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Das Jahr des Umbruchs

24.01.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
Das KGV für den US-Aktienmarkt liegt derzeit bei etwa 22, der langfristige Durchschnitt für die Zeit 1973 bis 2016 bei 16,5. So gesehen scheint der Markt „eher teuer“ zu sein. Dabei ist allerdings in Rechnung zu stellen, dass die Zinsen nach wie vor sehr niedrig sind - und dass sie zunächst auch noch sehr niedrig bleiben. Vor diesem Hintergrund scheint die aktuelle Bewertung nicht "zu hoch" zu sein, wie die nachstehende Grafik zeigt. Ein Ansteigen des US-Leitzinses auf beispielsweise 2 Prozent würde immer noch ein KGV von knapp unter 20 rechtfertigen. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die Risikoprämie im Aktienmarkt - historisch gesehen - recht hoch zu sein scheint.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen
Periode: Februar 1973 bis Januar 2017


Aus dem Gesagten lassen sich zwei Schlüsse ziehen: (1) Es ist derzeit nicht so, dass der amerikanische Aktienmarkt (schenkt man den zugrundeliegenden Fundamentaldaten Glauben) sich in einer "auffälligen" Übertreibungsphase be-finden würde. (2) Setzt sich die unablässige Kredit- und Geldschaffung fort, so besteht die Aussicht, dass Kursrückschläge auf den Aktienmärkten - die sicherlich irgendwann einmal kommen werden und auch heftig ausfallen könnten - von nur vorübergehender Dauer sein werden.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen
1) Ermittelt aus der Gewinnrendite


Gold: auf die Versicherungsfunktion setzen

Gold ist (aus unserer Sicht) nicht nur das "ultimative Zahlungsmittel" - und steht damit in unmittelbarer Konkurrenz zu anderen Währungen wie dem US-Dollar, dem Euro oder dem Schweizer Franken. Das Gold hat neben der Geldfunktion auch noch etwas anderes zu bieten: und das ist ein Versicherungsschutz. Gold kann zum einen nicht wie die konkurrierenden Währungen durch politische Willkür entwertet werden. Es lässt sich nicht beliebig vermehren wie das ungedeckte Papiergeld, und daher lässt sich die Kaufkraft des Goldes nicht herabsetzen. Zum anderen unterliegt das Gold, anders als die konkurrierenden Währungen, keinem Zahlungsausfallrisiko. Das Gold kann - um es salopp auszudrücken - nicht pleitegehen (wie beispielsweise eine Bank).

Die entscheidende Frage ist nun, ob das Gold derzeit zu teuer, zu billig oder gerade richtig bewertet ist. Das ist jedoch, wie eingangs bereits erwähnt, eine kaum verlässlich zu beantwortende Frage. Eine Möglichkeit, einer Antwort näherzukommen, besteht darin, den Goldpreis in Verbindung zu bringen mit den ihn langfristig bestimmenden Faktoren. Auf diese Weise lässt sich so etwas wie ein "gleichgewichtiger Goldpreis" ableiten. Ihn kann man dann mit dem aktuellen Marktpreis des Goldes vergleichen. Liegt der "gleichgewichtige Goldpreis" unter dem Marktpreis, so wäre das Gold als "billig" einzustufen. Liegt er über dem Marktpreis, so wäre das Gold als "teuer" einzustufen.

Die nachstehende Grafik zeigt das Ergebnis unserer Untersuchung. Der "gleichgewichtige Goldpreis" liegt derzeit bei ungefähr 1.400 US-Dollar pro Feinunze. Angemerkt sei: Das ist keine Prognose. Es zeigt lediglich, dass der aktuelle Goldpreis deutlich unter dem Niveau liegt, das er eigentlich erreichen müsste, wenn die unterstellte Langfristbeziehung zwischen Goldpreis, Geldmenge, Zins und Kreditprämien stabil geblieben ist.

Zudem ist zu beachten, dass der Schätzfehler beträchtlich ist, das heißt, die Präzision des Schätzwertes ist nicht allzu hoch. Dennoch ist das (wie wir meinen) ein guter Anhaltspunkt, um die Frage zu beantworten, ob Gold derzeit teuer ist oder nicht. Unsere Antwort: Es ist nicht teuer - wenn der Anleger bereit ist, Gold langfristig zu halten - und wenn er einen Versicherungsschutz für sein Portfolio sucht. Die nachstehende Tabelle zeigt die geschätzten Schwankungsbreiten für Gold, Silber, Platin und Palladium für 2017.

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Quelle: Thomson Financial. Quelle: Bloomberg; eigene Berechnungen
Graue Fläche +/- Standardfehler. Periode: Januar 1971 bis November 2016. KQ-Schätzung.
Erklärende Faktoren: US credit spread (BAA minus AAA corporate yield), Federal Funds Rate (adjustiert mit Inflation), US Geldmenge M2


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Eigene Schätzungen. 1) 19. Januar 2017


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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