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Wall Street statt Main Street: Ehemaliger Fed-Manager packt aus

13.11.2013  |  Redaktion
Andrew Huszar, Seniorpartner der Rutgers Business School und ehemaliger Geschäftsführer von Morgan Stanley, hat jahrelang für die US-Notenbank gearbeitet und war dabei von 2009 bis 2010 mit der Durchführung der ersten Phase der quantitativen Lockerung betraut - aus heutiger Sicht ein großer Fehler, wie er in einem gestern auf Zerohedge erschienenen Artikel zugibt, in dem er sich auch bei der Bevölkerung der USA entschuldigt.

Was als Experiment unter dem Namen "Credit Easing" begann und in Zeiten der Wirtschaftskrise der Rettung der Main Street dienen sollte, nachdem sich das Troubled Asset Relief Program nicht bewährte und fast zwei Millionen Amerikaner ihren Arbeitsplatz verloren, hat sich inzwischen in eine Endlosschleife verwandelt, deren primärer Profiteur das Bankensystem der USA ist. Das ursprüngliche Ziel, mittels Anleihekäufen die Kreditbedingungen für Haushalte und Unternehmen zu verbessern und so deren Verluste zu mildern, wurde damit weit verfehlt.

Huszar, der zuvor verstärkt an der Unabhängigkeit der Fed gezweifelt und die Notenbank verlassen hatte, wurde im Frühjahr 2009 angeboten, die Durchführung eines Programms zu leiten, in dessen Zentrum der Kauf von Hypothekenanleihen im Wert von 1,25 Billionen US-Dollar in gerade einmal zwölf Monaten stand - eine absolute Neuheit, denn in ihrer 100-jährigen Geschichte hatte die US-Notenbank niemals auch nur eine Hypothekenanleihe erworben.

Doch mit der Zeit seien seine Zweifel zunehmend zurückgekehrt, fährt Huszar fort. Kredite wurden durch das Programm, entgegen der Beteuerungen der Fed, keineswegs zugänglicher für den Durchschnittsamerikaner, da die Wall Street das meiste Geld verschlang. Warnungen wurden laut, was den Nutzen der quantitativen Lockerung betraf, stießen jedoch auf taube Ohren. Während für die Bevölkerung also die erhoffte Wirkung ausblieb, erblühte die Wall Street und erlebte mit 2009 das profitabelste Jahr in ihrer Geschichte. Und so folgte auf die erste Phase der quantitativen Lockerung eine zweite und die Geldpolitik verselbständigte sich.

Heute kauft die Fed Monat für Monat Anleihen im Wert von 85 Milliarden US-Dollar. In nur fünf Jahren haben sich die Anleihekäufe auf über vier Billionen US-Dollar summiert und wurden damit zur größten Regierungsintervention an den Finanzmärkten, die die Welt je gesehen hat.

Das Resultat dieser horrenden Summen jedoch ist mehr als dürftig. Selbst den sonnigsten Berechnungen zufolge, so Huszar, hat die quantitative Lockerung der US-Wirtschaft zu einem Wachstum von allenfalls einigen wenigen Prozentpunkten verholfen. Von der Fed unabhängige Berechnungen suggerieren uns sogar, dass das Programm bis dato gerade einmal 0,25% des Bruttoinlandsprodukts einbrachte. Mit anderen Worten: Die Fed hat mehr als vier Billionen US-Dollar gedruckt und ausgegeben, um die Wirtschaftsleistung letztlich gerade einmal um ein Hundertstel dessen zu unterstützen.

Die quantitative Lockerung hat demnach nicht funktioniert - es sei denn, man betrachtet sie aus dem Blickwinkel der Wall Street. Nachdem hunderte Milliarden US-Dollar in undurchsichtige Subventionen flossen, haben sich die Aktien der US-Banken seit März 2009 etwa verdreifacht und aus den größten dieser Banken, den oberen 0,2%, hat sich ein Kartell formiert, das heute 70% der Vermögenswerte der US-Banken kontrolliert.

Der Normalbürger bleibe bei alledem auf der Strecke, so Huszar abschließend. Die quantitative Lockerung habe Washington die Dringlichkeit genommen, zu intervenieren und die wahre Krise zu konfrontieren - die der strukturell unsoliden US-Wirtschaft. Die Fed unter der Führung Bernankes fahre unterdessen wie gehabt fort und auch eine Janet Yellen werde daran nichts ändern, getreu dem Motto: Lieber irgendwelche Maßnahmen als keine.


© Redaktion GoldSeiten.de



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