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Interview mit Gerald Celente: Freiheitsrechte, Freihandel, Frieden und Krieg

09.01.2015
- Seite 2 -
Daily Bell: Sie erwähnten die alternativen Energien als einen Trend für 2015 und auch die schrittweise Ersetzung fossiler Brennstoffe. Sie schreiben, dass im Jahr 2015 das große Finale der fossilen Brennstoffe beginnen wird. Das ist eine gewaltige Aussage. Könnte Sie das ein wenig ausführen?

Gerald Celente: Wir nennen sie nicht mehr “alternativ“. Wir nennen sie inzwischen ”dominant". Paradoxerweise sinken die Preise fossiler Rohstoffe gerade jetzt, als Alternativen auf den Markt drängen, über die allerdings nicht viel gesprochen wird. Unser wissenschaftlicher Redakteur, Ben Davis, ist einer der führenden des Landes, wenn nicht der Welt.

Womöglich werden wir jetzt wieder etwas erleben, das uns aus geschichtlicher Sicht eigentlich gar nicht so unbekannt sein dürfte. Von Julius Caesar bis zu Grover Cleveland zogen die Kaiser, Präsidenten und Premierminister zu ihren Amtsantritten und Krönungen zu Pferde oder im Pferdewagen. Dann änderte sich das ganz plötzlich; das Auto wurde zuvor noch als alternatives Transportmittel betrachtet. Danach wurde es zum dominanten Transportmittel. Pferd und Wagen wurden zur Alternative. Dasselbe passierte mit mechanischen Eisschränken und Kühlschränken, Kerzenlicht und Elektrizität.

Wir stehen wieder an einem Wendepunkt, es gibt nicht mehr nur Hydro-, Thorium oder Uranprozesse, sondern eine ganze Reihe anderer - sprich solare, thermische und Biotreibstoffe, die die fossilen Brennstoffe ersetzen werden. Schon paradox, dass all das zu einer Zeit passiert, in der die Preise fossiler Brennstoff unter Beschuss geraten. Viel mehr Details dazu bekommen Sie im Trends Journal.

Wir haben übrigens eine Konferenz im kolonialen Kingston abgehalten, dort ist unser Hauptsitz - Thema waren die Top-Trends 2015. Die Konferenz wurde in bester Qualität mitgeschnitten, diese fünfeinhalb Stunden-Konferenz gibt es jetzt auf DVD. Ben Davis, unser wissenschaftlicher Redakteur, hatte das Thema Energie im Detail behandelt. Nicht nur im Trends Journal, sondern auch auf der Konferenz ging es im Detail darum, über welche Alternativen wir hier sprechen und welche Auswirkungen sie auf das Energiepreisgefüge aber auch auf die verschiedenen Wirtschaftsräume haben.

Man muss auch sehen, was diese Entwicklungen für Venezuela, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zu bedeuten haben. Denken Sie denn, dass die Vereinigten Staaten noch eine Nahostpolitik haben werden, wenn das Thema Öl keinen Vorrang mehr hat?

Die Konsequenzen gehen also weit über Wirtschaft und Industrie hinaus. Der geopolitische Aspekt ist kein kleiner. Hier können wir praktisch sehen, wie die Geschichte in eine neue Richtung läuft. Kriege um Ressourcen sind immerhin keine Seltenheit. Damals Gewürzkrieg - da kämpfte man um Gewürze. Jetzt kämpft man um fossile Brennstoffe. Wenn diese Entwicklungen im Bereich der neuen Energien stattfinden, werden fossile Brennstoffe genauso kriegsunwürdig sein wie heute Gewürze. Wenn man daran denkt, dass wir im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts stehen und noch fossile Brennstoffe nutzen, dann ist das doch eine recht fossile Vorstellung.


Daily Bell: Sie machen sich Sorgen um die Konsequenzen der Transpazifischen Partnerschaft. Können Sie erklären warum? Mit diesem Vertragswerk, so schreiben Sie, wird das Land von Führern multinationaler Unternehmen und deren Diktaten beherrscht.

Gerald Celente: Man verkauft uns die Transatlantische Partnerschaft und ihre europäische Schwester, das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) als wären sie Handelsabkommen, was sie aber nicht sind. Sie sind eine Übernahme durch die Multinationalen. Bestehende Handelsabkommen gibt ja schon reichlich; man schätzt, dass nur sehr, sehr wenige Seiten dieser neuen Abkommen überhaupt irgendetwas mit Handel zu tun haben.

Allerdings kennen wir die Details nicht, denn wir sind das Volk - und das in einem Land, das angeblich Demokratie exportiert und Leuchtturm der Freiheit ist. Wir dürfen uns dieses Abkommen nicht anschauen, auch unsere Senatoren und Kongressabgeordneten nicht. An der Ausarbeitung sind allein multinationale Konzerne beteiligt.

Das Abkommen bringt Folgendes: Den Nationen werden die Hoheitsrechte entzogen, diese werden durch multinationale Bestimmungen und Gesetze außer Kraft gesetzt. Die multinationalen Konzerne werden Ihr Land beherrschen - nicht nur in Bezug auf den Handel und die Finanzen, sondern auch hinsichtlich der grundlegendsten staatlich garantierten Freiheitsreche, bis hin zur Meinungsfreiheit.

Wir haben hier eine Übernahme durch multinationale Interessen, die womöglich zwei Drittel der Weltbevölkerung betreffen wird.


Daily Bell: Wir werden diese Milliarden Menschen darauf reagieren? Sehen Sie eine effektive Gegenmaßnahme?

Gerald Celente: Nicht in den Vereinigten Staaten oder Nordamerika. In Europa wird dagegen angegangen. Gerade erst gab es ein Treffen in Brüssel und mehrere tausend Menschen demonstrierten dagegen; in ganz Europa demonstrieren sie gegen das Abkommen. In Nordamerika wird es in den Nachrichten aber fast nie erwähnt, die meisten Amerikaner haben keine Ahnung, worum es dabei geht.

Was die ganze Angelegenheit noch drakonischer macht - übrigens sind wir hier wieder beim Bankismus, weil all das nichts mit Kapitalismus und schon gar nichts mit Demokratie zu tun hat - was die Sache noch drakonischer macht, ist der Umstand, dass es in den USA - wenn entschieden wird - per Eilantrag (fast track) in den Kongress kommen wird, was nur heißt, dass kaum Debatten darüber geführt werden. Im Kongress werden sie es nicht einmal lesen, sondern gleich dafür stimmen, so wie es in jeder guten Diktatur der Fall wäre.



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