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David Smith über das Potential von Gold und Silber und das Vermeiden von Anfängerfehlern

29.07.2016  |  Mike Gleason
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Das Problem liegt oft in der menschlichen Natur. Die Leute sagen, "Wenn der Preis auf ein bestimmtes Niveau fällt, kaufe ich", aber wenn er dann tatsächlich sinkt, geht das oft mit einer recht negativen Berichterstattung einher. Dann vergessen die Anleger, dass sie in diesem Moment nicht auf ihre Gefühle hören dürfen und sagen sich stattdessen, dass sie kaufen, wenn die Edelmetalle noch ein wenig günstiger werden. Sie warten und warten und kaufen am Ende nie. Es gibt Leute, die noch immer darauf warten, dass der Silberpreis auf 10 $ fällt, aber ich glaube wirklich nicht, dass wir das erleben werden.


Mike Gleason: Gold wird ja oft als der ultimative sichere Hafen für Investoren betrachtet. Hat es Sie überrascht, dass sich der Goldkurs in letzter Zeit so gut entwickelt hat, obwohl der Dow Jones und der S&P 500 fast täglich auf neue Allzeithochs gestiegen sind? Gold ist natürlich nicht gerade in die Höhe geschossen, sondern scheint zu konsolidieren und ein wenig zu korrigieren, aber angesichts der neu entfachten Risikofreudigkeit der Investoren an den Aktienmärkten hält sich der Kurs ziemlich gut. Nach dem Brexit haben wir einen großen Preisschwung erlebt, als Gold plötzlich 100 $ zulegte, und bislang musste das Edelmetall noch nicht allzu viel von diesen Kursgewinnen wieder abtreten. Der Goldkurs scheint relativ stabil auf dem aktuellen Niveau zu verharren. Was denken Sie darüber, David?

David Smith: Ich schätze die Spielregeln ändern sich derzeit ein wenig. Wir haben diese enorme Liquidität, die die Zentralbanken in das System pumpen und mit der sie versuchen, die Investoren zum kaufen zu animieren und die Wirtschaft in Europa, Japan und den Vereinigten Staaten zu stützen. Eines Tages wird ein Teil dieser Liquidität letztlich durch Helikoptergeld zur Verfügung gestellt werden. Sie werden die Banknoten fast im wörtlichen Sinne auf die Menschen herabregnen lassen, um sie zu höheren Ausgaben zu bewegen. Japan steht bereits kurz davor, diesen Schritt zu gehen.

Die Situation hat zur Folge, dass die Preise zahlreicher Investments steigen, beispielsweise die Immobilienpreise, der Kurs des Dow Jones und viele andere Assets, selbst der US-Dollar. Mich persönlich interessiert das nicht, denn ich besitze Gold und Silber und letzten Endes wird echtes Geld all die anderen Dinge überdauern.

An vielen Märkten haben sich infolge der Geldpolitik Spekulationsblasen gebildet, nicht aber bei den Edelmetallen. Die Kursgewinne der Edelmetalle sind allein bedingt durch Investoren, die sich daran erinnern, welche Vermögenswerte schon seit tausenden von Jahren echtes Geld sind. Wenn die Schuldentürme schließlich unter ihrem eigenen Gewicht einstürzen, werden einzig Gold und Silber stehen bleiben. Solange es an den Edelmetallmärkten relativ ruhig ist und viele Investoren ihr Hauptaugenmerk auf andere Sektoren richten, stellt das für Sie eine gute Chance dar, Ihre Positionen aufzustocken oder erste Gold- und Silberinvestitionen zu tätigen.


Mike Gleason: Sie haben gerade eben das Helikoptergeld erwähnt. Ben Bernanke, der ehemalige Vorsitzende der US-Notenbank, der diesen Ausdruck geprägt hat und seitdem auch gern als "Helikopter-Ben" bezeichnet wird, sprach kürzlich darüber, dass die Zentralbanken immer in der Lage seien, Inflation zu generieren, wenn das nötig ist. Unter den Edelmetallinvestoren fragen sich nun viele, wann die Federal Reserve diese Politik tatsächlich anwenden wird und beginnt, Geld direkt an die US-Bürger zu verteilen. Wie wir wissen hat die Notenbank alle möglichen anderen radikalen Maßnahmen bereits ausprobiert.

Am Mittwoch hat Loretta Mester, eine Angehörige des Offenmarktausschusses der Fed, bestätigt, dass die Beamten sich unter Umständen für diese Art der Geldpolitik entscheiden könnten, falls alle anderen Maßnahmen versagen.

Noch vor wenigen Jahren hätte das völlig verrückt gewirkt, aber in der Zwischenzeit haben wir einige ungewöhnliche geldpolitische Experimente erlebt - die quantitativen Lockerungen, die Nullzinspolitik und wie wir wissen werden auch negative Zinssätze zumindest diskutiert. Was ist Ihrer Meinung nach von der Fed zu erwarten? Wir haben den Eindruck, dass sich die Notenbank darauf vorbereitet, noch verrücktere Maßnahmen zu ergreifen als bisher.


David Smith: Ja, so sieht es tatsächlich aus. Die Dinge, die Sie erwähnt haben, sind oft Testballons, die gestartet werden, um zu sehen wie die Öffentlichkeit und die Märkte auf die Maßnahmen reagieren. Es ist schon interessant, dass Ben Bernanke den Spitznamen "Helikopter-Ben" fast wie einen Ehrentitel trägt. Er stört sich nicht im Geringsten daran, und allein die Tatsache, dass diese Leute das so sehen, gibt einem wirklich zu denken. Die Zinsen waren übrigens noch nie zuvor in der Geschichte so niedrig, denn immerhin sind sie in vielen Teilen der Welt bereits negativ.

Hätten Sie je gedacht, dass Sie eines Tages ein Bankkonto haben würden, bei dem Sie die Bank dafür bezahlen müssen, dass Sie ihr Geld leihen? Das widerspricht der menschlichen Natur, der Idee des Kapitalismus und des Unternehmertums und jeder Logik. Wenn Sie Geld sparen, verfügen Sie über ein solides Grundkapital und mittels der Banken können Sie ihr Kapital verleihen und so die Unternehmen und die Geschäftstätigkeit unterstützen und fördern.

Das ist nicht möglich, wenn Sie alles ausgeben und am Ende gar nichts mehr übrig haben. Warum sollte das in irgendeiner Weise hilfreich sein? Sie werden dann praktisch völlig abhängig vom Staat. Unser gesamtes Wirtschaftssystem wird gerade auf den Kopf gestellt, aber Sie sollten weiterhin an Ihrem gesunden Menschenverstand festhalten. Die aktuellen Verschiebungen ergeben keinerlei Sinn. Das neue System wird letztlich an seiner eigenen Absurdität zugrunde gehen.


Mike Gleason: Sie sind am Anfang dieses Interviews kurz darauf eingegangen, aber ich möchte es nicht versäumen, den Minensektor noch einmal anzusprechen, denn dieser zeigte 2016 eine phänomenale Performance. Wie geht es weiter nach den riesigen Gewinnen der Goldaktienindices GDX und HUI, die etwa 140% im Plus liegen? Ist es Zeit, einen Teil der Gewinne zu realisieren, David?

David Smith: Ich denke das wäre sinnvoll, ja. Manche Minenaktien haben bereits 200%, 300%, 400% oder sogar 500% zugelegt, wissen Sie. Ich würde schon fast so weit gehen zu sagen, dass Schweine das Fliegen gelernt haben. Darunter sind allerdings auch einige von eher fragwürdigem Wert. Die Aktien der wirklich guten Minengesellschaften, Ihre Kernposition sollten Sie jedoch behalten. Ich schätze, wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass wir die Aktien der Edelmetallunternehmen, andere Assets aus dem Rohstoffsektor und selbst physische Edelmetalle sowohl als Investment als auch als Versicherung halten können. Wir sollten uns bewusst machen, welcher Teil der Minenaktien zu unserer Kernposition gehört und mit welchem Teil wir handeln.

Die wichtigsten Kernassets, die Anteile an den besten Unternehmen, sollten Sie bis zum Ende dieses Zyklus halten. Sie können einen Teil davon bei Gelegenheit verkaufen und später wieder zukaufen. Das muss gar nicht viel sein, aber es gibt Ihnen ein gutes Gefühl, wenn Sie von Zeit zu Zeit ein paar Profite realisieren. Dann müssen Sie auch nicht mit ansehen, wie alle Gewinne wieder vernichtet werden, wenn die Kurse einmal nachgeben, wie heute morgen. Sie sollten jedoch nicht zu viel verkaufen. Manche Investoren haben den Ratschlag befolgt, die Hälfte ihrer Position zu verkaufen, wenn die Kurse sich verdoppeln.

Unter normalen Umständen ist das kein schlechter Rat, aber manchmal entgehen Ihnen dadurch auch große Gewinne. Wenn Sie also beispielsweise eine Aktie für 3 $ kaufen und die Hälfte Ihrer Position verkaufen, wenn der Kurs auf 6 $ steigt, ist das schon in Ordnung. Aber ich habe z. B. einmal eine Aktie für 9 Cent gekauft, die vor drei Jahren bei fast 3 $ notierte.


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