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Immigration: Politisches und wirtschaftliches Problemfeld

12.09.2015  |  John Browne
- Seite 2 -
Laut Angaben von Eurostat hatte Deutschland schon im Jahr 2009 7,2 Millionen Bürger ausländischer Herkunft. Berichten des Wall Street Journal zufolge haben sich die deutschen Migrationsprognosen für 2015 nahezu verdoppelt - von 450.000 auf 800.000 Menschen (19.08.15) - oder fast ein Prozent der Bevölkerung. Das sind sehr ernste Zahlen.

Wie BloombergBusiness zudem am 24. August berichtete, sei kürzlich eine deutsche Stadt von dreitägigen Ausschreitungen gegen Immigranten erschüttert worden. Unter diesem Druck sprach sich die deutsche Kanzlerin Merkel, die mächtigste Politikerin Europas, für eine gleichmäßigere Verteilung der Immigrantenströme auf die EU-Mitgliedsländer aus. Einigen britischen Ministern wird dies schweres Unbehagen bereiten.

Die britischen Bürger hatten ihre Regierungen davon abgehalten, die europäische Gemeinschaftswährung zu akzeptieren. Nichtsdestotrotz wurde Großbritannien, aufgrund der unklugen EU-Mitgliedschaft des Landes, zum großen Teil mit den Kosten der Rettungspakte für Griechenland und die Eurozone belastet.

Jetzt scheint Merkel zu versuchen, die "Lasten“ der Massenmigration zu “teilen“; sie möchte Großbritannien dazu bringen, hunderttausende neue Migranten unter den Schengen-Bestimmungen aufzunehmen - obgleich Großbritannien wie gesagt nicht einmal Mitglied des Schengen-Raums ist. Und der britische Premierminister hat gerade genau das gemacht, als er “tausenden“ Flüchtlingen Asyl anbot.

Auch schon vor der aktuellen Krise hatte Großbritannien enorme Mengen von Migranten aus den neuen Mitgliedsländern im Osten der EU, wie bspw. Polen, aufgenommen. Allein in den letzten drei Jahren hatte der britische Staat, einem im August erschienen Quartalsbericht der Migration Statistics zufolge, fast doppelt so viele Migranten aufgenommen - von geschätzten 177.000 nach Stand von März 2012 (März = Ende der 12-monatigen Periode) auf 330.000 für nach Stand von März 2015.

In Großbritannien ist Immigration ein hochemotionales Thema, dahingehend dass Großbritannien zuerst starke Migrationsströme aus den ehemaligen Kolonialgebieten aufnehmen musste, anschließend aus den EU-Gebieten und jetzt aus dem Nahen Osten.

Mit Sicherheit wird die dritte britische Partei, die euroskeptische UK Independence Party (UKIP), das Thema ‘exzessive Immigration‘ sehr effektvoll im EU-Referendum 2016 in Großbritannien nutzen. Schon jetzt meint der charismatische UKIP-Parteichef, Nigel Farage, dass Großbritannien nur durch den Austritt aus der EU eine vernünftige Migrationskontrolle nach australischem Vorbild haben könnte.

Das australische Modell, das auch von internationalen Organisationen als fair eingestuft wird, ist politisch akzeptabel und könnte eine wichtige Rolle beim anstehenden EU-Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU spielen.

Die Kosten der derzeitigen Massenmigration in die EU werden die nationale Finanzsituation sowie soziale und religiöse Differenzen verschärfen. Schon jetzt ist sich das britische Volk der potentiellen Probleme überaus bewusst.

Falls sich Großbritannien in Folge der aktuellen Krise für einen Ausstieg aus der EU entscheiden würde, so könnte das verheerende Effekte für die globalen Märkte und Devisenmärkte haben. Dies könnte zudem eine ernsthafte Bedrohung für den Zusammenhalt der EU und ihrer Währung - die derzeit zweitgrößte der Welt - werden.

Damit ist die Europäische Union eindeutig mit einer Krise konfrontiert, die vielleicht noch schwerwiegender ist als ihre Schuldenkrise, allerdings auch weitaus greifbarer und letztlich, so glaube ich, auch lösbarer.

Doch auch diese Krise wird die politische Lähmung und die Unfähigkeit der EU-Führung deutlich aufscheinen lassen. Sollte diese Krise ungelöst bleiben, wird sie, so denke ich, den Niedergang des gesamten europäischen Experiments beschleunigen.


© John Browne
Senior Market Strategist


Der Artikel wurde am 09.09.2015 auf www.news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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