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Vor der Sommerpause

08.07.2013  |  Prof. Dr. Max Otte
So langsam kommt der Sommer vielleicht wirklich. Nicht nur in der Natur, sondern auch an den Börsen. Derzeit ist allerdings noch viel Bewegung.

Der Zinsschock vom Juni, bei dem die Kurse vieler Anleihen deutlich fielen, zeigt, wie fragil das System ist. Schon eine unverbindliche Anmerkung von Ben Bernanke bezüglich der Reduzierung der Droge "billiges Geld“ lässt Anleihen- und Aktienkurse einbrechen.

Ich weiß, dass etliche Investoren auch nach der Liquidität und der Geldmenge gehen. Value Investoren machen dies nicht, sondern bleiben bei ihrer Methode von Preis (Kurs) und fairem Wert. Wenn der faire Wert erheblich unter dem Kurs liegt, kaufen sie.

Es ist allerdings hilfreich, sich ein Bild über die grobe langfristige Richtung der Zinsentwicklung zu machen, was auch Warren Buffett so macht. Und die kann mittel- bis langfristig nur in eine Richtung gehen: nach oben! Zwar wollen die Notenbanken und die Politiker mit aller Macht weiter billiges Geld, aber irgendwann werden die Märkte bei diesen Risiken nicht mehr mitspielen. Dann werden Kredite teurer und Anleihen lassen sich nur zu höheren Zinsen platzieren.

Überlegen Sie also, was mit den Unternehmen in Ihrem Portfolio passieren würde, wenn die Zinsen steigen. Unternehmen mit niedrigen Schulden und Preismacht träfe es dann kaum, während Unternehmen mit hohen Schulden und einer schwachen Marktposition stark betroffen wären. Dennoch kann es sinnvoll sein, Versorger und Telekomwerte im Depot zu haben, denn viele Sorgen sind in den extrem niedrigen Preisen drin. Aber Sie sollen sich schon überlegen, wie Ihr Portfolio bei einer Zinswende aufgestellt ist.

Dazu möchte ich noch ein Missverständnis klären, das Privatanleger immer wieder haben. Steigen die Anleiherenditen, fallen die Kurse. Wenn Sie steigende Anleihenrenditen erwarten, sollten Sie also keine oder wenige Anleihen halten. Bei hohen oder fallenden Anleiherenditen sollten Sie Anleihen haben!

Am Mittwoch sprach ich in Meran vor 200 Vorständen der Volks- und Raiffeisenbanken. In den letzten Jahren ging es diesen Banken gut, da sie das Vertrauen der Deutschen, Österreicher und Südtiroler genossen und viele Menschen ihr Geld dahinbrachten. Über Basel III und die internationalen Kapitalmarktregeln werden aber die „guten“ Banken zunehmend bestraft, während die spekulativen Finanzmarktakteure weitermachen wie bisher. Dirk Müller hat recht, wenn er es auch drastisch ausdrückt: hier wir mit allen Mitteln ein Wirtschaftskrieg gegen und um Europa geführt.

In Italien herrscht zum Beispiel aufgrund der gegen das Bankensystem gerichteten Regeln eine massive Kreditklemme. Gleichzeitig werden im Rekordtempo amerikanische Private-Equity-Fonds aufgelegt, mit denen dann klamme italienische Mittelständler gekauft werden sollen. Das ist schon erstaunlich.

Drei Aktien zum Schluss: wer jetzt noch kein Barrick Gold (WKN: 870450) hat, der sollte ernsthaft über einen Kauf nachdenken. Abzüglich der Nebenerlöse liegen die Cashkosten der Förderung bei 500 bis 600 Dollar je Unze. Da könnte der Goldpreis noch eine Weile fallen. Der Kurs von Barrick liegt unter dem Niveau von 1999, und es ist der solideste Goldförderer der Welt. Von einer Konsolidierung der Branche kann Barrick langfristig nur profitieren.

Wer stabile Dividenden, wenig Schulden und Unternehmen mit langfristigen Eigentümern sucht, der kann über Van de Velde (WKN: A0J27E) und Axel Springer AG (WKN: 550135) nachdenken. Van de Velde stellt seit ca. 100 Jahren Damenunterwäsche her, notiert bei einem KGV um die 13, zahlt mehr als 6 Prozent Dividende und ist praktisch schuldenfrei. Die Axel Springer AG notiert ebenfalls um ein 13er KGV, zahlt mehr als 5 Prozent und hat eine sehr starke Stellung in der deutschen Medienlandschaft.

Es gibt Sie noch in Masse, die guten Aktien (wenn auch nicht mehr so viel wie 2008 bis 2009).

Auf gute Investments! Ihr


© Prof. Dr. Max Otte



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