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Interview mit James Turk: Gold, Dollar und Welt-Geld-Politik (Teil 2/2)

08.05.2014  |  James Turk
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Daily Bell: Wenn die Machtelite herausgefordert wird, antwortet sie häufig mit dem Mittel des Krieges, um in der Gesellschaft Chaos entstehen zu lassen, und um die Kontrolle zu behalten. Wie steht es um die moderne Kriegsführung?

James Turk: Geopolitik gehört nicht zu meinen Spezialgebieten, ich verfolge die Ereignisse nur, um zu sehen, ob sie Konsequenzen für die Edelmetalle haben könnten. Aber jener "militärisch-industrielle Komplex", vor dem uns Präsident Eisenhower in seiner Abschiedsrede gewarnt hat, scheint heute noch größere Kontrolle zu haben als in jenen Tagen. Man darf also davon ausgehen, dass die Kriegstreiber so weiter machen werden wie bisher.


Daily Bell: Was passierte in der Ukraine? Laufen die Dinge, aus Sicht des Pentagons, wie geplant? Wir sind ganz offensichtlich der Auffassung, dass der Westen hinter diesen Unruhen steckt.

James Turk: Die Krim war bis 1954 Teil Russlands, dann schenkte der sowjetische Parteiführer Nikita Chruschtschow sie der Ukraine anlässlich des 300-jährigen Bestehens des Freundschaftsabkommens. Damals konnte er wohl kaum ahnen, welche Konsequenzen das sechs Jahrzehnte später haben würde. Ich weiß nicht, wer hinter den Unruhen steckt; ganz typisch ist aber wieder, dass sich die Autokraten beider Seiten auf die falsche Sache konzentrierten. Sie konzentrierten sich auf Grenzen, die ja nichts als künstliche Konstrukte sind, welche an den Konferenztischen erdacht wurden; man hätte sich stattdessen auf die Rechte der Individuen konzentrieren sollen.

Den Ukrainern auf der Krim sollten dieselben Rechte garantiert werden, wie den Russen dort, genauso sollte man dafür sorgen, dass die Russen in der Ostukraine dieselben Rechte bekommen wie die Ukrainer. Da man stattdessen aber Grenzen in den Mittelpunkt rückt, würde es mich nicht überraschen, wenn die Krise in der Ukraine wie die im Balkan eskaliert, wo die Grenzen wichtiger wurden als die Rechte von Menschen.


Daily Bell: Geht Putin seinen eigenen Weg, abseits des Westens? Wir denken, dass er letztendlich ein Geschöpf des Westens ist; aber vielleicht haben Sie eine andere Meinung.

James Turk: Ich weiß es wirklich nicht. Aber was Politiker angeht - ob im Osten oder im Westen - habe ich eine Faustregel. Ich traue ihnen solange nicht, bis sie bewiesen haben, dass sie fortwährend ihr Möglichstes geben - ob nun durch Taten, Ansprachen oder was auch immer - um unter Aufwendung aller ihrer Fähigkeiten den Schutz des unveräußerlichen Recht eines jeden auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück zu garantieren. Abgesehen von Ron Paul und vielleicht noch ein paar anderen gibt es nicht viele Politiker, denen ich traue oder die ich respektiere.


Daily Bell: Wir neigen zur Meinung, dass sich die Bankenelite dafür entschieden hat, aggressiv in Richtung einer globaleren Währung sowie einer einzigen Zentralbank hinzuarbeiten. Wird der Dollar über die Zeit hinweg vorsätzlich geschwächt?

James Turk: Ich glaube, das wäre tatsächlich eine Möglichkeit. Man zerstört den Dollar, um dann einen supranationalen ‘Amero‘ für den Binnengebrauch einzuführen, um eine nordamerikanische Entsprechung des Euro zu haben. Dann weitet man den Gebrauch der Sonderziehungsrechte des IWF auf globaler Ebene aus. Was sie aber nicht machen werden, ist die Rückkehr zum konstitutionellen Geld - Gold und Silber.


Daily Bell: Arbeiten die Top-Entscheidungsträger in den BRICS und China - ja selbst in Russland - gerade daran, den Dollar mit dem Segen der BIZ, etc. zu ersetzen? Findet hier vielleicht sowas wie "geheime" Geschichtslenkung im 21.Jahrhundert statt?

James Turk: Es würde mich sehr überraschen, wenn die Shanghai Cooperation Organization keine Pläne für ein russisch-chinesisch dominiertes Geldsystem entwickelt, das außerhalb der Dollar-Sphäre operiert. Auch wenn China sich nicht mit Russland zusammenschließen würde, so unternimmt das Land doch Schritte hin zur Aufwertung des globalen Status des Yuan.

Wie man vielleicht mitbekommen hat, wird bei allen bilateralen Geschäften, die China mit den verschiedensten Ländern arrangiert, der Yuan gegen die Währung des Handelspartners getauscht - wobei der Dollar grundsätzlich gemieden wird. Die Finanzsanktionen, die die USA in den letzten Jahren durchgesetzt haben - zum Beispiel gegen den Iran oder jetzt auch gegen bestimmte russische Personen - beschleunigen ja nur diesen russisch-chinesischen Prozess zur Schaffung eines Geldsystems außerhalb des US-Dollars.

Die große Frage ist natürlich, werden diese Länder dann wieder auf Gold zurückgreifen? China könnte mit Blick auf die eigenen Dollar-Reserven recht einfach zum Gold zurückkehren. Sie müssten einfach nur einen fairen Preis festsetzen, der, wie wir in “The Money Bubble“ erklären, bei mindestens 12.000 $ pro Unze liegen müsste, dieser Preis würde den Yuan dann auch als spezifisches Goldgewicht definieren. Anschließend würde China diese Dollar- oder Yuan-Mengen ganz einfach für jede ihnen angebotene Goldunze eintauschen, so wie es unter dem klassischen Goldstandard geschah; damit würde der Yuan zur bevorzugten Währung der Welt werden.





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