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Tiefe Zinsen, hohe Schulden

13.10.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Das Gesagte macht deutlich, wie gefährlich die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 für die Schuldenwirtschaften gewesen ist. Kredite wurden fällig, viele Kreditnehmer erhielten jedoch keine Anschlussfinanzierung mehr.

Entweder waren die Kreditgeber nicht mehr bereit, die Dauerschuldnerei weiter zu finanzieren; oder aber sie stellten Kreditzinsen in Rechnung, die die strauchelnden Schuldner nicht zahlen konnten oder wollten.

Nur die Eingriffe der Zentralbanken in die Kreditmärkte haben verhindert, dass die Kreditpyramide zusammengestürzt ist. Die Zentralbanken haben zum einen die Marktzinsen auf historische Tiefstände geschleust.

Zum anderen haben sie unmissverständlich in Aussicht gestellt, dass die elektronische Notenpresse angeworfen wird, um strauchelnden Banken und Staaten jede gewünschte Geldmenge bereitzustellen.

Angesichts des Versprechens, dass Pleitewellen abgewendet werden, sind Investoren wieder bereit, Schuldnern, die es eigentlich gar nicht verdienen, Geld zu leihen. Die Dauerschuldnerei kann weitergehen.


Grenzen der Verschuldung

Nun könnte man denken, dass das Herunterdrücken der Zinsen durch die Zentralbanken die Dauerschuldnerei gewissermaßen verewigen könne. Das jedoch wäre voreilig geurteilt.

Erstens: Das künstliche Absenken der Zinsen provoziert fehlgelenkte Investitionen und Spekulationsblasen, die nachfolgend platzen und zu Wirtschaftszusammenbrüchen führen.

Das Ausweiten der Schuldenlasten geht folglich mit einer zusehends fragiler werdenden, in ihrer Schuldentragfähigkeit nachlassenden Volkswirtschaft einher.

Zweitens: Damit die Dauerschuldnerei sich fortsetzen kann, bedarf es Kreditgeber, die selbst noch bei extrem tiefen Zinsen bereit sind, fällige Schulden zu refinanzieren - und zudem auch noch neue Kredite zu vergeben.

Von diesen Kreditgebern gibt es derzeit offensichtlich genug: Die Schuldpapiere der Staaten - und auch die der Banken - werden bereitwillig gekauft von institutionellen, aber auch privaten Investoren.

Was treibt diese Investoren an, zum Beispiel zehnjährige Staatsanleihen mit einer Rendite von 0,9 Prozent zu kaufen? Oder das japanische Pendant mit einer Rendite von 0,5 Prozent?

Vor allem eine Antwort drängt sich auf: Dass nämlich Investoren erwarten, die Zinsen werden nur vorübergehend niedrig sein und früher oder später wieder auf "auskömmliche" Niveaus steigen.

Würden sie das nicht erwarten, hätten sie kaum mehr Grund, ihr Geld in niedrig verzinslichen Anleihen zu investieren - und die Dauerschuldnerei würde ein jähes, ein schmerzliches Ende finden.

Das mag der Grund sein, warum die US-Zentralbank nun die Erwartung künftig steigender Zinsen schürt. Das hebt das Vertrauen in den US-Dollar und die amerikanischen Zinsmärkte.

Wie aber sind die Aussichten einzuschätzen, dass die US-Zinsen tatsächlich angehoben, dass sie auf "normale" Höhen zurückkehren werden? Die Aussichten dürften eher gering sein.

Das weltweite Schuldgeldsystem kann steigende Zinsen nicht verkraften, ohne dass die Probleme zutage treten, die Regierungen und Zentralbanken verbergen wollen.

Die dennoch möglichen Zinsanhebungen in den Vereinigten Staaten von Amerika haben daher das Potenzial, zu erheblichen Erschütterungen in den Finanzmärkten und Konjunkturverläufen zu führen. Der aktuelle Goldpreis unterschätzt die Risiken, die mit einem erneuten Aufflammen der Kreditausfallsorgen oder Inflationsgefahren verbunden sind.




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