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Michael Pento: Marktcrash 2017 und die Katalysatoren der Goldhausse

05.12.2016  |  Mike Gleason
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Die Haushaltsdefizite der letzten Jahren waren bereits enorm hoch und in diesem Jahr ist der Fehlbetrag gegenüber dem Vorjahr um weitere 34% gestiegen. Was geschieht nun, wenn für die nächsten zehn Jahre ein Ausgabenplan über 1 Billion $ vorgelegt wird? Die Federal Reserve wird die Zinsen stärker anheben und das bedeutet, dass sie beginnen muss, einen Teil ihrer Assets zu verkaufen. Neben einer Anhebung der kurzfristigen Zinssätze wird die Notenbank beginnen, ihre 4,5-Billionen-$-Bilanz durch den Verkauf von Anleihen zu reduzieren und dadurch das Angebot stark erhöhen. Wer wird diese Assets kaufen? Die Chinesen jedenfalls nicht mehr.

Auf kurze Sicht ist die Lage am Anleihemarkt meiner Meinung nach äußerst schlecht. In der Wahlnacht und in den Tagen danach ist die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen von 1,83% auf 2,3% gestiegen. Wenn dieser Trend sich fortsetzt, selbst in einer abgeschwächten Form, dann wird Donald Trump wie schon so viele seiner Vorgänger bei Amtsantritt von einer Rezession begrüßt werden - womöglich von einer sehr schweren.

Bislang wurde noch keine einzige Steuererleichterung beschlossen. Kein einziger Dollar wurde ausgegeben. Die Schaufeln für die Infrastrukturprojekte müssen erst noch gekauft werden. All das ist noch Zukunftsmusik, doch schon heute können wir die Anzahl der neu eingereichten Hypothekenanträge beobachten, und diese ist in den Keller gesunken. Gleichzeitig wurde heute eine starke Zunahme beim Neubau von Immobilien gemeldet, insbesondere im Bereich der Einfamilienhäuser.

Mein Punkt ist folgender: Wenn das Angebot an Wohnraum stark erhöht wird, die Anträge auf Hypotheken sowie die Immobilienverkäufe aber gleichzeitig einbrechen, was bedeutet das dann für den massiv überbewerteten Immobilienmarkt, der in vielen Teilen des Landes reale, inflationsbereinigte Rekordpreise aufweist?

Langfristig bin ich in Bezug auf Donald Trump optimistisch. Ich glaube allerdings nicht, dass wir angesichts der gigantischen ausstehenden Schulden höhere Zinsen und den Kollaps der Anleihemärkte verkraften können, ohne dass es auch an den Börsen bergab geht. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen, daher bin ich im Moment lieber etwas vorsichtiger.


Mike Gleason: Trump und seine Haltung zur Federal Reserve und zu Janet Yellen wurden in den Medien ausführlich diskutiert. Zuerst hatte er sich als Mann der niedrigen Zinsen bezeichnet und gesagt, dass er und Yellen sich darin einig wären. Vor einigen Monaten begann er dann sie zu kritisieren und warf der Fed vor, dass sie zu politisch sei. Jetzt da er gewählt wurde, scheint er wieder versöhnlichere Töne anzuschlagen und es sieht nicht so aus, als würde er in dieser Hinsicht viel Staub aufwirbeln wollen.

Ich frage mich also, ob wir wirklich vorhersagen können, welche Art der Geldpolitik uns mit Trump als US-Präsidenten erwartet. Viele Kommentatoren glauben, dass es hauptsächlich auf das Drucken riesiger Mengen neuen Geldes hinauslaufen wird, um auf diese Weise die Infrastrukturprojekte usw. zu finanzieren. Wie sehen Sie das, Michael?


Michael Pento: Sie haben recht, Mike, gut recherchiert. Während des Wahlkampfes bezeichnete Trump die Fed als "zu politisch". Ich schätze, Mr. Trump wollte Präsident werden und hätte es deswegen gern gesehen, wenn eine aggressive Janet Yellen die Zinsen erhöht und die US-Wirtschaft damit in eine Rezession befördert hätte, denn das hätte ihm womöglich größeren Zuspruch unter den Wählern verschafft.

Aber seitdem ihm das Amt sicher ist, ist er ein wenig zurückgerudert. Ich weiß nicht, ob er Janet Yellen erlauben wird, die Notenbank bis zum Ende ihrer Amtszeit im Februar 2018 zu leiten. Was wäre, wenn er sie durch John Taylor, dem Erfinder der Taylor-Regel ersetzen würde? Der Taylor-Regel zufolge müssten die Zinssätze sehr, sehr schnell substantiell ansteigen. Es gibt viele Punkte, die in diesem Zusammenhang noch unklar sind.

Eines wissen wir jedoch, denn die Geschichte hat das überaus deutlich gezeigt: Wenn ein Land eine Staatsschuldenquote von mehr als 100% und steigende Haushaltsdefizite in Höhe von 3%, 4% oder 5% des Bruttoinlandsprodukts hat und zudem noch plant, dieses Defizit zu erhöhen, dann braucht es eine äußerst akkommodierende Zentralbank, die Staatsanleihen aufkauft und die Zinssätze niedrig hält. Die realen, inflationsbereinigten Zinsen müssen klar im negativen Bereich liegen.

Was definitiv nicht funktioniert: Wenn die Notenbank angesichts einer solchen Lage auch nur eine leichte Straffung der Geldpolitik plant und versucht, ihre Bilanz zu reduzieren, indem sie Vermögenswerte am Markt verkauft. In diesem Fall droht ein beispielloser Kollaps der Anleihemärkte. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass die Folgen weder für die Schulden in Rekordhöhe noch für die gigantischen Spekulationsblasen erfreulich wären.

Außerdem möchte ich noch darauf hinweisen, dass Trump ein Befürworter von Handelskriegen ist. Das wird nicht nur die Preise für Importgüter erhöhen, sondern auch das inländische Preisniveau anheben und dadurch den Druck auf die Anleihemärkte zusätzlich verstärken.


Mike Gleason: An den Edelmetallmärkten haben die Optimisten seit der Präsidentschaftswahl scharenweise das Weite gesucht. Die meisten waren davon ausgegangen, dass sich ein Wahlsieg von Trump positiv auf die Kurse auswirken würde, doch bis jetzt hat sich das nicht bewahrheitet. Die Spekulanten an den Terminmärkten stoßen ihre Long-Positionen ab und werden erst wieder kaufen, wenn sich ein guter Grund für neue Investitionen abzeichnet. Können Sie mit Blick auf die nächsten Monate einen potentiellen Katalysator ausmachen, der neue Käufer an die Edelmetallmärkte locken könnte?


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