was hätte das dann zukünftig für Gold - und besonders für Silber - zu bedeuten? Eine Folge, die mir als nahezu sicher scheint, wäre ein schwerer Verlust von Liquidität oder wahrer Markttiefe. Es sieht tatsächlich nach dem Tod der wahren Liquidität am COMEX-Markt für Gold und Silber aus, die Hinweise darauf verdichten sich zunehmend. Ich kann Ihnen versichern, dass ich sehr wohl über die in letzter Zeit hohen Volumenstatistiken an der COMEX im Bilde bin; und trotz des scheinbar hohen Volumens und der reichlichen Liquidität könnte die tatsächliche Markttiefe nahezu gestorben sein. Ich würde das gerne erklären.

Der Modus Operandi der großen berichtspflichtigen COMEX-Commercials war immer folgender: Die betreffenden Körperschaften dienten fast allen anderen Marktteilnehmern als Gegenpartei, besonders den Tech-Fonds, die aufgrund von Preissignalen kaufen und verkaufen. In dieser Rolle dienten die Commercials als Marktmacher, die am Markt für Liquidität sorgten. Die Tech-Fonds kaufen Positionen und die Commercials verkaufen sie ihnen - und umgekehrt. Das ist der Marktrhythmus, den ich anhand der COT-Berichte zu analysieren versuche.

Da Rohstoffmärkte offene, auktionsartige Märkte sein sollten und keine Märkte, die von Spezialisten dominiert werden, war ich auch immer der Meinung, dass diese Marktfunktion der Commercials Schwindel war. Es ist auch kein Geheimnis, dass ich die Geschäfte der Commercials allgemein als abgekartet und manipulativ erachte. Ungeachtet meiner persönlichen Gefühle ist es aber fraglos so, dass die großen Commercials an der COMEX als Marktmacher funktioniert haben.

Und dort liegt das Liquiditätsproblem begründet: Die dominaten Commercial-Marktmacher an der COMEX haben gerade die Goldpreis-Rally angeschürt und fahren jetzt ihre Aktivitäten deutlich zurück. Und das steckt hinter der großen Preisvolatilität beim Gold. Die ehemaligen Großverkäufer der letzten Instanz sind keine Verkäufer mehr. Die Aufgabe koordinierter Verkäufe seitens der Commercials fällt zudem mit dem Aufstieg des computerisierten Hochfrequenzhandels zusammen. Die geistlosen HFH-Aktivitäten sorgen für ein wildes Anwachsen des täglichen Handelvolumens, aber im Grunde erhöht diese Form des hochgepowerten Daytradings nur die Preisvolatilität, ohne dabei wirklich am Markt für Tiefe zu sorgen.

HFH erweist legitimen Absicherungsaktivitäten - und das ist die wirtschaftliche Legitimation des Terminhandels per se - einen schlechten Dienst. Es ist mit anderen Worten zu einem immensen Anstieg des stupiden Handels im Sekundentakt gekommen, der den vorausdenkenden Hedgern aber kaum wirklichen Nutzen bringt und der zudem noch einen schweren Rückgang echter Marktmacheraktivität verursachte. Womit das jeweils Schlechteste befördert wurde. Und ermöglicht wurde diese Entwicklung dank der Aktivitäten der CME Group (Eigentümer der COMEX), die den HFH unbedingt ausweiten will. Vielen Dank auch.

Die Short-Glattstellungen der Commercials waren nicht nur die Haupttriebkraft für die Goldpreis-Rally, sie stecken ebenfalls hinter der steigenden Volatilität am Markt. Als sich die besagten Commercials von Markt zurückzogen, trieben sie nicht nur die Goldpreise in die Höhe, sie verursachten ebenfalls eine wahrhaftige Leere bei der echten Liquidität. Wenn die Commercials nicht bei hohen Preisen verkaufen, wer dann?

Irgendjemand muss ihren Platz einnehmen, weil es für jeden Käufer auch einen Verkäufer geben muss; doch jetzt zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Verkäufer, die an die Stelle der Commercials getreten sind, nicht mit derselben Kraft und demselben Druck verkaufen, wie es früher die Commercials taten. Die besagten Verkäufer sind bislang Tech-Fonds und andere Long-Spekulanten gewesen, die bei hohen Gewinnen Kasse machten. In der Folge ist der Goldpreis jetzt plötzlichen Preissprints, hoch wie runter, ausgesetzt - wie ich schon an anderer Stelle deutlich machte.

Auf der einen Seite haben die fehlenden Leerverkäufe der Commercials den Goldpreisen Auftrieb gegeben. Auf der anderen Seite ermöglichen die fehlenden Käufe der Tech-Fonds wiederum schwere Kursverluste. Der Rückzug der Commercials und die vorläufige Kaufenthaltung der Tech-Fonds (da wir aktuell so weit über allen Kaufsignalen der Tech-Fonds liegen) haben einen Markt geschaffen, der frei jeder echten Liquidität ist. Folglich haben wir große Preisumschwünge bei gleichzeitig geringen Käufen und Verkäufen im Übernachthandel. Stimmt, wir haben aufgrund von HFH hohes Marktvolumen, das aber für alle anderen "Müll-Volumen" ist - außer für die HFH-Programme selbst, und für die gierigen Raffer in der CME Group, die an jedem gehandelten Kontrakt mitverdienen - ob nun Müll oder nicht.




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