Paul Craig Roberts und Marc Faber über finanzielle Repression alias "Enteignung"
Nach Ansicht des erfahrenen Ökonomen und Journalisten Paul Craig Roberts manifestiert sich an verschiedenen Fronten eine Welle finanzieller Repression. Unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Absichten, so erklärt der Experte im Interview, würden gemeinsam zu einem solchen schleichenden Sparverlust beitragen:Da wäre etwa die Finanzialisierung der Wirtschaft durch die Großbanken, die sämtlichen Überschuss dazu aufwenden würden, um die Zinsen auf die derzeitig massive Verschuldung zu zahlen. Auf diese Weise werde die US-Wirtschaft ihrer Lebenskraft beraubt - von einer steigenden Verbrauchernachfrage, von Geschäftsinvestitionen und Altersrenten bleibe so nichts mehr übrig.
Ein weiterer Faktor bestehe laut Roberts in der Verlagerung von Arbeitsplätzen durch Unternehmen und die Wallstreet. Indem man wertvolle Arbeitsplätze und Kompetenzen, etwa im Hinblick auf die Software- und IT-Industrie, an billigere Standorte verlagert habe, habe man auf dem US-Arbeitsmarkt Bedingungen geschaffen, die mit denen des späten 19. Jahrhunderts vergleichbar seien.
Als drittes führt der erfahrene Wirtschaftsexperte die Manipulation der Bullionmärkte an. Die Futuresmärkte seien keine freien Märkte; stattdessen würden sie durch die Bullionbanken manipuliert.
Schlimmer noch als all diese Faktoren sei die Tatsache, dass man gegen die finanzielle Repression nichts unternehmen könne. In geheimen Absprachen hätten die Regierung und das Bankensystem das Schicksal des Steuerzahlers besiegelt und das Finanzsystem in ein Casino verwandelt, in dem die Wetten von den Zentralbanken und damit am Ende der Bevölkerung getragen würden.
Da die Wallstreet als Geldgeber für Polit-Kampagnen agiere, rücke sie in den Vorder- und die normale Bevölkerung in den Hintergrund des Interesses der Regierung. Dies betreffe sowohl Republikaner als auch Demokraten, sodass in Washington schon längst keine Gegenmacht mehr existiere und damit auch niemand mehr, der zum Wohle der Arbeiter handle.
Dieses Krebsgeschwür, das in den USA zu wuchern begann, so Roberts, habe sich inzwischen auf das gesamte internationale Bankensystem ausgebreitet.
Mark Faber scheut sich indes vor der Bezeichnung "Repression" und kämpft stattdessen gleich mit härteren Bandagen: "Enteignung" treffe es seiner Ansicht nach besser, wie der Autor und Herausgeber des Gloom, Boom & Doom Reports erklärt. Vor dem Einschreiten der Banken infolge der Finanzkrise sei Sparern zumindest ein dezenter Zins gezahlt worden. Heute verliere er dagegen im Verlauf der Zeit seine Kaufkraft. Dies betreffe insbesondere die Mittelschicht sowie die Arbeiterklasse.
Da man nicht sagen könne, wohin all das führen werde, so "Dr. Doom", sei es ratsam, auf ein gut diversifiziertes Portfolio zu setzen. Er selbst sei daher in Aktien, Immobilien, Cash, Anleihen und Edelmetalle investiert.
Die Interviews mit Paul Craig Roberts und Marc Faber finden Sie auf gordontlong.com.
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