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Clive Maund - Der Bergbausektor ähnelt einem Somme-Schlachtfeld

10.10.2013  |  The Gold Report
Der technische Trader Clive Maund, die treibende Kraft hinter CliveMaund.com, redet in diesem Gold Report-Interview darüber, dass das anhaltende “nackte Shorten" von Edelmetallaktien immens schädlich für den Sektor gewesen ist und ein mit Toten übersähtes Schlachtfeld hinterlassen hat, wie am ersten Tag der Schlacht an der Somme. Das Positive dabei: Er glaubt, dass ihm seine Charts ein Kopf-Schulter-Tief zeigen, welches exzellente Einstiegspunkte ankündigt. Das sind die guten Nachrichten für jene Unternehmen, die Maund in diesem Interview erwähnt und von denen er glaubt, dass sie stark genug sind, diesen Angriff zu überleben.


The Gold Report: Mr. Maund, erklären Sie uns bitte, inwieweit Marktquantifizierungstechniken dem Anleger bei der Vorhersage von Ein- und Ausstiegspunkten für Edelmetallaktien helfen können.

Clive Maund: Das Ziel jener “Quantifizierungstechniken“ ist es, Unterbewertungen und überverkaufte Zustände aufzuspüren. Je größter die Unterbewertung ist und je stärker die überverkauften Zustände sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aktie nach dem Kauf auch steigen wird. Solide Fundamentalanalyse wird sich auf das erstere konzentrieren; sie muss aber auch im Wissen darum praktiziert werden, dass viele Unternehmen ihren wahren finanziellen Zustand verschleiern, oder dahingehend ganz einfach lügen. Mit den traditionellen und bewährten technischen (Chart-)Analysetechniken wird das letztere aufgespürt.


The Gold Report: Was halten Sie von physischen Gold- und Silberbeständen in Form von Barren? Wie bewerten Sie den Kauf oder Verkauf des echten Metalls im Vergleich zum Kauf und Verkauf von Edelmetallaktien?

Clive Maund: Nichts geht über den Besitz physischer Gold- und Silberbarren. Neben dem psychologischen Nutzen, den der Besitz von physischem Gold und Silber bringt - er erzeugt das Gefühl von Wohlbefinden und Sicherheit, das sich, da bin ich mir ziemlich sicher, auch in besserer Gesundheit niederschlägt - hat man schließlich auch Zugang zu echtem Geld. In gewisser Weise ist der Papierwert dieses echten Geldes irrelevant; denn am Ende ist das Papier intrinsisch wertlos, nicht aber das physische Gold und Silber.

Erfahrene Gold- und Silberbarren-Investoren wissen, dass sie getrost den Fiat-Sturm um sie herum ignorieren können; allein der kleine Mann sitzt nervös auf der Stuhlkante und beobachtet die Gold- und Silberkurse in den Fiat-Währungen. In dieser Hinsicht sind Gold und Silber grundsolide. Ziel von Investitionen in oder Trading mit Edelmetallaktien ist es, die potentiellen Gewinne von Gold oder Silber, die in Fiat-Währung bemessen werden, zu hebeln. Und das ist viel riskanter, da jeder einzelne Wert in die Wertlosigkeit abstürzen kann, was bei Gold oder Silber nie passieren kann. Wenn man Edelmetallaktien nicht mit dem Ziel kauft, die potentiellen Gewinne beim Gold und Silber hebeln zu wollen, dann wäre man viel besser beraten, gleich die Metalle zu kaufen.


The Gold Report: Befinden wir uns aktuell an einem optimalen Einstiegspunkt für den Kauf vom Edelmetallaktien? Wenn ja, warum? Wie ließe sich der Kauf von Edelmetallaktien jetzt rechtfertigen, nachdem die Gold- und Silberkurse in diesem Jahr schon so harte Verluste hinnehmen mussten?

Clive Maund: Ich glaube, dass wir einen solchen Einstiegspunkt haben. Gold und Silber wurden in den letzten Jahren kaltgestellt, da “heißes“ Spekulativkapital in Märkte floss, die durch die ungebremste Expansion von Fiat-Währungen in die Höhe getrieben wurden - hier vor allem die Aktien- und Immobilienmärkte. Der Währungsentwertungswettlauf wird mit halsbrecherischer Geschwindigkeit fortgesetzt. Die Federal Reserve, die eigentlich mit gutem Beispiel hätte vorangehen sollen, ist jetzt führend in ihrer zum Scheitern verurteilten und unverantwortlichen Politik der quantitativen Lockerungen (QE), also der betrügerischen Verwässerung der Währung.

Man sollte in diesem Zusammenhang vor allem begreifen, dass zum aktuellen Zeitpunkt schon längst keine Umkehr mehr möglich ist. Vor allem in den USA hat die Fed keine andere Wahl mehr, als QE fortzusetzen oder sogar noch auszuweiten. Das Gerede um das ”Tapering” ist nur ein Ablenkungsmanöver, mit dem man den eigenen Leuten Trading-Gelegenheiten eröffnet, da die Massen jeder Äußerung der Fed Glauben schenken. Tatsache ist, dass die Fed niemals wirklich versucht hat, QE zurückzufahren; die Wirtschaft und die Aktienmärkte würden sofort schwerste Entzugserscheinungen bekommen, und das weiß die Fed auch. Sobald der Markt wirklich begreift, dass die Ausweitung des Geldangebots nicht aufhört, sondern nur noch zunehmen wird, können Gold und Silber nur noch steigen.

Jeder Versuch, die Gold- und Silberkurse durch mächtige plutokratische Körperschaften zu manipulieren, ist zum Scheitern verurteilt, da die Papiermärkte immer irrelevanter werden und von steigenden physischen Käufen an den Rand gedrängt werden. Ich glaube, dass die manipulativen Kräfte am Ende von den physischen Käufen gebändigt werden; die Diskrepanz zwischen Papier- und Metallpreisen wird durch Arbitrage beseitigt oder zumindest eingeschränkt. Mit anderen Worten: Wenn der physische Preis weiter steigt, dann wird auch der Papierkurs nach oben gedrückt, möglichweise mit großen Gezeter und Geschrei, weil sich die Manipulatoren querstellen. Sie können das Unausweichliche aber nicht aufhalten.

Ein weiterer Punkt dazu: In dem Ausmaß, in dem die Manipulatoren die Gold- und Silberkurse in letzter Zeit erfolgreich drücken konnten, in diesem Ausmaß sind sie jetzt auch als Schnäppchen zu betrachten - und in diesem Ausmaß ist auch ihr Erholungspotential zu betrachten, da die Geldmengenausweitung fortschreitet und die gegenseitigen Währungsentwertungen unvermindert fortgesetzt werden.


The Gold Report: Welche Rolle spielt die öffentliche Meinung für die Auf- und Abwärtsbewegungen der Edelmetallaktienkurse?

Clive Maund: Die öffentliche Meinung ist von entscheidender Bedeutung, weil die Öffentlichkeit, in der Masse betrachtet, immer falsch liegt. Was zählt, ist das Ausmaß der öffentlichen Zuversicht, oder wie jetzt gerade, des Pessimismus, und sein Trend. In den letzten Monaten war die Öffentlichkeit extrem negativ gegenüber Gold und Silber eingestellt, und das ist ein Hinweis auf eine wichtige Talsohle. Jetzt beginnt die negative Stimmung der Öffentlichkeit zu sinken, sie ist aber auf keinen Fall schon positiv. Wir haben noch deutlich mehr Aufwärtspotential, bevor die Öffentlichkeit so optimistisch ist, dass man sich Sorgen um ein Top mit Umkehr nach unten machen müsste.


The Gold Report: Welche Effekte haben ungedeckte Edelmetall-Leerverkäufe großer Finanzinstitutionen?

Clive Maund: Das anhaltende “nackte Shorten" von Edelmetallaktien ist immens schädlich für den Sektor gewesen und hat ein mit Toten übersätes Schlachtfeld hinterlassen, wie am ersten Tag der Schlacht an der Somme. Natürlich ist dieser Verkauf ungedeckter Short-Positionen Betrug, bestimmte Firmen können einen Aktie in einem schwachen Marktumfeld bombardieren, bis sie - wie durch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung - kollabiert; dann geht man wieder rein und stellt seine Leerverkäufe billig glatt. Die Aufsichtsbehörden schauen dabei weg und man muss sich fragen, warum das so ist.

Das Positive an all dem ist natürlich Folgendes: Wenn sich der Staub am Ende des Abwärtstrends im Sektor gelegt hat, rappeln sich die überlebenden Unternehmen selbst wieder auf, sie schütteln den Staub ab und können sich in einer Welt umschauen, in der viel Wettbewerb eliminiert wurde - bevor sie mitkriegen, dass genau hinter ihnen ein großes bulliges Raubtier steht, das nur darauf wartet, Unternehmen wegen ihrer Projekte zu schlucken - was dann natürlich auch gut für die Aktionäre ist.




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