Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Nicht auf ewig: JP Morgans perfekte Silbermanipulation

21.10.2013  |  Theodore Butler
Silbermanipulation - zu diesem Thema wird viel geschrieben, aber nicht viele haben begriffen, wie sie wirklich funktioniert. Im Zeitalter des Algorithmus-Tradings (am besten bekannt unter dem Namen High Frequency Trading) ist es möglich, manipulative Tricks ganz clever einzubringen. Der “intuitive” Weg der Abwärtsmanipulation eines Rohstoffkurses ist der Leerverkauf bei steigenden Preisen. JP Morgan kann aber anders. Es ist kein Zufall, dass die Manipulationsstrategie dieser Bank so clever ist, dass die meisten deren Funktionsweise nicht verstehen; das ist die perfekte Manipulation.

Dieser Artikel bringt Licht in die genaue Funktionsweise der Manipulation der Silberkurse durch JP Morgan. Er stößt ins Zentrum der manipulativen Tricks vor. Der Autor ist natürlich Ted Butler, der über vier Jahrzehnte Erfahrung an den Edelmetallmärkten verfügt und sich auf die Papier-(Futures)-Markt spezialisiert hat. Dieser Artikel beschreibt und erklärt die Funktionsweisen wie kaum ein anderer zuvor. Er ist Pflichtlektüre für Edelmetallenthusiasten, aber auch für professionelle und private Investoren, weil die immer noch laufende Manipulation enden muss und deutlich steigende Preise zur Folge haben wird.


Bei einem Vergleich zwischen dem Fall des “Londoner Wals“ und der COMEX-Silbermanipulation kommt es hauptsächlich auf die Unterschiede an. Ganz einfach ausgedrückt, heißt das, dass JP Morgans “Londoner Wal"-Manipulation eine simple Kursmanipulation mit komplexen Wertpapieren war. Beim Silber ist JP Morgans Kursmanipulation komplex, findet aber bei einem einfachen Rohstoff statt. Das möchte ich näher erklären.

Die Londoner-Wal-Manipulation war dahingehend simple, dass sie streng den Mustern vorhergehender Manipulationen folgte, darunter solche Manipulationsfälle wie die Silbermanipulation der Hunt Brothers und der Sumitomo-Fall beim Kupfer. Es wurden kontinuierlich Positionen aufgestockt, welche den Kurs zu Gunsten des Manipulators bewegten. Schließlich fiel der Kurs so aus dem Rahmen jeglicher Angebots- und Nachfragekräfte, dass die ganze Sache in sich zusammenbrach und die Manipulatoren auf großen Verlusten sitzenblieben und die Manipulationsversuche aufgedeckt wurden.

Beim COMEX-Silber geht JP Morgan anders vor. Anstatt Silber bei sinkenden Kursen leerzuverkaufen (wie im Fall des Londoner Wals), verkauft JP Morgan nur dann zusätzliche Mengen Silber leer, wenn die Preise steigen. Nachdem das neue Kaufinteresse mit diesen zusätzlichen Leerverkäufen gesättigt wurde, verursacht JP Morgan einen Kursrückgang (mit Hilfe des manipulativen Instruments des Hochfrequenzhandels) und stellt seine Leerverkäufe bei gesunkenen Kursen und mit hohen Gewinnen glatt.

Der Schlüssel zur Silbermanipulation ist JP Morgans dominanter Marktanteil oder JPMs Market Corner auf der Leerverkäuferseite (genau wie im Fall des Londoner Wals), dennoch gab es einige wichtige Außenfaktoren, die zur Silberkursmanipulation beigetragen haben. Der wichtigste sind die modernen Trading-Mechanismen - vom Hochfrequenzhandel bis hin zur Teilnahme technischer Trader und Fonds, die mechanisch und konsequent auf Grundlage von Kurssignalen kaufen: Sie kaufen, wenn die Kurse steigen, und sie verkaufen, wenn die Kurse fallen. Die technischen Fonds sind die “Befähiger", die es JP Morgan erlauben, Silber bei hohen Kursen zu verkaufen und bei niedrigen zu kaufen. Diese technischen Fonds und Trader sind wichtige Beitragsleistende zur perfekten Manipulation.

Wie ich mitbekommen habe, ist die intuitive Reaktion auf jedem Kurstiefschlag an den Silber- und Goldmärkten, dass JP Morgan und andere Trader aus der Kategorie der Commercials den Markt durch den Verkauf von tausenden von Kontrakten in die Tiefe bomben. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Ja, JP Morgan treibt die Kurse an diesem großen Verlusttage in die Tiefe, aber nicht durch den Verkauf enormer Mengen von COMEX-Silber-Short-Kontrakten. JP Morgan bringt den Kursschneeball auf seinem Weg bergabwärts ins Rollen, und zwar indem die Bank eine kleine Menge von Short-Kontrakten zu kritischen Zeit- und Kurspunkten verkauft, in der Absicht, auch die Tech-Fonds zum Verkauf viel größerer Mengen von Short-Kontrakten zu animieren (die JP Morgan und andere Commercials dann kaufen).

Das ist eine wichtiger Bestandteil der perfekten Marktmanipulation beim Silber, und auch der Grund, warum sie so lange bestehen konnte. JP Morgan kann sich immer darauf berufen, man sei an diesen großen Verlusttagen beim Silber (und Gold) unterm Strich doch Käufer gewesen, wie sich auch immer wieder anhand der Commitment of Traders-Berichte zeigen lässt. Das ist für sich genommen ein entscheidender Verteidigungspunkt gegen die Anschuldigungen, JP Morgan würde den Silberkurs manipulieren, denn wie zum Teufel kann man nur der Manipulation beschuldigt werden, wenn man an großen Verlusttagen kauft? Mehr als jeder andere Faktor ist dies bislang das hauptsächliche Hindernis für die Beendigung der Silbermanipulation gewesen. Aber auch das erklärt noch nicht den gesamten Sachverhalt.

JP Morgans wahre Straftat liegt in der Fähigkeit der Bank, bei steigenden Kursen unbegrenzte Mengen an Silber-Short-Kontrakten an der COMEX leerverkaufen zu können, so dass bislang ungekannte Marktanteile und Konzentrationsniveaus erreicht wurden. Im Dezember 2009 hielt JP Morgan mehr als 40% des gesamten Short-Interest am COMEX-Silbermarkt, und war auch schon zu anderen Gelegenheiten dieser Marke recht nah gekommen. Meinem Wissen nach hat es in einem wichtigen Markt noch niemals zuvor einen größeren Marktanteil oder eine größere “Market Corner“ gegeben. Mit JP Morgans unbegrenzten Leerverkäufen wird zwangsläufig das Kaufinteresse der technischen Akteure bedient, irgendwann verwandeln sich diese technischen Käufe aber in Verkäufe; und JP Morgan arbeitet daran, die technischen Fonds zum Verkauf zu bewegen. Wenn JP Morgan dann Positionen zurückkauft, macht die Bank illegalerweise Kasse und stellt die eigenen manipulativen Silber-Short-Positionen, die zuvor zu höheren Kursen verkauft wurden, glatt.

Was ich heute und schon seit vielen Jahren beschrieben habe, scheint das perfekte Marktverbrechen zu sein, das ewig andauern könnte - nur dass es eben nicht ewig andauern kann. Wie kann ich mir da so sicher sein? Zum einem auch wegen des Londoner Wals. Auch wenn JP Morgans Advokatenarmee den exakten Wortlaut für die Einigung zurechthämmerte, um weitere Zivilrechtsprozesse zu begrenzen, so ist doch eines klar: JP Morgan war schuldig, die Wertpapiere eines wichtigen Kreditmarktes manipuliert zu haben. Da die US-Bundesenergieaufsichtsbehörde in diesem Jahr auch schon wegen Strompreis-Manipulationen gegen JP Morgan ermittelte, lässt sich zweifellos feststellen, dass JP Morgan in punkto Marktmanipulation ein Serientäter ist. Diese Manipulationen haben einen gemeinsamen Nenner - einen exzessiven und dominanten Marktanteil, der durch schmutzige Tricks verstärkt wird.

Die wichtigste “Versicherung” für das kommende Ende der COMEX-Silbermanipulation sind die Auswirkungen des künstlich gedrückten Silberpreises auf das reale Angebot und auf die reale Nachfrage. In ihrer Verfügung zum Londoner-Wal-Fall maß die Kommission den Auswirkungen von Preismanipulation auf die legitimen Angebots- und Nachfragekräfte großes Gewicht bei. Silber ist jetzt der Ground Zero, was die möglichen Auswirkungen von Manipulation angeht, da der Silberpreis unter die Produktionskosten vieler Bergbauunternehmen gedrückt wurde. Der Silberpreis muss mit der Zeit wieder über die Produktionskosten steigen. Angesichts der aktuellen Umstände für JP Morgan muss das aber nicht mehr lange dauern.

Seit Jahren sage ich, dass es letzten Endes darauf ankommt, ob JP Morgan bei der nächsten Silberkursrally wieder neue Short-Kontrakte etabliert, so wie die Bank es bei jeder Silberrally in den letzten fünfeinhalb Jahren getan hat. Das ist meiner Überzeugung nach jetzt das kritische Element - mehr als jemals zuvor. Einfach ausgedrückt: Wenn JP Morgan keine weiteren neuen Short-Positionen am Silbermarkt etabliert, dann ist die Manipulation vorbei. Eines Tages wird JP Morgan keine neuen Silber-Short-Positionen mehr etablieren, und es gibt Hinweise darauf, dass diese Zeit möglicherweise gekommen ist. Ja, ich weiß, dass sich die CFTC bei den Untersuchungen des Silberterminmarktes aus ihren Verpflichtungen gestohlen hat, indem sie JP Morgan nicht verurteilte; ich bin aber immer noch überzeugt davon, dass dies aus Sorge um die Haftungspflichten geschah, die auf JP Morgan und das Finanzsystem zukommen würden.


© Theodore Butler

Dies war ein Auszug aus Ted Butlers Abo-Newsletter. Den Lesern wird empfohlen, ein Abonnement unter www.butlerresearch.com zu erwerben; die Newsletter enthalten qualitativ höchstwertigste Gold- und Silbermarktanalysen. Seit 4 Jahrzehnten hat sich Ted Butler auf Edelmetallmarktanalysen spezialisiert.

Dieser Artikel wurde am 17.Oktober 2013 auf www.goldsilverworlds.com veröffentlicht und für GoldSeiten übersetzt.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"