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Von Stagflation zu Inflation - die Folgen des Notenbank-Experiments

07.09.2016  |  Uli Pfauntsch
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Barclays verweist darauf, dass die Nettokäufe in US-Aktien-Futures seit März mit 60 Milliarden Dollar bereits die Summe der Käufe zwischen Oktober 2011 und Mai 2013 überschritten haben. Das bedeutet: In weniger als fünf Monaten, hat sich die Positionierung im Futures-Markt so stark ausgedehnt wie in den mehr als 20 Monaten, die den 2011er-Tiefs folgten.


Notenbanken werden zu gigantischen Hedgefonds!

Wer ist also dafür verantwortlich, die Aktienblase immer weiter aufzublasen? Übrig bleiben nur noch die Bank of Japan, die Schweizer Nationalbank, die Europäische Zentralbank und die Fed. Die japanische Notenbank kauft schon seit Jahren Aktien auf und besitzt inzwischen rund 70 Prozent aller japanischen ETF-Anteile. Kürzlich wurde beschlossen, die Investitionen in Aktien auf umgerechnet 53 Milliarden Dollar zu erhöhen - und zwar pro Monat. Auch wenn die Japaner nicht unmittelbar in US-Aktien investieren, sieht Barclays einen unmittelbaren Zusammenhang mit den japanischen Zuflüssen in US-Aktien und dem dortigen Stimulus-Programm.

Schließlich sind diejenigen, die ihre Anteile an die Bank of Japan verkaufen, wiederum gezwungen, nach neuen Alternativen Ausschau zu halten. Und diese - durch das "Gelddrucken" frei werdenden Mittel machen vor den eigenen Grenzen nicht halt, sondern fließen zum Großteil in den größten und liquidesten Aktienmarkt der Welt, was von den Amerikanern durchaus gewollt ist. Schon seit längerem mehren sich die Anzeichen, dass die Politik der Bank of Japan in Absprache mit der Federal Reserve erfolgt.

Anders als die Japaner, hat es die Schweizer Nationalbank (SNB) unmittelbar auf US-Aktien abgesehen. In den ersten sechs Monaten hat diese bereits 62 Milliarden Dollar in einzelne US-Titel investiert, darunter in Aktien wie Apple, Exxon Mobile, Microsoft und Johnson & Johnson. Wenn Notenbanken Aktien kaufen, stellt sich die Frage, wo das Geld für diesen Zweck überhaupt herkommt.

Die Absurdität liegt darin, dass die investierten Milliarden nicht in irgendeiner Form erwirtschaftet werden müssen, sondern quasi per Knopfdruck aus dem "Nichts" in Form von elektronischem Geld "kreiert" werden. Schöne, neue Welt: Stellen Sie sich vor, Sie gehen in den Keller, drucken sich einfach zig Milliarden Dollar, sind eines Tages Großaktionär der weltgrößten US-Konzerne und kassieren nebenher auch noch Dividenden auf die Gewinne der Unternehmen. Es wäre zu schön, um wahr zu sein…


Teuerster Aktienmarkt aller Zeiten!

Blickt man auf die Ergebnisse der Unternehmen im S&P 500, so sinken diese seit fünf Quartalen in Folge und steuern einschließlich der jüngsten Berichtssaison auf das sechste Quartal in Folge zu. Zu einem derartigen Gewinnrückgang ist es seit Ausbruch der Finanzkrise in 2008 nicht mehr gekommen. In einem „normalen“ Markt würden die Aktienkurse einbrechen. Doch "dank" der beispiellosen Eingriffe der Notenbanken, haben sich die Aktienmärkte von den zugrundeliegenden Fundamentaldaten vollständig entkoppelt.

Ob durchschnittliches Kurs/Gewinnverhältnis, Kurs/Umsatzverhältnis oder das Verhältnis des gesamten Börsenwertes zum Bruttoinlandsprodukt - in Summe ist es der teuerste Markt, den wir jemals in der Geschichte hatten. So befindet sich das CAPE-Ratio, das einen langfristigen Blick auf die Gewinnentwicklung liefert, 62 Prozent über dem historischen Durchschnitt. Dazu ist es in der Geschichte des S&P 500 nur dreimal gekommen: Vor der "Großen Depression", während der Dotcom-Blase und kurz vor Ausbruch der Finanzkrise in 2008/2009.

Inzwischen zeigt sich, dass bestimmte Schwergewichte am Aktienmarkt langsam aber sicher ihren Wendepunkt erreicht haben. Wie aus den aktuellen Daten hervorgeht, ist etwa die Aktie von ExxonMobil die zweitgrößte Position im Portfolio der Schweizer Nationalbank. Der Ölkonzern erhöhte seine Dividende 34 Jahre in Folge. Die Geschäftsführer von BP, Shell, Exxon und Chevron hatten ihren Investoren versichert, dass sie in 2017 genug verdienen würden, um für Dividenden und neue Investments zu zahlen. Doch bereits in der ersten Jahreshälfte 2016, haben die vier Ölkonzerne ihr Versprechen um 40 Milliarden Dollar verfehlt.

Wie das Wall Street Journal berichtet, nahmen die Ölgiganten Milliarden an neuen Schulden auf, um weiterhin Dividenden zu zahlen. Insgesamt sind Exxon, Chevron, Shell und BP mit netto 184 Milliarden Dollar verschuldet - damit hat sich der Schuldenstand seit 2014 mehr als verdoppelt. Schon im letzten Jahr gaben die Ölkonzerne mehr als 100 Prozent ihrer Profite für Dividendenzahlungen aus. Dieses Jahr hat sich das Problem noch verschlimmert. Von April bis Juli, zahlte etwa Exxon 3,1 Milliarden Dollar in Dividenden aus, verdiente aber gerade einmal 1,7 Milliarden Dollar. Chevron kommt sogar auf ein "Payout-Ratio" von 249 Prozent. Das bedeutet, dass der Konzern für jeden Dollar Gewinn über das vergangene Jahr, 2,49 Dollar an Dividende auszahlte.

Diese Unternehmen sind nun verschuldet wie nie zuvor. Und ihre Dividenden waren noch nie mehr in Gefahr. Bald könnte den Ölmultis keine andere Wahl bleiben, als ihre Dividenden zu kürzen. Die Folge wäre ein Exodus von Pensionsfonds, Versicherungen und anderen Investoren, die von den Dividenden abhängig sind. Potenziell einbrechende Aktienkurse, würden auch ein Loch in die Bilanz der SNB reißen. Verluste und Fehlspekulationen von Zentralbanken sind nichts Neues. Die Konsequenz ist stets die Abwertung der eigenen Währung. Eine verfehlte Notenbank-Politik trifft letztendlich jeden Einzelnen - und zwar mit einem Verlust an Kaufkraft (Inflation) - ohne Zweifel der ungerechtesten Art und Weise der "Besteuerung".


Globale Verschuldung erreicht 300 Prozent des Bruttoinlandsprodukts!

Dabei ist der Kauf von Aktien durch die Notenbanken noch das kleinere Übel. Wie Sie wissen, stehen Staatsanleihen auf der Kaufliste der Notenbanken an erster Stelle. Das bedeutet, dass die Notenbanken - anders als bei Aktien - keine Assets, sondern Schulden aufkaufen. Die globale Verschuldung ist seit 2007 um 60 Billionen Dollar auf 230 Billionen Dollar angeschwollen. Das entspricht 300 Prozent des globalen BIPs. Die US-Verschuldung ist auf ein monströses Ausmaß von 350 Prozent des Bruttoinlandsprodukts explodiert. Seit Aufhebung des Goldstandards im Jahr 1971, schafften es die USA, ihre Verschuldung von Jahrzehnt zu Jahrzehnt bei etwa 150 Prozent des BIPs zu halten.


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