Flash-Trading: Jetzt auch bei US-Staatsanleihen
02.10.2013 | Jim Willie CB

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“Ich sprach am Samstag mit einem alten Freund, ein Banker, der jetzt im Vorstand der Abteilung Finanzaufsicht der Dallas Federal Reserve arbeitet. Der Kernpunkt unseres Gesprächs war folgender: Am Donnerstagnachmittag [5. Sept.] hatte es eine panische Telefonkonferenz aller regionalen Federal Reserve Banken gegeben. Gegenstand dieser Notfall-Telefonkonferenz war die US-Staatsanleiherendite. Die gefährlich niedrige Kapitaldecke der Federal Reserve wurde in dieser Konferenz diskutiert, wie auch die Tatsache, dass man den US-Dollar nun nicht mehr verteidigen könne. Es wurde angeordnet, dass alle Federal Reserve Banken so viel US-Staatsanleihen und Mortgage Backed Securities wie möglich verkaufen sollten, auch wenn sie mit Verlusten verkaufen würden, um unverzüglich Liquidität bereitzustellen - auch um dem Preis von Kapital! Am späten Freitagabend wurde dann schließlich eine Tranche US-Staatsanleihen über dem Marktpreis an verschiedene Federal-Reserve-Mitgliedbanken verkauft, mit dem Ziel, die Rendite zu senken! Dieser Verkauf lässt sich auch sehr gut im Chart für die 10-Jahre-US-Anleihe sehen.“ Große Nachricht! Panik kommt auf! Unhaltbare Anleihearena! Flash Trading jetzt auch im Anleihemarkt!
Doch das Wichtigste: WIR HABEN GERADE DEN BEGINN DES FLASH TRADINGS BEI US-STAATSANLEIHEN ERLEBT!! Um die Kurse zu halten, wird in der Verzweiflung auf ein großes geschlossenes Im-Kreis-Herum-Verkaufsprogramm zurückgegriffen, wie schon beim Algorithmen-Trading mit NYSE-Aktien. Das interne Handelsvolumen wird wachsen und das System dominieren, so wie schon am Aktienmarkt, wo 80% des NYSE-Handelsvolumens aus den völlig verqueren Algo-Trading stammen. Computergestütztes Trading wie Algo-Trading ist generell nicht reguliert, denn die Computer drehen frei.
Die gefährliche Instabilität des Anleihemarktes wird zu einem Großspektakel und einem ganz neuen Sachverhalt. Das Risiko wird zum Aktienmarkt transferiert, der aufgrund der wachsenden QE-Volumina, die in Vermögenswerte fließen, steigt, der Wert der Aktien wird aber durch die steigenden Anleiherenditen sinken. Große Instabilität wird zum festen Bestandteil des US-Aktienmarkts, und wahrscheinlich auch vielen andere Börsen weltweit. In den nächsten Monaten werden einige sehr bedeutende Ereignisse am Anleihemarkt zu beobachten sein, und wahrscheinlich auch übergroße Verluste im Derivatgeschäft - einhergehend mit der Enthüllung, welche Instrumente zur Manipulation des US-Staatsanleihenmarktes eingesetzt werden.
Umkehr des Carry Trades mit US-Staatsanleihen
Ziehen wir an dieser Stelle gleich einige Schlüsse: Die Panik hat endlich die US Fed erreicht. Sie kann weder den US-Dollar noch dessen Gegenstück und Trading-Vehikel, die US-Staatsanleihe, verteidigen. Beide sind unzulässig hoch bewertet. Steigende Zinssätze werden im nächsten Schritt noch mehr Verkäufe auslösen, die gefürchtete Konvexität wird dann ins Spiel kommen. Die großen US-Banken müssen ihre gehebelten US-Staatsanleihe- Carry Trades auflösen, die auf Anleihe-Terminkontrakten basieren. Man kann jetzt darauf warten, dass die großen US-Banken ihre gehebelten Positionen verkaufen, die ihnen die letzten drei Jahre über scheinbar bequeme und leichte Gewinne beschert hatten. Diese Positionen sind in stark gehebelte Strukturen eingebunden. Der Zusammenbruch der US-Staatsanleihe und des US-Dollar hat begonnen; nach den höchst zerstörerischen geldpolitischen Nullzins- und QE-Maßnahmen schließt sich jetzt ein langer Kreis.
Der Zusammenbruch der Währung und der Staatsanleihen wird durch die Verstümmelung der Zinsderivate und kolossale Verluste nur noch verschärft werden. Das Duo ‘US-Staatsanleihe & US-Dollar‘ ist die sichtbare Folge und Reaktion auf die schrittweise geopolitische Isolation der Vereinigten Staaten. Syrien war ein kurzer eindrücklicher Einblick: Aufruf zum Krieg, dann eine Absage, und die USA stehen da wie ein trügerischer, blutgieriger Akteur. Die Welt reagiert auf die fehlgeleitete Geldpolitik der Fed, mit der die westlichen Banken gestützt werden (durch die Rücknahme toxischer Anleihen), gleichzeitig verursacht diese Politik auch hässliche Probleme auf der ganzen Welt (so z.B. steigende Nahrungsmittelpreise). Wenn die US Fed und die ihr ergebenen US-Großbanken jetzt gegenseitigen Anleihehandel betreiben (die linke Hand verkauft also an die rechte), so zeigt sich darin immer deutlicher die Existenz der Staatsanleihen-Vermögensbubble. Die Auflösung des Anleihe-Carry-Trades der US-Großbanken kommt nun noch als erschwerender Faktor hinzu - welche Ironie. Diese gehebelten Verkäufe werden Impulsspitzen bei den Anleiherenditen bewirken, was im Handel auch Konvexität genannt wird. Nehmen Sie sich vor der Konvexität in Acht, und von ihrer zerstörerischen Wirkung!
Insolvenz der US Fed unter Beobachtung
Um ihre Eigensolvenz zu rechtfertigen hat die Fed bislang Fragen zu ihrem Kapital- und Kapitalbedarf umgangen und nicht adressiert. Sie unterliegt keinen Finanzauflagen, da sie kein reguläres Finanzunternehmen ist. Sie ist viel eher eine standhafte Finanzfestung mit verschiedenen Hauptzentren, von denen aus die Bankenaktivität innerhalb eines gewaltigen kriminellen Syndikats koordiniert wird. 2009 brach die US Fed mit ihrer Tradition, als sie den großen US-Banken für die bei ihr gehaltenen Bankenreserven eine kleine Rendite offerierte. Das warf viele Fragen auf, Jackass kam kurz danach zu dem Schluss, dass die Fed insolvent sei und dringend die Finanzanlagen der ihr nahstehenden Großbanken benötigte, um die eigene Insolvenz zu verstecken und zu verschleiern. Kapital ist nur dann Grund zur Sorge, wenn eine Liquiditätsklemme erwartet wird. Aus diesem Grund scheint sich die US Fed große Sorgen um eine Liquiditätsgefahr zu machen, vielleicht im Rahmen einer großen Rückgabewelle von US-Staatsanleihen, vielleicht im Rahmen des Zusammenbruchs des eigenen Teams aus Primäranleihehändlern.
Das Spiel muss kürzlich und plötzlich eine Wende genommen haben. Man muss sich fragen, ob die Bilanzen der US Fed am Ende nicht vielleicht sogar reduziert werden, was schweren Schaden verursachen würde. Die US Fed könnte plötzlich wie eine Finanzfirma geprüft werden, wodurch sie plötzlich den Kapitalregeln und einem Ausfallrisiko unterliegen würde. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass die USA einen Anruf von einer höheren Macht, wie Basel, bekommen hat. Als Fußnote: Man sollte nicht vergessen, dass die Öffentlichkeit lange Zeit die unzutreffende Vorstellung hegte, die US Fed könne sich selbst gegen Insolvenz verteidigen, indem sie ihre Bilanzen mit Vermögensanlagen auspolstert. Das ist nicht korrekt. Diese Vorstellung von unendlicher Schöpfung elektronischen Reichtums zur Abwehr schwerer Insolvenz ist ein haltloser Mythos. Die Fed kann ihren Bilanzen Vermögensanlagen hinzufügen, sie werden aber gegen die Schulden aufgerechnet - unterm Strich also null. Die US Fed geht den Abfluss runter, Richtung Klärgrube, gleich neben Fannie Mae.
USA mit Spekulativkapital-Risiken konfrontiert
Die US Fed steckt in der Falle. Sie hat zwei lausige Alternativen - entweder die Anleiheankäufe im Rahmen von QE fortsetzen oder das Volumen der QE-Anleihemonetisierungen zurückfahren. Beide führen zum totalen Schiffbruch und systemischen Scheitern. Die Fortführung ist der langsame Tod. Die QE-Bremse der schnelle. Sie werden sich für den langsamen Tod entscheiden und auf dem Weg zur ökonomischen Depression die zerstörerischen Auswirkungen auf das Kapital im Allgemeinen leugnen. Damals 2009 hatte Jackass in aller Deutlichkeit gesagt, dass der Fed überhaupt keine Ausstiegsstrategie möglich sei. Damals versuchte die Fed, sich aus der Nullzins-Ecke (also Zerobond-Zinssatz) herauszuwinden. Meine Prognose lautete, sie werde für fast immer fortgesetzt, denn wenn nicht, würde der US-Wirtschaft schnell Schaden entstehen und die steigenden Zinskosten der US-Regierung würden schnell untragbar werden.
Folgendes Argument wurde gebracht: Je länger der Nullzins bleibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass er permanent wird, da gewaltige Mengen Anleihen angekauft wurden, die all große Verluste im Fall steigender Zinssätze erleiden würden. Schlimmer noch: Anhaltende Nullzinspolitik würde auch die Vermögenspreise beeinflussen, und eine Korrektur derselben könne man sich nicht leisten. 2011 begann die Fed mit ihrer QE-Initiative, die mit Anleihemonetisierung verbunden war. Das QE-Programm selbst wurde korrekt von Jackass prognostiziert, und monatelang von der Fed geleugnet. Jackass merkte an, dass die Käufer von US-Staatsanleihen verschwinden würden und dass die wankende US-Wirtschaft nicht genügend indigenes Vermögen generieren würde, um dieses in US-Staatsanleihen zu sparen.