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Treibstoff für die Gold-Hausse 2016

11.01.2016  |  Adam Hamilton
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Als der Goldkurs im Zuge des extremen Sell-Offs einbrach, der eine Folge des Kapitalabflusses in Richtung der von der Fed künstlich in die Höhe getrieben Aktienmärkte war, versuchten die Trader die Kursverluste als gerechtfertigt darzustellen. Die Spekulanten an den Futures-Märkten begannen also nach und nach zu glauben, dass erst die Ausweitung der Anleihekäufe im Rahmen von QE3, dann das Ende der Schuldenmonetarisierungen und später auch die erste Zinserhöhung der Fed den bereits schwer angeschlagenen Goldkurs weiter negativ beeinflussen würden.

Diese Rationalisierungen waren jedoch immer nur schwache Ausreden, mit denen die sich selbst verstärkenden Verkäufe aufgrund der übertrieben negativen Marktstimmung maskiert wurden. Erinnern Sie sich, dass Gold bei 1.766 USD und 1.712 USD notierte, als QE3 beschlossen bzw. gegen Ende 2012 ausgeweitet wurde. Der Kurs des Edelmetalls stürzte während der Geldmengenausweitungen also dramatisch ab. Wenn dieses geschichtsträchtige inflationäre Ereignis absurderweise negativ für Gold war, warum sollte das Ende von QE3 dann ebenfalls negative Auswirkungen haben?

Die Verlangsamung und das bevorstehende Ende der Währungsinflation epischen Ausmaßes im Rahmen von QE3 war das Schreckgespenst, mit dem die Trader ihre aggressiven Goldverkäufe in den Jahren 2013 und 2014 rechtfertigten. Die Ausweitung der Geldmenge wurde erstmals im Dezember 2013 zurückgefahren und im Oktober 2014 wurden die Anleihekäufe schließlich gänzlich eingestellt, auch wenn noch keine einzige dieser Anleihen seitdem wieder verkauft wurde. Als die Fed aufhörte, US-Treasuries zu erwerben, konzentrierten sich die Trader stattdessen auf zukünftige Zinsanhebungen durch die Fed.

Die Angst vor einer Anpassung des Leitzinses nach oben diente den Futures-Spekulanten und Aktieninvestoren 2015 als Rechtfertigung für ihre anhaltenden Goldverkäufe. Die Argumentation dahinter war einfach: Da Gold selbst keine Zinsen abwirft, nimmt seine Attraktivität für Investoren ab, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt und die Rendite in konkurrierenden Anlageklassen nach oben klettern. Doch auch diese Rechtfertigung beruhte nur auf Gefühlen und spiegelte den extremen und weitverbreiteten Pessimismus am Goldmarkt wider, der jedoch mit den globalen Fundamentaldaten des Edelmetalls nicht das Geringste zu tun hatte.

Die Theorie, Zinserhöhungen wären der Erzfeind des Goldkurses, hat einen grundlegenden Fehler: Die Geschichte beweist genau das Gegenteil! Ich habe die Performance des Goldkurses innerhalb der Zeitspannen, in denen die US-Notenbank das Zinsniveau schrittweise angehoben hatte, genau studiert. Seit 1971 gab insgesamt elf solcher Zyklen mit steigenden Zinsen und im Schnitt konnte Gold während dieser Zeiten Gewinne in Höhe von 26,9% verbuchen. In sechs Fällen stieg der Goldpreis enorm an und legte dabei durchschnittlich erstaunliche 61,0% zu!

In den anderen fünf Fällen mussten zwar Kursverluste verzeichnet werden, doch diese waren mit durchschnittlich 13,9% im Verhältnis zu den Gewinnen sehr gering. Am besten entwickelte sich der Goldkurs, als er zu Beginn eines Zinserhöhungszyklus in der Nähe von langfristigen Tiefs notierte und die Zinsanpassungen langsam und in kleinen Schritten erfolgten. Heute hat sich Gold nur leicht von den bedeutendsten Tiefstständen der letzten Jahre erholt und die Federal Reserve hat die langsamsten Zinsanhebungen der Geschichte versprochen - für Gold sind das unglaublich bullische Faktoren.

Wenn höhere Zinssätze den Goldpreis wirklich zum Absturz bringen würden, dann wäre die Geschichte gespickt mit Beispielen dafür. Die Fed gibt den Zielbereich des US-Leitzinses für 2016 derzeit mit 1,25% bis 1,5% an. Das liegt zwar deutlich über dem Zinsniveau von 0% bis 0,25% der letzten Jahre, ist verglichen mit historischen Werten aber noch immer trivial. Zwischen Januar 1970 und Januar 1980 schoss Gold um 2332% in die Höhe, obwohl der US-Leitzins (die Federal Funds Rate) im Schnitt bei 7,1% lag und Gold auch damals keinerlei Rendite generierte.

Während der langanhaltenden Gold-Hausse von April 2001 bis August 2011 legte der Kurs ebenfalls 638% zu und die Federal Funds Rate belief sich im Durchschnitt auf 2,1% - obwohl der Beginn der Nullzinspolitik in die Zeitspanne fiel. Eine Gold-Rally während eines Zinserhöhungszyklus oder vor dem Hintergrund eines viel höheren Zinsniveaus ist nichts Ungewöhnliches, solange es weltweit eine starke Investitionsnachfrage gibt. Diese grassierende Angst vor einem Kurseinbruch aufgrund der Zinspolitik der Fed ist vollkommen unbegründet.

Die Argumente, die zu Beginn dieses Jahres für den Verkauf von Gold in der Nähe von langfristigen Tiefs angeführt werden, sind also grundlegend falsch. Der Kurs ist nur auf diese Tiefstwerte gefallen, weil die Nachfrage nach Goldinvestments gering blieb. Die pessimistische Stimmung hat über Logik und Vernunft gesiegt. Doch die erste Zinsanhebung der Fed in 9,5 Jahren, die der Nullzinspolitik der letzten sieben Jahre ein Ende setzt, wird die Feuerprobe für Gold sein und die falschen Annahmen zunichte machen. Entgegen der meisten Prognosen ist der Goldpreis im Anschluss an die Zinserhöhung nicht eingebrochen!

Das bedeutet, dass sowohl die Futures-Spekulanten als auch die Aktieninvestoren ihre Gold-Theorien ernsthaft überdenken müssen. Wenn ihnen bewusst wird, dass die Zinsanpassungen den Goldkurs nicht noch weiter nach unten drücken, wird die Investitionsnachfrage nach dem Edelmetall langsam wieder zunehmen. Und da die Investitionen am Goldmarkt derzeit so gering sind, werden enorme Goldkäufe nötig sein, um sie wieder auf ein normales Niveau zu heben. Diese Normalisierung ist 2016 unvermeidlich.

Ein Aufwärtstrend am Goldmarkt gliedert sich in drei Phasen, zwischen denen sich verschiedene Tradergruppen wie bei einem Staffellauf abwechseln. Eine neue Rally startet normalerweise mit dem Kauf von Gold-Futures durch Spekulanten, die ihre riskanten und hohe Hebelwirkungen aufweisenden Short-Positionen eindecken. Das löst einen Kursanstieg aus, der in etwa mehrere Monate lang andauert und den Goldpreis so weit nach oben treibt, dass es für die Spekulanten wieder interessant wird, Kapital in Long-Positionen am Futures-Markt zu investieren.

Die Eindeckung der Short-Positionen ist unumgänglich, sobald der Goldpreis steigt, denn die Trader müssen ihre Verluste begrenzen. Der Kauf von Long-Kontrakten erfolgt dagegen auf vollkommen freiwilliger Basis und ganz in Ruhe. Deshalb kann es ein halbes Jahr oder länger dauern, bis sich die Spekulanten genügend Wetten auf steigende Kurse abgeschlossen haben und sich die Zahl der Long-Positionen stabilisiert. Diese Käufe verstärken und verlängern die Aufwärtsbewegung so sehr, dass die Investoren und mit ihnen auch viel größere Kapitalmengen beginnen, an den Markt zurückzukehren. Dieser Prozess zieht sich über Jahre hin.

Gold befindet sich heute in einer beispiellos günstigen Ausgangssituation, denn die Eindeckung der Short-Positionen durch die Futures-Spekulanten, die anschließenden Käufe von Long-Kontrakten und die Käufe von Anteilen an Gold-ETFs wie dem GLD durch die Aktieninvestoren werden gigantisch ausfallen! Wenn die Aktienmärkte, die sich dank der Fed im Höhenrausch befinden, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und die extremen Marktverzerrungen der letzten Jahre ein Ende haben, werden die massiven Goldkäufe, die nötig sind, um die Normalität am Goldmarkt wiederherzustellen, einen beeindruckende neue Hausse auslösen.


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