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Ausblick 2014

20.01.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 6 -
Das zweite Zitat stammt von Friedrich August von Hayek (1899 - 1992): "[J]eder andauernde Preisanstieg [ist] gefährlich, weil wir, sobald wir beginnen, auf seine stimulierende Wirkung zu vertrauen, schon auf einen Kurs festgelegt sein werden, der uns keine Wahl läßt, als entweder mehr Inflation zu bekommen oder für unseren Fehler durch Rezession oder Depression zu bezahlen."

Wenn Rezession-Depression stärker gefürchtet wird als Inflation, schwenkt die Zentralbank früher oder später auf eine Inflationspolitik ein. Wie die Dinge stehen, wird heute die Geldmengenausweitung der Rezession vorgezogen. Und in dem Fall sind die politischen Weichen auf Geldentwertung gestellt.


Rohstoff- und Edelmetallmärkte

Die Rohstoffpreise haben seit 2011 auf die Konjunkturverbesserungen nur wenig reagiert. Nach wie vor befinden sie sich in einer Seitwärtsbewegung. Die Angebotssituation deutet bei vielen Rohstoffen auf keine akute Knappheit hin.

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Quelle: Bloomberg


Ein weiterer Grund für die jüngst recht verhaltene Rohstoffpreisentwicklung dürfte der Rückzug vieler institutioneller Investoren aus dem Markt für handelbare Rohstoffe sein.

Gerade die institutionelle Nachfrage nach Rohstoffengagements hatte die Prei-se ab etwa 2002 stark angehoben bis etwa Mitte 2008 - begünstigt von einem Umfeld niedriger Zinsen und einem hohen Risikoappetit der Investoren.

Eine verhaltene Gangart der internationalen Konjunkturen spricht nicht für einen unmittelbaren markanten Anstieg der Rohstoffpreise. Ein merklicher Preisschub wäre dann zu erwarten, wenn die Zentralbanken - angesichts wachsen-der Schuldenprobleme - auf eine für alle sichtbare Politik der höheren Inflation überwechseln.

Die Preise der Edelmetalle dürften vor allem durch vier Nachfragefaktoren maßgeblich beeinflusst werden: (1) der internationalen Konjunkturentwicklung, (2) den Geldpolitiken, (3) der Nachfrage von Seiten institutioneller Investoren, und (4) den "Krisensorgen". Nachstehend sollen unsere Überlegungen dazu kurz aufgezeigt werden, verbunden mit einer kurzen Anmerkung zur Angebotsseite (5).

Ad (1): Die Aussicht auf eine weitere Verbesserung der Weltwirtschaftslage sollte dazu beitragen, die Preise für Platin- und Palladium- Edelmetalle tendenziell zu unterstützen: Eine steigende Produktion - vor allem im Automobilbereich, aber auch in anderen industriellen Anwendungen - dürfte die Nachfrage nach den Weißmetallen steigen lassen (relativ zum Angebot). Für die Preise von Gold und Silber sollte eine konjunkturelle Erholung hingegen tendenziell dämpfend wirken: Die (preiswirksame) Investitionsnachfrage zu Absicherungszwecken lässt nach.

Ad (2): Die Geldpolitiken dürften die Zinsen zwar auf absehbare Zeit sehr niedrig halten. Allerdings scheinen sie es doch zuzulassen, dass die mittel- und langfristigen Nominalzinsen leicht über ihre bisherigen Tiefststände ansteigen. Schon ein leicht höheres Zinsniveau dämpft die Edelmetallnachfrage zu Anlagezwecken: Steigt der Zins, so wird die Edelmetallhaltung "teurer" (dem Halter entgehen Zinserträge, die er anderweitig verdienen könnte). Das sollte vor al-lem die Gold- und Silberpreise dämpfen.

Ad (3): Besonderes Augenmerk verdient die Nachfrage seitens der institutionellen Investoren (Hedge Funds, Kapitalanlagegesellschaften etc.), vor allem bei Gold und Silber. Aus unserer Sicht war es vor allem der merkliche Abbau der Goldbestände, die bislang von Exchange Traded Funds (ETFs) gehalten wurden, die den Goldpreis stark gedrückt haben. Der Abfluss der Anlagegelder, die in-stitutionelle Investoren in ETFs investiert hatten, führt(e) zu einem anhaltend starken Verkaufsdruck im physischen Markt.

Wie weit der Abfluss aus den ETFs noch gehen wird, lässt sich nicht mit hinreichender Gewissheit sagen. Derzeit belaufen sich die Goldbestände in den Händen der ETFs auf mehr als 56 Millionen Feinunzen - das ist immer noch doppelt so viel wie Anfang 2008, dem Jahr, in dem die amerikanische "Subprime Krise" zur internationalen Krise wurde. Die ETF-Edelmetallbestände sind und bleiben daher eine mögliche Quelle für erhebliche Preisschwankungen bei den Edelmetallen (und die die Preise in kurzer Zeit sowohl nach oben als auch nach unten treiben können).

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Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen


Ad (4): Zwar ist die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht überwunden. Allerdings haben die "Rettungspolitiken" der Regierungen Wirkung gezeigt: Die "Panik" wurde erfolgreich aus den Finanzmärkten vertrieben. Die Risikoaufschläge auf Anleihezinsen sind merklich geschwunden, und die Konjunkturen zeigen (so die verbreitete Interpretation) Besserungstendenzen. Die lockeren Geldpolitiken haben damit (zunächst) auch die Edelmetallnachfrage zu Versicherungszwecken zurückgedrängt.

Ad (5): Die Preisrückgänge der Edelmetalle führen dazu, dass sich das Angebot verknappt. Bei gesunkenem Marktpreis wird es für Minenunternehmen weniger attraktiv, ihre Produktion auszuweiten. Zudem führt ein gesunkener Preis auch dazu, dass einige Minenunternehmen nicht mehr profitabel wirtschaften und ihre Produktion einstellen. (1) Und nicht zuletzt wird ein gesunkener Marktpreis für Edelmetalle das Recycling- und damit auch das Marktangebot insgesamt verringern.

Zusammengenommen haben diese Überlegungen dazu geführt, dass wir die aktuellen Prognosen gesenkt haben im Vergleich zu den bisherigen Prognosen vom Oktober 2013 (siehe hierzu die übernächste Übersicht).

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Quelle: Eigene Schätzungen. *Siehe hierzu Degussa Marktreport, 20. Dezember 2013, S. 9; die Prognosen reichten bis zum zweiten Quartal 2014





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