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Marc Faber: Ausgang unbekannt, aber auf jeden Fall negativ

01.02.2016
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Am vergangenen Freitag (15. Januar 2016) fielen rund 900 Aktien auf ein 12- Monatstief - ein Indikator für den extrem überverkauften Zustand. Dieser folgt jedoch auf eine Zeit, in der der Markt stattdessen überbewertet war. Es ist also alles andere als sicher, dass er ausgehend von dieser Situation wieder auf neue Rekordwerte steigen wird. Ich denke eher (und das habe ich auch in meinem Newsletter geschrieben), dass sich zwischen den Kursständen des S&P 500 um 1980 herum und dem aktuellen Hoch bei 2.134 Punkten im Mai letzten Jahres ein starker Widerstand gebildet hat. Für den Markt wird es sehr schwer werden, diesen zu durchbrechen.

Es hängt jedoch davon ab, wie viel Geld die Fed druckt, und das können wir nicht wissen. Ich schätze, dass sie auf jeden Fall die Geldmenge weiter erhöhen oder die Zinsen senken wird. Wir können es nicht mit Sicherheit sagen. In China belief sich das Wachstum in den vergangenen 15 Jahren im Schnitt auf 8-12% jährlich. Das wird sich voraussichtlich auf maximal 4-6% im Jahr verringern. Der langfristige Wachstumstrend wird vielleicht nur bei ca. 4% liegen, doch die Regierung wird womöglich trotzdem 6% melden.

Die Zunahme der Nachfrage und der wachsende Rohstoffhunger Chinas werden wohl nicht zurückkommen. Die Nachfrage wird nicht zusammenbrechen, aber sie wird auch nicht mehr so schnell wachsen, wie früher. Da es gigantische Investitionen in den Rohstoffsektor gegeben hat, ist das Angebot derzeit ausreichend. Allerdings könnte es vor allem im Bereich der Agrarrohstoffe zu Engpässen kommen, da das eine oder andere Produkt durch Überschwemmungen, Dürren o. ä. knapp werden könnte.


Anthony Wile: Was denken Sie derzeit über Agrarland als Investmentoption?

Marc Faber: Ich denke die starke Preiszunahme, die wir in den vergangenen Jahren beim Agrarland gesehen haben, lässt wieder etwas nach. Die Landwirte machen fast nirgendwo einen Gewinn, es sei denn, sie werden subventioniert. Ich denke nicht, dass die Preise noch viel höher steigen werden, aber andererseits muss man sich angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage vielleicht auch eher die Frage stellen: "Wo verliere ich am wenigsten?"

Sie könnten also sagen, "Ich möchte etwas Geld in Grundbesitz investieren." Dann können Sie wählen zwischen Immobilien in bester Lage, beispielsweise in der 5th Avenue und der Madison Avenue in Manhatten, in den Hamptons, in Newport Beach, in Huntington Beach, in Manhattan Beach oder in den Stadtzentren von Los Angeles, Denver oder Detroit - oder Sie können sich für ein Grundstück auf dem Land entscheiden. Ich bin der Ansicht, dass solche Landgrundstücke im Allgemeinen auch hinsichtlich der Sicherheit gewisse Vorzüge bieten.


Anthony Wile: Wir raten unseren Lesern schon seit Längerem dazu, jetzt die nötigen Vorkehrungen zu treffen, um ihre Familien und ihr Vermögen zu schützen. Während sich die Lage verschlechtert, entscheiden sich viele dazu, Grundbesitz zu erwerben, der mehr Sicherheit sowie die Möglichkeit zum Anbau von Lebensmitteln und einen Zugang zu frischem Wasser bietet.

Marc Faber: Ja, es könnte durchaus wichtig werden, über ein solches Grundstück zu verfügen. Es stellt jedoch noch keinen Garant für die eigene Sicherheit dar. In Europa könnte es beispielsweise sein, dass die Regierung eines Tages kommt und sagt, Sie müssen auf Ihrer Farm 200 Muslime aufnehmen. Vielleicht sind die alle ganz nett, aber darum geht es gar nicht. Sie würden das vielleicht aus anderen Gründen nicht gerade begrüßen.

In den USA haben es die Leute besser. Sie müssen Obama nur noch ein Jahr lang ertragen...aber danach wird es vielleicht noch schlimmer.


Anthony Wile: In letzter Zeit wurde häufiger darüber berichtet, dass auch Farmbesitzer in den USA zunehmend Probleme mit der Beanspruchung ihrer Ländereien durch die Regierung haben. Sie erhalten dann oft eine Nachricht mit dem groben Inhalt: "Dieses Land ist im Besitz des Bureau of Land Management. Verschwinden Sie und nehmen Sie Ihre Rinder mit."

Marc Faber: Ja. Oft ist es auch so, dass die Regierungsbehörden kommen und den Farmern vorschreiben, wie sie ihre Felder zu bestellen haben. Sie können dies nicht machen, Sie können jenes nicht machen, Sie müssen diesen Dünger verwenden usw. Ich kann verstehen, dass unter den Farmern eine große Unzufriedenheit herrscht.


Anthony Wile: Lassen Sie uns über Öl reden. Sind die Saudis pleite? Ziehen sie deshalb einen Börsengang von Aramco in Erwägung?

Marc Faber: Noch hat Saudi-Arabien genügend Kapital, aber wenn der Ölpreis noch drei Jahre lang auf diesem Niveau bleibt, ist das Land praktisch bankrott. Angesichts der Bevölkerungsexplosion, die der gesamte Nahe Osten seit den 1970er Jahren erlebte, müsste der Ölpreis wahrscheinlich etwa bei 80 USD je Barrel liegen, damit die Staaten der Region wirklich davon profitieren. Für den Weltfrieden ist es vielleicht besser, wenn die Ölpreise bei 30-40 Dollar bleiben, und die Saudis weder den IS noch andere abenteuerliche Unternehmungen in der Region finanzieren können, die möglicherweise auch nicht sonderlich erstrebenswert sind.

Bei einem Ölpreis von 40 USD bekommen sie ein echtes Problem. Ihre Reserven werden sich substantiell verringern. Jetzt können sie einfach Geld leihen, statt auf ihre Vorräte zurückzugreifen. Ich persönlich würde Saudi-Arabien nicht unbedingt Geld leihen wollen, aber einige Regierungen wären vielleicht dazu bereit. Ganz sicher nicht der Iran...


Anthony Wile: Denken Sie, dass der Ölpreis noch weiter fallen wird?

Marc Faber: Da bin ich mir nicht sicher. Man hört oft, die Aktienmärkte wären überverkauft, aber mit Sicherheit sind sie nicht einmal ansatzweise so überverkauft wie die Energiepreise. Der Rohölpreis ist von mehr als 100 Dollar je Barrel auf unter 30 Dollar gefallen - das ist wirklich ein gewaltiger Einbruch. Die Börsen haben gegenüber ihren Hochs von vor einem Jahr einen Rückgang um vielleicht 12% verzeichnet. Insgesamt ist das also kein starker Preisverfall. Es gibt viele einzelne Aktien, deren Kurse um 40% gesunken sind, das schon. Aber die Indices sind insgesamt eigentlich nicht überverkauft.

Öl dagegen ist sehr überverkauft. Die Stimmung ist extrem pessimistisch und all die Analysten, auf die man als Investor nicht hören sollte und die gesagt haben, der Preis würde noch auf 150 USD steigen, als er bei 90 USD lag, sagen jetzt, er wird bis auf 10 USD fallen. Sie lagen damals falsch und sie irren sich wahrscheinlich auch diesmal. Aber ich weiß es nicht.

Die Zentralbanken greifen heutzutage auf Grundlage des Keynesianismus in das Wirtschaftsgeschehen ein und argumentieren, dass die mit ihren zins- und geldpolitischen Interventionen die Konjunkturzyklen ausgleichen könnten. Anders gesagt müssten die Fluktuationen dann theoretisch geringer ausfallen, es müsste weniger Boomphasen geben, aber auch keine Depressionen.

In der Realität hat die Einflussnahme der Zentralbanken die Volatilität allerdings verstärkt. Überlegen Sie einmal: Der Euro ist die zweitgrößte Währung der Welt und in weniger als zwei Jahren ist er um 40% gesunken. Das gleiche gilt für den Yen. Die Zentralbanken haben die Volatilität also erhöht, statt sie zu begrenzen. Und weil die Rohstoffpreise eine Zeit lang stiegen, während die Zinsen gleichzeitig auf einem künstlichen, niedrigen Niveau gehalten wurden, begannen plötzlich alle, nach Öl, Gold, Silber und anderen Rohstoffen zu suchen. Kein Wunder, dass das Angebot jetzt so groß ist.

Die Nachfrage danach wurde vor allem von China befeuert. Doch aufgrund günstiger Kreditbedingungen kam es in China zu einem Investitionsboom und die Kapazitäten wurden zu stark erhöht. Jetzt geht die Nachfrage wieder zurück, doch das Angebot steigt weiter. Die Preise sind folglich drastisch eingebrochen.

Meiner Ansicht nach liegt der Gleichgewichtspreis für Rohöl irgendwo zwischen 30 USD und, sagen wir 50 USD. Falls sich der Abverkauf fortsetzt könnte der Preis noch auf 20 USD oder sogar 15 USD fallen. Es ist auf jeden Fall möglich. Um das Angebot und die Nachfrage jedoch langfristig wieder auszubalancieren werden wahrscheinlich Preise von mehr als 60 USD notwendig sein, denn bei 40 USD macht niemand einen Gewinn mit der Produktion und deshalb wird es bei diesen Niveau auch keine Exploration geben. Dadurch wird der Markt mit der Zeit wieder enger werden, aber nicht sofort. So etwas dauert seine Zeit. Ein Klient hat mich gefragt, ob er Öl kaufen solle. Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht weiß.



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