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Keith Neumeyer über Preismanipulationen und "enorme Engpässe" am Silbermarkt

20.01.2017  |  Mike Gleason
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Mike Gleason: In der ersten Hälfte des letzten Jahres gab es eine fantastische, aber kurze Rally im Minensektor und jetzt liegen die Metallpreise zum Teil wieder unter den Produktionskosten - je nachdem, wie die Lagerstätten eines Unternehmens beschaffen sind. Immerhin liegen die Kurse deutlich über ihren Tiefs von Ende 2015. Wir wissen, dass First Majestic ein paar großartige Projekte und vergleichsweise niedrige Produktionskosten hat, aber sagen Sie uns, wie es den Minenunternehmen derzeit im Allgemeinen ergeht. Können sie Kapital beschaffen, wenn es nötig ist?

Können genügend Produzenten bei den aktuellen Preisen einen Gewinn machen? Wie ist die allgemeine Lage in der Bergbauindustrie? Was glauben Sie, wie es in diesem Jahr weitergeht, sowohl hinsichtlich der Minengesellschaften als auch hinsichtlich der Edelmetallpreise?


Keith Neumeyer: Ich schätze das hängt davon ab, in welchem Land man sich befindet. In den USA stehen die Produzenten vor größeren Herausforderungen, weil die Landeswährung, auf der die Kosten und auch die Einnahmen basieren, im Kurs stark gestiegen ist. Das könnte ein Nachteil sein. In Ländern wie Mexiko oder selbst Kanada ist es den Minenunternehmen aufgrund der Währung dagegen viel besser ergangen. Wir verkaufen Edelmetalle in US-Dollar, doch unsere Kosten entstehen in Pesos - oder in kanadischen Dollars oder einer anderen Währung, je nachdem, wo sich die Projekte eines Unternehmens befinden.

Aber auch abgesehen von diesen Wechselkursschwankungen hat sich die Bergbauindustrie in den letzten fünf oder sechs Jahren gezwungenermaßen recht stark verbessert. Die Minengesellschaften sind ziemlich widerstandsfähig geworden. Manchmal tendieren wir dazu, während eines Bullenmarktes in eine Art Kaufrausch zu verfallen. Genau das ist passiert. Es wurden hohe Schulden gemacht und Projekte gekauft oder zur Produktion gebracht, die gerade so rentabel waren. Daran wurde nun gearbeitet und heute sehen die Bilanzen der Edelmetallunternehmen viel besser aus.

First Majestic hat beispielsweise mehr Bargeld auf der Bank als je zuvor, und wir sind schon seit 15 Jahren im Geschäft. Es werden wieder Gewinne gemacht. Nicht, dass ein Silberpreis von 16 Dollar aufregend wäre - aber immerhin können wir bei einem Preis von 16 Dollar je Unze Geld verdienen. Noch vor vier oder fünf Jahren hätten wir bei diesem Preisniveau Verluste gemacht. Wir haben bei der Senkung unserer Kosten gute Arbeit geleistet, genauso wie die anderen Unternehmen der Branche.

Jede Preisbewegung von 1 Dollar macht einen großen Unterschied, insbesondere für First Majestic und andere größere Unternehmen. Wenn man im Jahr 20 Millionen Unzen Silber fördert, dann bedeutet dieser eine Dollar, dass die Einnahmen um 20 Millionen Dollar steigen. Der Großteil dieser Mehreinnahmen schlägt sich direkt in der Bilanz nieder. Die Hebelwirkung, von der wir bei steigenden Preisen profitieren, ist ziemlich gut.

Im letzten Jahr ist der Silberkurs von seinem Tief bei 13,30 USD im Februar auf ein Hoch von 21 USD im August gestiegen. Mittlerweile ist er wieder auf 16 USD gefallen. Das war schon ein sehr volatiles Jahr. Für Investoren und Aktionäre sind solche Preisschwankungen nicht leicht zu verkraften. Doch den Minengesellschaften geht es im Allgemeinen ganz gut, deswegen bin ich optimistisch. Die Hausse entwickelt sich so, wie wir es erwartet haben. Innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre wird Bewegung in den Sektor kommen. Ich denke, dass sich die Aktien der Gold- und Silberproduzenten sehr, sehr gut entwickeln werden, weil die Unternehmen heute in finanzieller Sicht viel besser dastehen als noch vor einigen Jahren.


Mike Gleason: Haben Sie noch abschließende Kommentare, Keith, vielleicht zur Angebotssituation am Silbermarkt? Wir haben einige interessante Dinge darüber gelesen, dass das Defizit immer größer wird. Möchten Sie dazu noch etwas sagen?

Keith Neumeyer: Ja. Am Silbermarkt besteht schon seit Langem ein Defizit, zumindest meistens. Im letzten Jahr wurde erneut ein Defizit verzeichnet und die jährlichen Fehlmengen führen dazu, dass die überirdischen Silberreserven schwinden. Ich finde es überraschend, dass sich das nicht im Preis widerspiegelt. Die Kursentwicklung lässt nicht vermuten, dass es in Wirklichkeit Probleme auf der Angebotsseite gibt.

Interessanterweise sprechen derzeit alle vom Zinkmarkt. Der Zinkpreis ist von 0,80 USD auf 1,25 USD angestiegen. Inzwischen hat er wieder ein bisschen korrigiert, aber für Zink ist das eine ziemlich große Preisbewegung. Diese Entwicklung wird darauf zurückgeführt, dass am Zinkmarkt eine Knappheit besteht, weil ein paar Minen stillgelegt wurden. Es besteht allerdings kein Defizit und auch die Knappheit wird nur vorübergehend sein, denn 2018 werden einige neue Minen die Produktion aufnehmen. Wir haben es hier also mit einem kurzfristigen Phänomen zu tun, aber dennoch sind die Leute alle ganz aufgeregt. Auf kurze Sicht ist das Metall im Moment vielleicht attraktiv, aber langfristig sollte man keine allzu großen Hoffnungen in Zink setzen.

Am Silbermarkt besteht dagegen Jahr für Jahr ein Defizit und das geht schon seit Langem so. Die Nachfrage nach dem Edelmetall steigt kontinuierlich. In manchen Jahren wurde weltweit zudem ein Rückgang der Produktion verzeichnet. Außerdem fördern wir Silber und Gold im Verhältnis von neun zu eins, d. h. für jede Unze Gold fördern wir nur neun Unzen Silber. Beim Preis liegt das Verhältnis dagegen in etwa bei 70:1, was meiner Meinung nach keinen Sinn ergibt. Ich glaube, dass es am Silbermarkt zu enormen Angebotsengpässen kommen wird. Investoren sollten im Silbersektor wirklich die Augen offenhalten.


Mike Gleason: Ja, wir sind jedenfalls auch der Ansicht, dass es am Silbermarkt noch sehr spannend werden könnte. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann. Wenn es soweit ist, wird das für alle, die den Sektor beobachten und schon seit Langem in Edelmetalle und in die Minengesellschaften investieren, sicher großartig. Ich glaube, dass dieser Tag gar nicht mehr in allzu ferner Zukunft liegt.

Keith, wir möchten uns bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie Ihre Kenntnisse und Ihr Wissen heute mit uns geteilt haben und wünschen Ihnen und Ihrem Unternehmen weiterhin viel Erfolg. Sagen Sie unseren Lesern und Zuhörern zum Schluss bitte noch, wo sie mehr über First Majestic Silver und First Mining Finance erfahren können, falls sie Investitionen in eines der beiden Unternehmen in Erwägung ziehen.


Keith Neumeyer: Ich habe einen Twitter-Account und auch die beiden Unternehmen sind auf Twitter zu finden. Dort oder auf den Webseiten (FirstMajestic.com und FirstMiningFinance.com) finden sie alle Neuigkeiten. Sie können uns auch gern anrufen und nach Investor Relations fragen. Bei First Mining ist Derek dafür verantwortlich, bei First Majestic ist es Todd Anthony. Die beiden werden all Ihre Fragen beantworten.


Mike Gleason: Wunderbar. Nochmals vielen Dank Keith, und ich hoffe, dass wir bald wieder voneinander hören. Schönes Wochenende!

Keith Neumeyer: Danke und noch ein frohes neues Jahr Ihnen allen. Ich hoffe, dass wir Ende 2017 viel höhere Edelmetallpreise sehen werden.


© Mike Gleason
Money Metals Exchange


Der Artikel wurde am 13. Januar 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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