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Torgny Persson: Das größte Ponzi-System

06.11.2015
- Seite 3 -
In der Studie schrieb die LBMA, dass "das Verhältnis zwischen dem Gesamtumsatz und den Clearing-Statistiken etwa zehn zu eins beträgt."

Wenn wir diese Näherung, dass das Handelsvolumen rund zehnmal größer ist als das Netto-Clearing-Volumen (was, wie oben erwähnt, eine konservative Schätzung ist), als Grundlage nehmen und die Clearing-Statistiken der LBMA seit 2011 betrachten, können wir im Jahr 2013 einen leichten Anstieg beobachten. Aus den Zahlen lässt sich für 2013 ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von 3.413 Tonnen ableiten, während 2015 jeden Tag im Schnitt 2.756 Tonnen Gold im Wert von rund 100 Milliarden USD (bei aktuellen Goldpreisen) gehandelt wurden.

Setzen wir das in Perspektive: Dem Bericht des World Gold Council zu den Gold-Nachfragetrends im zweiten Quartal 2015 zufolge, belief sich die globale Goldproduktion im Jahr 2014 auf 3.133 Tonnen,

Am Londoner Goldmarkt werden also täglich mindestens 88% der gesamten Jahresfördermenge an Gold gehandelt. Bei rund 250 Handelstagen im Jahr übersteigt das Volumen des jährlich allein am Londoner Goldmarkt gehandelten Goldes die weltweite Minenproduktion also um 22.000%. Und das ist die konservative Schätzung.

Diese Clearing- und Umsatzvolumina lassen sich nur als schockierend bezeichnen. Da am Londoner Goldmarkt und am New Yorker Markt die globalen Handelspreise für das Edelmetall gemacht werden, sollte spätestens jetzt klar sein, dass das Angebot an physischem Gold nicht das Geringste mit seinem Preis zu tun hat.

Was hat Ihrer Meinung nach den größeren Einfluss auf den Goldpreis: Ein Anstieg der Nachfrage nach physischem Gold um 10 Tonnen im Quartal aufgrund der Hochzeits- und Festsaison in Indien oder die 170.195 Tonnen, die jedes Quartal am Londoner Goldmarkt den Besitzer wechseln?

Faktoren wie die indische Nachfrage werden von den Medien oft als Grund für Kursbewegungen zitiert, doch die Handelsvolumina des Londoner Goldmarktes werden nie erwähnt. Im Hinblick auf die Preisschwankungen ist es vollkommen gleich, ob die Nachfrage während der indischen Hochzeitssaison höher ist oder nicht. Die beherrschenden Faktoren für die Preisfindung sind allein die Großhandelsmärkte in London und New York.

Die physische Nachfrage ist insofern von Bedeutung, als sie die Struktur des Marktes verdeutlicht und letztlich auch umkrempeln wird, doch auf den aktuellen Preis für (Papier-)Gold hat sie keinerlei Auswirkungen. Der Papierpreis ist vollständig abgekoppelt von den Fundamentaldaten für physisches Gold und hat mit dem Markt für Münzen und Barren nicht das Geringste zu tun.

Der Preis für physische Bullionprodukte entspricht nie dem Spotpreis für Papiergold - es gibt immer ein Aufgeld. Wenn die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren wie in den vergangenen Monaten zunimmt, schießen auch die Aufgelder in die Höhe und der Preis für physisches Gold und der Papierpreis entfernen sich noch weiter voneinander.

Wenn man all die genannten Zahlen betrachtet, wird deutlich, dass der Edelmetall-Terminhandel für physisches Gold vollkommen irrelevant ist und langfristig gesehen nicht von Bestand sein kann.


Die Entkopplung der physischen Edelmetalle

Die Preise für physische Edelmetalle sind dabei, sich vollständig von den Preisen an den Terminbörsen abzukoppeln. In der ersten Phase, in der wir uns gerade befinden, kommt es zu Engpässen bei der Lieferung von Münzen und Barren. In der zweiten Phase kommt der Handel mit physischen Edelmetallen vollständig zum Erliegen und die Preise passen sich an die Nachfrage und das tatsächlich vorhandene Angebot an. Sie werden dann auf ein Niveau steigen, dass sich heutzutage nur wenige Menschen vorstellen können.

Der Terminhandel mit Gold benötigt einen funktionierenden physischen Markt im Hintergrund, um das Vertrauen in das Papiergold aufrechtzuerhalten. Wenn jedoch das Angebot am Bullionmarkt versiegt, hat auch das Vertrauen in die Papiermärkte ein Ende, weil alle plötzlich erkennen, dass an den Terminbörsen letztlich nur Papiergold ohne reale Entsprechung gehandelt wurde. Die Terminmärkte werden daraufhin zusammenbrechen und der Preis für echtes Gold wird in die Höhe schnellen.


© Torgny Persson
BullionStar


Der Artikel wurde am 28. Oktober 2015 auf www.BullionStar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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