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Zum Glück hatten wir Gold gekauft

05.12.2005  |  Marco Feiten
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"Ja, aber das Ende der Welt sehe ich nach wie vor nicht" entgegnete mein Vater. Opa blickte mit düsterer Mine. "Wir erleben einen Transfer von Wohlstand in die Schwellenländer. Doch wie sollen dann die Schulden der Industrienationen beglichen werden? Die Bürger und Unternehmen sind selbst in nicht unerheblichem Maße verschuldet. Durch den demografischen Wandel wird langfristig zudem das Potenzial jener welche in der Lage sind diese Schulden zu tilgen verringert. Die Baby Boomer, die geburtenstarken Jahrgänge werden sehr bald in den Ruhestand gehen.

Die arbeitende Bevölkerung soll demnach die eigene Vorsorge, die Rente der Baby Boomer, den eigenen Konsum und die stetig wachsende Staatsverschuldung schultern - und dies bei steigenden Preisen und damit real fallenden Einkommen. Der Druck wird immer stärker werden." Allmählich verstanden wir worauf Opa hinaus wollte. Aber warum dann Gold kaufen? "Global betrachtet haben wir eine Schulden- und Vermögensblase.

Die Vermögensblase schwappt von einem Sektor in den nächsten, immer auf der Suche nach Ertrag und führt dort zu Preisblasen. Ich erkannte das bereits 1998 als die Mania bei Technologieaktien lief. Zu jener Zeit wollte niemand etwas von Rohstoffen und rohstoffreichen Ländern wissen. Heute sieht das natürlich anders aus. In Australien wurden gar Minenunternehmen zu Internetgesellschaften transformiert.

Viel zu spät haben die Notenbanken gegen gesteuert. Mit dem Platzen dieser Blase begann die nächste - im Immobilien- und Anleihenmarkt. Hier steht das nächste Beben an, auch wenn es wohl zunächst nicht so dramatisch wie der Aktiencrash werden wird.

Die Menschen werden einen "sicheren Hafen" suchen, nicht unbedingt als Anlage sondern im Hinblick auf die steigenden Preise und die ungewisse Entwicklung im Nahen und Mittleren Osten zum Erhalt der Kaufkraft. Kauft physische Edelmetalle, denn wenn das Ende der Welt kommt werden Papierkonstrukte keinen Wert mehr haben."

Wie Recht er damit behalten sollte. Als die USA im Frühjahr 2006 in Syrien einrückten dauerte es nicht lange bis der Iran den US-Truppen in den Rücken fiel. Israel reagierte umgehend mit Luftschlägen gegen den Iran. Ein gewaltiger Aufruhr erfasste die Menschen in der islamischen Welt. In Saudi Arabien kam es zu einem Umsturz und die Sauds mussten aus ihrem Land fliehen. Nachdem der Iran versuchte die Straße von Hormuz zu blockieren besetzen US-Truppen unterstützt durch NATO-Truppen die erdölreichen östlichen Teile Saudi Arabiens.

Der Erdölpreis war zwischenzeitlich auf fast 200 US-Dollar gestiegen, der Goldpreis erreichte gar über 1.000 US-Dollar und es kam zu einem Crash der globalen Anleihenmärkte. Zahlreiche Verwerfungen bei Hedgefonds lösten eine zerstörerische Kettenreaktion bei den Derivaten aus welche das Finanzsystem drohte aus den Angeln zu heben. Nur durch eine konzertierte Aktion der Notenbanken bei welcher teils ganze Banken aufgekauft wurden konnte man eine Stabilisierung erreichen.

China gab Ende 2007 seine Währungsanbindung an den US-Dollar auf um die extremen Preissteigerungen bei Rohstoffen kompensieren zu können. Dies führte jedoch zu einer neueren Welle steigender Preise weil dadurch alle chinesischen Produkte teurer wurden und andere asiatische Länder dem Vorgehen Chinas folgten. Nach den Olympischen Spielen 2008 fiel China in Taiwan ein, was weltweit Empörung hervorrief.

Die USA - militärisch wegen des noch immer lodernden Krieges im Nahen und Mittleren Osten völlig überlastet - reagierte mit strengen Handelssanktionen, was jedoch die Preise im Inland umso schneller steigen ließ. Es kam weltweit immer mehr zu sozialen Massenunruhen. Der Konflikt zwischen den USA und China spitze sich indes weiter zu, während sich die Lage im Mittleren Osten nicht wesentlich besserte.

Im Sommer 2009 entsandte China ausgerüstet mit hochmoderner russischer Kriegstechnologie Truppen in den Mittleren Osten - offiziell zur Stabilisierung, doch allen war klar dass China nicht akzeptieren würde dass sich die USA bzw. die NATO die gesamten Erdölreserven des Mittleren Osten einverleiben würden. Die Medien verbreiteten immer mehr Panik und längst war vom 3. Weltkrieg die Rede.

Opa sollte Recht behalten: Jenen Anteilseignern von Papierinstrumenten die nach dem "Derivate-Unfall" Ende 2006 weiter auf Papierlösungen setzten wurde nun massenhaft durch die Emittenten gekündigt und eine "faire Prämie" überwiesen, welche aber nicht im Ansatz den Buchgewinnen entsprach die sich angehäuft hatten. Edelmetalle waren kaum noch physisch erhältlich, wer welche bekommen hatte war nicht bereit zu verkaufen. Eine neue Verkaufswelle erfasste die weltweiten Finanzmärkte.

Panikartig versuchten Anleger von Finanz- in Sachwerte zu wechseln was die Immobilienmärkte zunächst stützte. Die Preise für Edelmetalle schienen täglich um drei bis fünf Prozent zu steigen - der Goldpreis notierte inzwischen in US-Dollar wie auch in Euro über der Marke von 2.000. Im Herbst 2009 wurde dann zunächst in den USA und dann auch an anderen Weltbörsen der Handel "auf unbestimmte Zeit" hin ausgesetzt.

Zu einem Krieg zwischen China und den USA kam es indes nicht. Die Truppen wurden Ende 2010 großteils zurückgerufen, um im Heimatland die soziale Ordnung zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Die Geschehnisse in New Orleans nach dem Hurrikan in 2005 wurden noch weltweit mit Entsetzen verfolgt - nun sah es in nahezu allen Ländern ähnlich aus.

Im Sommer 2010 kam es zum finalen Zusammenbruch des Weltwährungssystems. Was man noch vor einigen Jahren eher symbolisch betrachtet hatte wurde Wirklichkeit: Hubschrauber ließen Geldscheine auf die Städte prasseln weil es kein Bargeld mehr gab. Opa hatte schon früher einmal davor gewarnt dass es zwar zu viel Buchgeld gäbe, aber nur wenig gedrucktes Zentralbankgeld. Solange die Märkte einwandfrei funktionierten war das kein Problem, doch als 2009 die Börsen den Handel aussetzen und auch nach Wochen nicht wieder aufnahmen fehlte es an Möglichkeiten an Geld zu kommen.


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