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(K)ein goldener Rettungsanker

08.11.2014  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Goldinitiative könnte die Wende für den Goldpreis bedeuten

Durch die Aufblähung der SNB-Bilanzsumme ist der Anteil der Goldreserven an der Bilanzsumme in den letzten Jahren kontinuierlich gefallen. Bis Mitte 2008, also vor dem Ausbruch der Finanzkrise, lag er noch bei mehr als 20%, also dort, wo er laut Initiative wieder liegen soll. Aktuell macht der Wert der Goldbestände weniger als 8% der Bilanzsumme aus, ohne dass sich der Bestand an Gold während dieser Zeit geändert hat (Grafik 2, Seite 2 und Grafik 3 unten).

Seit dem Jahr 2008 liegt dieser konstant bei 33,44 Mio. Unzen oder 1.040 Tonnen. Dies entspricht beim derzeitigen Goldpreis umgerechnet 39 Mrd. Franken. Damit der Goldanteil wie von der Initative gefordert wieder auf 20% steigt, muss der Wert der Goldbestände auf 104,5 Mrd. Franken steigen, vorausgesetzt, die Bilanzsumme bleibt konstant. Unter der Annahme eines unveränderten Goldpreises müsste die SNB 56,3 Mio. Unzen (entspricht ca. 1.750 Tonnen) Gold kaufen, um diesen Wert zu erreichen. Das wäre mehr, als alle von Bloomberg erfassten Gold-ETFs derzeit noch im Bestand (Grafik 4, Seite 4) haben oder entspräche ca. 60% der globalen Minenproduktion eines Jahres.

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Aufgrund der vielen verschiedenen Parameter lässt sich das benötigte Kaufvolumen nicht genau beziffern. So wird die SNB-Bilanzsumme im nächsten Jahr voraussichtlich weiter steigen, wenn die EZB mit breitangelegten Anleihekäufen ("QE") beginnt. Denn dann wäre die SNB wahrscheinlich zu neuerlichen Euro-Käufen gezwungen, um die Wechselkursuntergrenze zu verteidigen. Dies würde somit ceteris paribus den Bedarf an Goldkäufen erhöhen.

Andererseits ist es wahrscheinlich, dass der Goldpreis nach einem positiven Ausgang des Referendums (im Sinne einer Zustimmung zu der Initiative) steigt. Ein steigender Goldpreis erhöht ceteris paribus den wertmäßigen Anteil der Goldreserven an der Bilanzsumme. Entsprechend müsste die SNB dann weniger Gold kaufen. Ein fallender Goldpreis würde den Bedarf zu Goldkäufen erhöhen, wäre wegen der Markterwartung bevorstehender massiver Goldkäufe durch die SNB aber unwahrscheinlich.

Derzeit misst der Markt einer Zustimmung zur Initiative nur eine geringe Wahrscheinlichkeit bei. Aktuelle Umfragen sehen die Gegner der Initiative inzwischen deutlich in der Mehrheit, nachdem erste Umfragen die Befürworter noch leicht vorne sahen. Die Erfolgsaussichten der Initiative haben einen herben Dämpfer erlitten, seit sich der Zentralvorstand der Schweizer Volkspartei (SVP) in einer Abstimmung knapp gegen die Initiative ausgesprochen hat. Denn damit fehlt den Initatoren die einzige Unterstützung im öffentlichen Politikbetrieb, da die anderen maßgeblichen Parteien die Initiative ablehnen.

Die SNB selbst steht der Initiative aus den oben genannten Gründen ebenfalls ablehnend gegenüber. Da nahezu niemand mit einer Annahme der Initiative rechnet, wären im Falle einer unerwarteten Zustimmung die Auswirkungen auf den Goldpreis umso beträchtlicher. Diese hätte das Zeug, einen Wendepunkt in der Goldpreisentwicklung darzustellen und das Ende des 3-jährigen Bärenmarktes einzuläuten.

Wie stark könnte die Preisreaktion im Falle einer Annahme der Goldinitiative ausfallen? Einen Anhaltspunkt könnte die Reaktion des Goldpreises nach der Bekanntgabe von Goldkäufen der Zentralbanken Chinas und Indiens im Jahr 2009 sein. Als die chinesische Zentralbank Ende April 2009 bekannt machte, ihre Goldbestände in den vorherigen sechs Jahren um 454 Tonnen erhöht zu haben, legte der Goldpreis innerhalb eines Monats um 6% zu (Grafik 5).

Der Kauf von 200 Tonnen IWF-Gold durch die indische Zentralbank, welcher Anfang November 2009 publik wurde, löste sogar einen Preisanstieg um 15% binnen eines Monats aus. Für eine ähnlich starke Preisreaktion spricht die noch viel größere Menge an Gold, welche die SNB kaufen müsste. Dagegen spricht die im Vergleich zu 2009 deutlich negativere Marktstimmung. Damals befand sich der Goldpreis seit sieben Jahren in einem Aufwärtstrend, heute seit drei Jahren in einem Abwärtstrend (Grafik 4).




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