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Interview mit James Turk: Gold, Dollar und Welt-Geld-Politik (Teil 1/2)

05.05.2014  |  James Turk
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Daily Bell: Schauen wir nach China. Was passiert gerade mit dem Yuan?

James Turk: Er hat sich abgeschwächt, das ist aus meiner Sicht der wesentliche Punkt. Ob diese Abschwächung nun auf das Konto vorsätzlicher Maßnahmen der Regierung zur Exportankurbelung geht, oder Folge von Marktprozessen ist, ist irrelevant. Es zeigt, dass die chinesische Wirtschaft mit Problemen zu kämpfen hat. Das wundersame Wachstum der letzten Jahre geht zu Ende.


Daily Bell: Wir sind nicht der Meinung, dass es der chinesischen Wirtschaft sonderlich gut geht. Es klingt, als würden Sie zustimmen.

James Turk: Ja, ich stimme voll und ganz zu. Ein Schlüsselfaktor für das Wirtschaftswachstum in China war die Akkumulierung gewaltiger Schuldenmengen, die jetzt untragbar werden - selbst zu den heute relativ niedrigen Zinssätzen. Richtig besorgniserregend ist aber die Tatsache, dass mit diesen Schulden eine Immobilienblase finanziert wurde, wie es sie in Spanien und Irland gegeben hatte. Wir alle wissen, was in diesen beiden Ländern passierte. Wie es scheint, wird auch China bald dasselbe Schicksal erleiden. Ich denke, dass der Höhepunkt der Bubble schon letztes Jahr erreicht wurde, sie ist erst kürzlich geplatzt. In den nächsten Monaten sind düstere Konsequenzen zu erwarten, die auch die ganze Welt zu spüren bekommen wird.


Daily Bell: Wer kauft Gold in China? Staatliche Stellen? Privatleute? Wie sieht der Plan aus, aus chinesischer Sicht, was das Gold angeht?

James Turk: Der chinesische Staat baut seine Goldreserven nun schon seit 15 Jahren aus. Allerdings hält man diese Käufe geheim, dem IWF werden die Erhöhungen der staatlichen Goldreserven nun dann mitgeteilt, wenn die Regierung das für vorteilhaft hält. China hatte seine Goldreserven zum letzten Mal 2009 offengelegt, damals ließ man verlauten, man habe die nationalen Goldreserven seit 2003 um 600 Tonnen auf 1.054 Tonnen ausgebaut. Ich glaube, dass die chinesischen Goldreserven bis heute auf mindestens 2.500 Tonnen angewachsen sind. Aber auch Privatpersonen kaufen Gold. Diese Kaufmengen sind sogar noch größer gewesen als die der chinesischen Regierung. Zusammengenommen ist China zu einem dominanten Akteur am Goldmarkt geworden.


Daily Bell: Weiter mit Manipulation… Vor einigen Wochen führten wir ein Interview mit Bill Murphy vom GATA. Was ist Ihre Sicht auf die Goldmanipulation? Fällt die Goldverschwörung in sich zusammen?

James Turk: GATA hat wunderbare Arbeit bei der Enthüllung der Marktmanipulationen durch den Staat geleistet, und ich empfehle allen, auf die Webseite GATA.org zu gehen und hier die über die Jahre gesammelten und zusammengestellten Materialien nachzulesen. Aber eine Verschwörung ist das nicht. GATA hat genügend Dokumente zusammengestellt, darunter auch staatliche Aufzeichnungen, um zu beweisen zu können, dass die Manipulation des Goldmarktes staatliche Politik ist.

Glücklicherweise fechten die Zentralplaner dabei einen verlorenen Krieg aus und sie werden bald das Handtuch werfen, so wie schon im März 1968, als das Zentralbankenkartell namens London Gold Pool zusammenbrach. Sie befinden sich seit Jahren in einem, wie ich es nenne, kontrollierten Rückzug. Sie versuchen, die Kräfte des freien Marktes in Zaum zu halten, welche die Unterbewertung des Goldes erkennen. Diese Kräfte des freien Marktes sind größer als jeder Staat oder jede gemeinsam agierende Staatengruppe, und das bringt mich zu einem interessanten Punkt.

Der Dollar wird ungefähr genauso stark entwertet, wie der Goldpreis seit 1999 gestiegen ist. Also bleibt Gold aktuell so unterbewertet wie schon 15 Jahre zuvor. Der Dollar hat viel Kaufkraft verloren, und ich habe ein gutes Beispiel, um diesen Punkt zu untermauern. Im Juli 1999 beim Goldpreistief von 253,70 $ pro Unze, kostete das Barrel Rohöl 20,28 $. Seither haben sich Gold und Rohöl verfünffacht. Gold konnte seine Kaufkraft über die letzten 15 Jahre halten, der Dollar hingegen verlor 80% seiner Kaufkraft.


Daily Bell: Als der Dollar 2013 gegenüber Gold stieg - oder aber, wie die Landesmedien so gerne sagen, als der Goldpreis fiel - war das eine normale Marktreaktion oder doch etwas anderes?

James Turk: 12 Jahre lang konnten die Zentralplaner den Anstieg des Goldpreises nicht stoppen, und 2013 riss dann diese Serie. Man könnte nun meinen, dass das Verlustjahr 2013 eine normale Marktreaktion gewesen sei, weil es nur selten vorkommt, dass irgend etwas 12 Jahre in Folge steigt - was natürlich dann nicht gelten würde, wenn auch der Dollar 12 Jahre in Folge entwertet wurde. Dann würde man erwarten, dass auch Gold steigt. Nun wurde der Dollar aber auch 2013 weiter entwertet - durch quantitative Lockerungen und andere Entwertungsprogramme, die die US-Regierung betreibt. Und das heißt, dass wir an anderer Stelle nach einer Erklärung für das suchen müssen, was 2013 beim Gold passierte.

Das bringt natürlich den Punkt staatliche Interventionen auf den Tisch, welche die Entwicklungen im letzten Jahr erklären. Die Bullion-Banken, die für die US-Regierung tätig sind, trieben den Goldkurs durch den Verkauf von Papierinstrumenten in die Tiefe - z.B. mit Vorwärtsverkäufen, Futures und Optionen. Das löste anschließend, als der Preis gefallen war, einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach dem physischen Metall aus. Diese Nachfrage wurde dann durch riesige physische Metallmengen befriedigt, die von den westlichen Zentralbanken aufgelöst wurden, und die größtenteils nach China geliefert wurden.


Daily Bell: Die Reaktionen darauf waren aber heftig. Denken Sie, dass die Manipulatoren vielleicht zu weitgegangen sind? Und falls ja, was hätte das in nächster Zeit für den Goldpreis zu bedeuten?

James Turk: Ja, sie haben es zu weit getrieben, in dem Sinne, dass ihre Maßnahmen den Goldpreis auf ganz stark unterbewertete Stände getrieben haben. Wir wissen, dass es so ist, weil Gold im Juli in die Backwardation rutschte - das heißt, dass die Terminhandelskurse unter den Kassapreisen liegen. Und bis heute ist Gold die meiste Zeit über in der Backwardation geblieben, was es noch nie zuvor gegeben hatte. Eine ausgedehnte Backwardation kann nur bedeuten - um eine detaillierte Erklärung an dieser Stelle zu vermeiden - dass Gold bei den aktuellen Notierungen außergewöhnlich günstig ist. Mit anderen Worten: Ein Goldpreis auf so niedrigen Ständen ist eine Anomalie.


Daily Bell: Wird es einen Dominoeffekt beim Silber geben?

Lesen sie weiter: Teil 2 ...


© Anthony Wile
www.thedailybell.com



Dieser Artikel wurde am 27.04.2014 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.


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