Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Inflation als Schuldentilgungs-Vehikel

24.05.2014  |  Hans-Wolff Graf
Wie ein Mantra beten die Politiker - teils aus völliger Unkenntnis der Zusammenhänge, teils in bewußter Täuschungsabsicht - den Evergreen "Inflation ist besser als Deflation"!

Perverserweise führen sie hierbei auch noch den mit Inflation zumeist einhergehenden Zuwachs an den jeweiligen Leitindizes der Börsen als "Beweis" an; da der DAX in den letzten Wochen hierzu nicht wirklich taugte, mußte für diese perfide Argumentation der Nikkei herhalten. Interessanterweise ist aber gerade der Letztgenannte ein Beispiel dafür, daß eine Deflation weder die Bürger in den Wahnsinn oder in erhöhtes Suizid-Verhalten treibt, noch die absolute Schuldenquote dadurch steigt.

Im Gegenteil, durch die Abwertung des Yen, der seit 2011 fast 30% seines Wertes verloren hat, hat sich der absolute Schuldenstand der privaten wie auch der öffentlichen Haushalte im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt sogar leicht reduziert.

Erst kürzlich (und aus völlig anderen Gründen) steigt die Staatsverschuldung Japans wieder. Einerseits werden natürlich zwar Japans Exporte billiger (sofern die Handelswährung nicht auf US-$ oder Euro lautet), andererseits verteuern sich (regelmäßig in anderen Währungen laufende) Importe, was sich speziell bei Rohstoffen - daran mangelt es Japan - besonders negativ auswirkt. Ein ähnliches Beispiel liefert Indien, bzw. - genau umgekehrt - Brasilien; der asiatische Subkontinent verzeichnet real ein leicht steigendes Bruttoinlandsprodukt.

Durch seine stark schwächelnde Rupie steigen nun einerseits (wenngleich in überschaubarem Maße) die Exporte, gleichzeitig schwächen sich aber die Importe ab, während in Brasilien der fallende Wert des Real nur dank der steigenden Rohstofferlöse (die traditionell fast ausschließlich in US$ abgerechnet werden) abgefedert wird und damit die bereits aufflammenden sozialen Unruhen noch einigermaßen auf bestimmte soziale Brennpunkte des größten Landes Südamerikas beschränkt werden können.

Zurück in die Euro-Zone: Letztlich vertrauen die Politiker bei ihren Märchen darauf, daß die meisten Bürger von wirtschafts- und währungspolitischen Zusammenhängen nicht die geringste Ahnung haben (zumeist ist dies bei den Politikern nicht anders) und bauen darauf, daß das "Fernziel" der EZB - O-Ton Barroso:

"Mit einer Inflation von knapp 2% könnte die Euro-Zone bequem leben" - schon irgendwie zu schaffen sein müßte, was zur Folge hätte, daß einerseits die Steuereinnahmen (allen voran die Mehrwertsteuer) steigen, andererseits die Schulden relativ geschmälert würden und sich zudem Raum für steigende Einkommen ergäbe, was dann als Erfolg der Gewerkschaftspolitik umgedeutet werden könnte.

Außerdem verringerte sich auf diese Weise die europaweit gehaßte wirtschaftliche Dominanz der Deutschen, was den politischen EU-Granden besonders trefflich zupaß käme.

Daß die kalte Progression (siehe letzter Freitags-Newsletter) und eine gegenüber dem April 2013 rund 1,4%ige Verteuerung des Durchschnitts-Warenkorbs keine Lösung für die immensen Schuldenberge in praktisch allen Ländern der EU(ro-Zone) sein können, müßte eigentlich jedem halbwegs Mitdenkenden klar sein. Natürlich ist es dann eine Frage des Charakters, dies den Wählern und Konsumenten auch ehrlich zu sagen. Aber gerade Charakter ist eine nicht sonderlich hilfreiche Qualität für politisch ambitionierte Menschen, die in knapp zwei Wochen wieder zur Wahl stehen und auf allen Kanälen um unsere Stimmen buhlen.

Wahrscheinlich ist die beste Methode, den "Gesängen" der politischen Sirenen dadurch zu entkommen, daß man den "Stumm"-Schalter bei der Fernbedienung häufiger betätigt und, statt sich einlullen zu lassen, lieber ein gutes Buch liest, ein wertvolles Gespräch mit lieben oder interessanten Menschen führt oder mal wieder in die Gesellschaftsspieleecke greift.

Sie wissen ja: Nie wird mehr geflunkert oder knallhart gelogen als vor Wahlen. Gehen Sie in Deckung und hüten Sie sich vor Menschen, die professionell die größten Muskeln unterhalb der Nase tragen und sich für so unabdingbar wichtig halten wie Martin Schulz.
 

© H.-W. Graf
www.efv-ag.de



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"