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Wie lange noch?

14.03.2006  |  Walter K. Eichelburg
In letzter Zeit kommen immer düstere Meldungen über den Zustand der Weltwirtschaft und dass bald etwas "passieren" sollte. Dieser Artikel geht diesen Berichten nach und versucht zwei mögliche Szenarien zu erstellen. Bitte beachten Sie dass das Welt-Finanzsystem derzeit in einer kritischen Phase ist und nur durch Interventionen und diverse (psychologische) Tricks zusammengehalten wird. Die derzeitigen extremen Ungleichgewichte können sich jederzeit entladen.


Warnungen und Meldungen

Seit Anfang 2006 häufen sich diverse düstere Meldungen, wobei allerdings meist keine Zeitangaben dabei sind. Die meisten dieser Artikel beziehen sich auf die unglaublichen Ungleichgewichte in den USA. In der Tat sind derzeit die USA und China die primären Crash-Kandidaten. Ich möchte hier einige Meldungen auflisten:

  • a.) Das französische Forschungsinstitut LEAP/E2020 schreibt unter dem Titel "March 20 to 26, 2006: Iran-USA, beginning of a major world crisis", (deutsche Übersetzung), gibt sogar einen Zeitraum an und geht von einer beginnenden Weltkrise ab Ende März 2006 aus.

  • ... Diese Krise setzt sich aus diesen sieben Komponenten zusammen:
    1. Vertrauenskrise gegenüber dem Dollar
    2. Krise der finanziellen Ungleichgewichte der USA
    3. Ölkrise
    4. Krise der amerikanischen Führung
    5. Krise der arabisch-muslimischen Welt
    6. Globale Regierungskrise
    7. Europäische Regierungskrise
    Der "Aufhänger" dabei ist die Iran-USA Krise, die in einen Krieg ausarten könnte.

  • b.) Robert McHugh schreibt unter "The Fed Officially Kicks Off the Next Recession"

  • ... dass die US Federal Reserve Bank die kommerzielle Kreditvergabe einschränkt und damit eine Rezession auslöst, aber unter dem Deckmantel der Nichtveröffentlichung der M3-Geldmenge in den USA mehr Kontrolle darüber haben will wohin das Geld geht  in die Finanzmärkte zur Stützung und zum Monetisieren der US-Staatsanleihen


  • d.) Chris Laird schreibt in "Yen Carry Trade To Unwind" und "World Interest Rates Rising"

  • ...dass jetzt überall die Zinsen steigen und damit der weltweite Yield-Carry-Trade zum Einsturz kommt. Auch die japanische Zentralbank will jetzt die Zinsen erhöhen und Liquidität aus dem Yen-Raum entfernen.
    Anmerkung des Autors: Ist es nur die überall steigende Inflationsrate die als Grund angegeben wird oder ist es in der Realität nicht doch der steigende Goldpreis?


  • f.) Bill Buckler schreibt in seinem Newsletter "The Privateer" (Abonnement erforderlich - sehr empfehlenswert) unter "The Lord Of The Lies And Commander In Thief"

  • ...dass das Bush-Regime eine massive Legitimitätskrise erlebt. Die Ursachen dafür sind endlos: Korruptionsskandale, Abhörskandale, Folterskandale, etc. Schwerwiegend ist, dass Bush/Cheney/Rumsfeld das Militär belogen haben und dass die Offiziere von nun an nur mehr versuchen werden, die Armee zu retten und nicht mehr den "Commander in Chief/Thief."

Das sind nur einige der Warnungen, die in letzter Zeit zu lesen sind. Wie es aussieht, werden die USA bald wirtschaftlich, polititisch und militärisch in ein tiefes Loch fallen. In China ist die Situation nach dem Zusammenbruch des Immobilien-Markts etwa in Shanghai nur etwas besser. Die EU-Führung ergeht sich in grandiosen Selbstdarstellungen und will nach der Türkei auch den gesamten Balkan inklusive Albanien aufnehmen. Die haben offenbar den letzten Bezug zur Realität verloren.


Passiert etwas?

Es braucht vermutlich keinen Krieg USA-Iran, damit bald irgendetwas "bricht". Nach den Chinesen wollen nun offenbar auch die Japaner ihre gewaltigen Devisen = Dollar-Reserven abbauen. Die Chinesen wollen laut Meldungen ihre Devisenreserven auf ein Drittel reduzieren und die Goldreserven verdoppeln. Offenbar müssen wir bald mit einem grossen Dollar-Abverkauf rechnen. Nicht vergessen: "die Letzten beissen die Hunde", d.h. sie bekommen für ihre Dollars nur mehr wenig.

Im Gegensatz zu bisher wird bei diesem Abverkauf einiges Geld in Gold gehen. Das zeigen die Meldungen aus China und Russland.

Das internationale Goldkartell hat es zwar wieder geschafft, den Goldpreis auf 540 $/oz herunterzudrücken. Die Frage ist zu welchem Preis und für wie lange. Im November 2005 haben die Euro-Zentralbanken ca. 100 Tonnen Gold auf den Markt geworfen. Es hat nur kurzzeitig geholfen. Vermutlich waren es Februar/März 2006 nicht weniger. Es ist unser Zentralbankgold, das hier für die "Sessel" der Bürokraten geopfert wird.

Übrigens, ist im Euro-Raum in den letzen 12 Monaten Gold um 42% gestiegen, verglichen mit dem DAX, der "nur" um 40% gestiegen ist. Die Energiepreise sind im Euro-Raum in den letzten Jahren um über 50% gestiegen. Keine Spur von einem stabilen Euro.

Im Grunde geht es bei den niedrigen Euro/Yen-Zinsen eigentlich nur darum, den Yield Carry Trade zwischen Euro/Yen und Dollar aufrechtzuerhalten. Dabei werden von Hedge-Fonds und Banken zu niedrigen Yen und Euro-Zinsen riesige Kredite aufgenommen und damit US-Anleihen gekauft. Vielleicht ist das der Grund für die explosionsartige Zunahme der US-Treasury-Bestände in Grossbritannien. Die dort ansässigen Hedge-Fonds finanzieren ihre Treasury-Käufe offenbar mit billigen Yen und Euro. Dieser internationale Yield-Carry-Trade birgt signifikante Risiken und funktioniert nur, wenn die Zentralbanken zusammenspielen. Ein massives "Unwinding" kann einen weltweiten Derivatencrash auslösen.

Das Beispiel des kürzlichen Absturzes der Isländischen Krone um 8% in 2 Tagen zeigt, dass ein solches "Unwinding" bei einer Währung mit hohem Handelsbilanzdefizit sehr schnell gehen kann. Wenn das Gleiche beim US-Dollar passiert sieht die Sache ganz anders aus.


Wir bezahlen für die Stützung des Dollars

Wir hier im Euro-Raum bezahlen für diese Dollar-Stützung mit einer massiven Rohstoff-Inflation. Nach Metallen und Energie werden bald die Lebensmittelpreise gewaltig steigen. Agrarrohstoffe wie Getreide sind auf einem 200 Jahre-Tiefstand (Marc Faber). Das verspricht schöne Preissteigerungen.

Der einzige Ausweg aus den niedrigen weltweiten Zinsen scheinen im Moment die Rohstoffmärkte und hier besonders Gold zu sein. Die Aktien- und Bondmärkte sind auf einem Höchststand, so dass ein Investment hier sehr riskant ist. Der Run in das Gold hat ja schon eingesetzt. Es ist nicht abzusehen, wie lange die Preismanipulation hier noch durchzuhalten ist. Vermutlich wird sich alles in einer grossen Explosion entladen.

Man kann die Inflation nicht ewig "nach unten schönen" wie es überall geschieht. Irgendwann wachen die Finanzmärkte auf. Im Endeffekt werden alle Währungen, die bei dieser Dollar-Stützung mitmachen, mächtig bezahlen, wenn es losgeht. Ihr "Image" wird dann signifikant gelitten haben, sodass die Flucht auch aus diesen Währungen erfolgt. Es passiert ja schon - in die Rohstoffe.

Dies umsomehr, indem die USA inzwischen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch und militärisch am Ende sind. Wie lange will man ein moralisch bankrottes Regime noch stützen?

Im Folgenden möchte in zwei Szenarien aufzeigen, wie eine solche Krise losgehen könnte.


Szenario A: Freiwillige Dollar-Aufgabe

In diesem Szenario lassen die anderen Länder (Asien, Europa) bewusst den Dollar fallen, indem sie ihre eigenen Zinsen anheben und damit eine Aufwertung verursachen. Der Yield-Carry-Trade aus diesen Währungen in den Dollar bricht dann zusammen.

Dieses Szenario könnte notwendig werden, wenn entweder Bush/Cheney/Rumsfeld den Iran angreifen, besonders wenn Atomwaffen eingesetzt werden. Aber auch bei einem Zusammenbruch der US-Besatzung im Irak oder einer massiven politischen Krise in den USA.

Das würde natürlich zum fast plötzlichen wirtschaftlichen Zusammenbruch der USA führen. Anschliessend würde der Ausfall des wichtigsten Marktes auch in Europa zu einer massiven Krise führen, wie ich in "Was wäre wenn der Euro zerbricht" beschrieben habe. Aber etwas später. Die Frage dabei ist, wie weit die europäischen Banken durch den Crash in den USA gleich mit untergehen würden (Derivate und Verflechtungen). Auf jeden Fall würde diese freiwillige Aufgabe des Dollars den euopäischen und asiatischen Währungen noch einige Überlebenszeit gewähren.

Die Gefahr dabei besonders für den Euro ist, dass er politisch zerbricht, wenn die Märkte einbrechen und die Zinsen massiv steigen.


Szenario B: Man macht so weiter wie bisher

Dies ist im Moment das wahrscheinlichere Szenario, da Politiker und Bürokraten gewohnt sind, bisherige Wege weiterzuverfolgen, auch wenn sie unsinning sind.

Also, alle Staaten erhöhen schrittweise ihre Zinsen um 0,25% "Babysteps" um den Anschein einer Inflationsbekämpfung zu geben. Der internationale Yield-Carry-Trade wird dadurch nicht gestört.

Das Problem dabei ist dass die Zinsen in den USA mit 4,5% schon zu hoch sind, obwohl sie real immer noch negativ sind, angesichts einer realen CPI-Inflationsrate von ca. 8%. Mike Shedlock, der den US-Immobilienmarkt beobachtet, meint dass die drei letzten "Babysteps" der Fed schon zu viel waren, nachdem jetzt der US-Immobilienmarkt richtig zusammenkracht.

Irgendwann wird der US-Konsum massiv einbrechen, da der bisherige "Geldautomat eigenes Haus" (weitere Hypotheken aufnehmen) nicht mehr funktioniert. Der Credit-Crunch durch die Banken dürfte dann auch bald einsetzen. Dann wird es Zeit, weltweit die amerikanischen ABS (Asset Backed Securities = Auto/Kreditkartenschulden) und MBS (Mortgage Backed Securities = gebündelte Hypotheken) zu verkaufen. Wer wird der Käufer sein? Ben "Helicopter" Bernanke mit frisch erzeugtem Fed-Dollars? Das hält zwar die Zinsen noch unten, jedoch treibt es auch den Dollar nach unten. Dann muss der Yield-Carry-Trade aus diesen Bonds heraus. Das ergibt eine schöne Verkaufswelle.

Wollen EZB-Trichet und die Japaner plus Chinesen noch weiteres gutes Geld dem schlechten nachwerfen und jetzt auch amerikanische Autokredite aufkaufen?

Irgendwann wird auch das Zentralbank-Gold zu Ende gehen, das man auf den Markt werfen kann oder will.

Als Resultat wird dann eine Flucht aus allen Währungen in das Gold einsetzen, wie in meinem Artikel "Die Kapitalflucht" beschrieben habe.

Das Resultat ist im Endeffekt das Gleiche wie im Szenario A, nur sind jetzt alle Währungen gleichermassen diskreditiert. Man hat etwas mehr Zeit für den Verbleibt der Politiker und Bürokraten auf ihren Sesseln gewonnen.


Wann passiert es?

Diese Frage bewegt sicher alle Investoren, die sich mit dem Thema befassen. Fast alle Autoren vermeiden eine Datumsangabe, auch um nicht nachher einer "Falschaussage" bezichtigt zu werden. Es ist in der Tat sehr schwierig, da ein Auslöser notwendig ist. Real ist es so, dass seit 2003 jedes Jahr mindestens eine extrem kritische Situation bestand.

Lassen wir uns zusammenfassen, was sich in der Zwischenzeit geändert hat:
  • die US-Immobilienbubble bricht mit rasender Geschwindigkeit zusammen
  • der internationale Yield-Carry-Trade hat die direkten Interventionen der Zentralbanken zur Dollarstützung grossteils abgelöst
  • Die Europäer erhöhen inzwischen ihre Zinsen, die Japaner wollen es auch tun
  • einige Zentralbanken kaufen jetzt Gold
  • die Bush-Regierung ist durch Skandale politisch praktisch am Ende
  • der Irak-Krieg gilt jetzt auch für den US-Mainstream als verloren
  • damit ist auch das US-Imperium zu Ende, die Amerikaner selbst haben genug davon

Die LEAP/E2020 Prognose, dass die Krise Ende März 2006 beginnt, könnte zutreffen. Ich persönlich vermute, dass man sich noch einige Monate wie bisher dahinschleppen wird. Konkrete Auswirkungen werden vermutlich im 2. oder 3. Quartal sichtbar werden - durch einen signifikant gegen den Euro fallenden Dollar und einen Goldpreis, der um etwa 100 $ pro Monat steigt.

Dann empfehle ich allen Lesern, dass sie bereits in Gold und Silber investiert sind sowie Ihre Euro und SFR Bargeld-Notpakete bereit haben. Was da kommt, kann innerhalb weniger Tage die meisten internationalen Banken auslöschen. Auch bei uns.

Der "bisher verschleppte Staatskonkurs" (Roland Baader) wird sich dann auch bei uns nicht mehr lange aufhalten lassen. Mit allen seinen Folgen.

Die Krise 1992 hat nur bei wenigen Staaten eine Bond-/Währungs-Verkaufswelle und damit eine Depression ausgelöst. Diesmal jedoch sind die Supermacht und ihre Weltreserve-Währung dran. Die Dollar-Stützung durch die Welt wird dann massiv zurückschlagen. Die Zentralbanker und Politiker werden sich dann die vielen Dollars weg und ihr Gold zurückwünschen. Sorry, zu spät.


© Walter K. Eichelburg



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