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Der Dollar und Gold: Exakt falsch?

23.05.2016  |  Axel Merk
- Seite 3 -
Bernanke, Yellen, Draghi und andere Zentralbanker verwenden die Kommunikation mit der Öffentlichkeit unserer Einschätzung nach stattdessen, um die Erwartungen der Märkte in eine bestimmte Richtung zu drängen. Wenn die Person mit der Bazooka Ihnen sagt, dass sie gewillt ist, diese auch zu benutzen, dann kann sie sich Ihrer Aufmerksamkeit gewiss sein. Bis vor Kurzem wurde uns noch erzählt, die USA würden eine "Ausstiegsstrategie" verfolgen, während die Zinssätze anderswo auf der Welt weiter fielen.

Im untenstehenden Chart sehen Sie das Resultat dieser Äußerungen: Der nach Handelsvolumen gewichtete Dollar-Index notiert etwa zwei Standardabweichungen über seinem gleitenden Durchschnitt und hat nach den in unseren Augen extremen Kursständen der letzten Zeit erst kürzlich wieder etwas nachgegeben.

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Wenn die Realität sich dieser immer wieder verbreiteten Geschichte nicht annähert, d. h. wenn sich die Zinssätze in den USA nicht "normalisieren" oder der Rest der Welt die Zinsen nicht noch weiter senkt, dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der US-Dollar seinen Zenit bereits überschritten hat. Schweden hat übrigens erst kürzlich angekündigt, dass es seine monatlichen Anleihekäufe (die quantitativen Lockerungen) reduzieren wird, und Draghi hat angedeutet, dass die Zinsen nicht noch weiter sinken werden.

Obwohl der EZB-Chef sich wie die meisten anderen Zentralbanker lieber absichert und seitdem signalisiert hat, dass eine weitere Absenkung unter gewissen Umständen eventuell doch denkbar wäre, glauben wir, dass er seinen Kurs eindeutig geändert hat und nun eher versucht, das Bankenwesen zu stützen, als den Euro abzuwerten. (Unsere Analysen kommen zu dem Schluss, dass die neusten monetären Maßnahmen der Eurozone die Finanzierungskosten der Banken in etwa halbiert haben.)

Es ist in diesem Zusammenhang auch interessant, wie die Fed und die EZB ähnliche Daten analysierten, aber im Hinblick auf die Energiepreise zu gegenteiligen Schlussfolgerungen gelangten.

Die Federal Reserve und die meisten anderen Zentralbanken lassen die Energiepreise in ihrem Entscheidungsprozess außen vor, weil die Änderungen im Allgemeinen "vorübergehender" Natur sind. Damit war nicht gemeint, dass sich die Kursentwicklung umkehren würde, sondern dass der Einfluss der Energiepreise auf die Inflationsrate ein einmaliges Ereignis ist. Angenommen, der Ölpreis fällt innerhalb eines Jahres von 100 Dollar je Barrel auf 40 Dollar je Barrel und verharrt anschließend auf diesem Niveau. In dem betreffenden Jahr hätte der Preissturz einen disinflationären Effekt, doch im darauf folgenden Jahr hätte er keinen Einfluss mehr auf die Inflationsrate.

Die Europäische Zentralbank hat dagegen die Alarmglocken geläutet und vor "Zweitrundeneffekten" gewarnt. Die EZB zeigte sich besorgt darüber, dass die niedrigeren Energiepreise nur ein Symptom umfassender disinflationärer Tendenzen seien, welche zu einer Phase der Deflation führen könnten. Uns wird oft erzählt, dass Deflation schlecht sei, doch nur selten folgt eine Erklärung.

Sagen wir es mal so: Für eine verschuldete Regierung ist Deflation schlecht, denn wenn der tatsächliche Wert der Schulden steigt, wird es schwieriger sie zu bewältigen. Wenn Sie dagegen zu den Sparern zählen, dann steigt Ihre Kaufkraft in Zeiten fallender Preise. Meine Meinung: Die Interessen einer verschuldeten Regierung stehen ganz offensichtlich nicht im Einklang mit denen der Bevölkerung.

Wir glauben übrigens, dass die Fed und die EZB sich hinsichtlich der Energiepreise einem Konsens nähern: Die US-Notenbank scheint mittlerweile stärker besorgt zu sein, während die gesunkenen Preise der EZB heute offenbar weniger Kopfzerbrechen bereiten. Die Erwartungshaltung der Märkte bezüglich einer divergierenden Geld- und Fiskalpolitik der beiden Zentralbanken könnte sich infolgedessen weiter abschwächen.

Für Draghi ist jedoch nichts davon ein Hinderungsgrund weiterhin zu erklären, dass die USA und die Eurozone einen unterschiedlichen Kurs verfolgen. Das Spiel mit den Erwartungen birgt kurzfristig wenig Nachteile, kann aber äußerst vorteilhaft sein. Der langfristige Preis ist selbstverständlich die Glaubwürdigkeit. Damit wären wir bei der Bank of Japan angelangt, doch das würde den Rahmen unserer heutigen Analyse sprengen.

Wenn Sie tiefer in diese Diskussion einsteigen möchten, sind Sie herzlich eingeladen sich für unser Online-Seminar mit dem Thema "What's next for the dollar, currencies & gold" am Dienstag, den 24. Mai anzumelden. Hier können Sie zudem unseren kostenlosen Newsletter "Merk Insights" abonnieren.


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 18.05.2016 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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