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Manipulieren Zentralbanken auch den Goldpreis?

26.11.2016  |  Claus Vogt
Wer einen guten Preis bei einem Verkauf erzielen will, geht marktschonend vor

Wenn Sie eine Aktie oder einen Terminkontrakt verkaufen, dann möchten Sie selbstverständlich einen möglichst hohen Preis dafür erhalten. Um dieses Ziel beim Veräußern einer sehr großen Position zu erreichen, müssen Sie marktschonend agieren. Sie werden also so vorgehen, dass Ihre Verkaufsorder möglichst keinen Kursrückgang auslöst, und alles daran setzen, durch Ihre eigenen Verkäufe keinen Preiseinbruch auszulösen.

Um das zu bewerkstelligen, werden Sie ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen. Insbesondere werden Sie Ihre Verkaufsorder nur zu Tageszeiten an den Markt geben, an denen die Liquidität ausreichend hoch ist. Darüber hinaus werden Sie Ihre Verkaufsorder in mehreren Teilaufträgen platzieren und diese vielleicht noch mit einem Kurslimit versehen. All das ist gängige Praxis und völlig normal.


Es gibt Verkäufer, die offensichtlich keinen guten Preis erzielen wollen

Nun finden am US-Terminmarkt für Gold aber schon seit Jahren Verkäufe statt, die diesen Regeln ganz offensichtlich nicht folgen. So werden immer wieder sehr große Verkaufsaufträge, deren Nennwert mehrere Milliarden Dollar beträgt, als unlimitierte Order an den Markt gegeben und das zu Zeiten, die eine extrem geringe Liquidität garantieren.

Ein typisches Beispiel dafür liefern die Vorgänge vom 7. Juli 2015. Ganz ähnlich wie auch am Mittwoch dieser Woche wieder, geriet der Goldpreis um die Mittagszeit in Deutschland unter Druck, also noch vor der Markteröffnung in den USA. Wie so oft ging der Verkaufsdruck vom illiquiden Nachthandel des US-Terminmarkts aus. Hier wurden innerhalb weniger Stunden mehr als 120.000 Gold-Kontrakte gehandelt. Das entsprach zum damaligen Kurs einem Nennwert von 13,8 Mrd. $. Da sich jeder Kontrakt auf 100 Unzen Gold bezieht, entspricht dieser Umsatz 12 Mio. Unzen oder 375 Tonnen Gold. Am Mittwoch dieser Woche waren es übrigens "nur" gut 6 Mrd. $ oder 156 Tonnen Gold.

Wer als Verkäufer auf diese Weise agiert, hat offensichtlich kein Interesse daran, einen möglichst hohen Verkaufspreis zu erzielen. Sein Ziel kann nur darin bestehen, mit seiner Verkaufsorder einen möglichst starken Kursrückgang auszulösen.


Wer steckt hinter diesen Marktmanipulationen?

Wie immer, wenn der Goldpreis fällt und zu ungewöhnlichen Tageszeiten große Verkaufsorders an den Terminbörsen für Preisdruck sorgen, werden auch jetzt wieder Stimmen laut, die hinter diesem Kursrückgang eine Konspiration sehen, hinter der Zentralbanken und Regierungen stecken sollen.

Ausschließen kann ich diese naheliegende These nicht. Allerdings gibt es dafür keinerlei Beweise, ja noch nicht einmal Indizien, die für diese These sprechen, aber es gibt ein sehr starkes Motiv: Gold ist das natürliche Geld freier Märkte und steht als solches in direkter Konkurrenz zu den heutigen Papiergeldern, die auf einem staatlichen Zwangsmonopol beruhen, das von den Zentralbanken "gehütet" wird.

Ein steigender Goldpreis bringt also das Misstrauen der Marktteilnehmer gegenüber den Zentralbanken und ihren beliebig vermehrbaren Währungen zum Ausdruck. Ein steigender Goldpreis lenkt die Aufmerksamkeit des breiten Publikums auf die Tatsache, dass der Staat mit der Gelddruckmaschine seiner Zentralbanken den Wert des Geldes permanent und systematisch reduziert.

Dass die Zentralbankbürokraten und die Politik kein Interesse an einem steigenden Goldpreis haben, liegt also auf der Hand. Aber ein Motiv reicht natürlich nicht aus, um einen Täter dingfest zu machen. Zumal es neben Zentralbankern und Regierungen, die mit allen Mitteln den Bestand des Papiergeldsystems sichern wollen, auch noch eine andere Erklärung gibt.


Wer außer den Zentralbanken noch in Frage kommt

Mächtige Marktteilnehmer mit tiefen Taschen sowie besten Marktkenntnissen und Marktzugängen kommen für diese Manipulationen ebenfalls in Frage. Sie können mit klug platzierten Verkaufsorders an markanten charttechnischen Punkten dafür sorgen, dass die Kurse ins Rutschen kommen und Stop-Loss-Orders ausgelöst werden, deren Vorhandensein sie aufgrund ihrer hervorragenden Kontakte kennen.

Die Ausführungen dieser Stop-Loss-Orders beschleunigen den Kursrutsch und stellen gleichzeitig die nötige Liquidität bereit, damit sich die ursprünglichen Verkäufer zu den jetzt etwas tieferen Kursen wieder eindecken können. Im Ergebnis erzielen sie auf diese Weise einen nahezu sicheren Gewinn.

Mein guter Freund Roland Leuschel ist übrigens der festen Überzeugung, dass die Zentralbanken den Goldpreis manipulieren. Seine Überzeugung basiert aus den Eindrücken, die er in seiner langen Zeit als Stratege und Direktor der Banque Bruxelles Lambert gesammelt hat, als er enge und regelmäßige Kontakte zu verschiedenen Zentralbankpräsidenten pflegte.


Es würde nichts ändern, wenn wir wüssten, dass es die Zentralbanken sind …

Mich überrascht die Vehemenz, mit der diese Diskussion unter Goldanlegern geführt wird. Denn was würde es denn ändern, wenn wir definitiv wüssten, dass Zentralbanker nicht nur die Devisenmärkte sowie Aktien- und Anleihenmärkte in großem Stile manipulieren, sondern auch den Goldpreis? Wären Kursrückgänge dann weniger schmerzhaft? Oder würden Sie unter diesen Umständen weniger Gold kaufen?

Ganz sicher nicht, weil Sie ja wissen, dass Marktmanipulationen immer nur eine Zeit lang funktionieren. Darüber hinaus stünde dann ja zweifelsfrei fest, dass Sie Gold zu Preisen kaufen können, die systematisch niedrig gehalten werden. Und die langfristig mit Abstand beste Strategie des Vermögensaufbaus besteht bekanntlich darin, unterbewertete Vermögenswerte zu kaufen.


… außer, dass Sie dann noch beruhigter Gold kaufen sollten

Kurzum, wenn tatsächlich die Zentralbanken hinter den offensichtlichen Manipulationen am Goldmarkt stecken sollten und hinter den Kulissen den Anstieg des Goldpreises bremsen, dann ist das lediglich ein zusätzlicher Grund für Sie, Gold zu kaufen. Gerade wenn Sie langfristig denken und Ihr Vermögen in die Zeit nach diesem geld- und staatsschuldenpolitischen Irrsinn retten wollen.

P.S.: Politische Börsen haben kurze Beine. Nicht nur deshalb gleicht die jüngste Rally an den Aktienmärkten einem Tanz auf dem Vulkan.


© Claus Vogt
www.krisensicherinvestieren.com


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