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Der nächste Marktcrash wird Geschichte schreiben

31.01.2017  |  Mark J. Lundeen
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Die Leute machten wieder ansehnliche Gewinne, nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch beim fremdfinanzierten Immobilienhandel, für den nicht einmal Anzahlungen notwendig waren. Bei den Immobilienmaklern standen die Leute Schlange, um Hypotheken über eine Viertel Million Dollar zu erhalten, mit denen sie ein paar schnelle Deals am Immobilienmarkt abschließen konnten.

In Reaktion auf die unerwünschten Anrufe von Telefonverkäufern, die Hauseigentümern Zweithypotheken anboten, führte der US-Kongress vor etwa zehn Jahren sogar eine Sperrliste ein. Lange Zeit habe auch ich jeden Abend vier oder fünf Anrufe von Finanzunternehmen bekommen, die mir eine zweite Hypothek aufschwatzen wollten. Ich war sicherlich nicht der Einzige, der von diesen nervtötenden Kreditschiebern belästigt wurde, die Abnehmer für das billige Geld suchten, mit dem die Federal Reserve die Märkte überschwemmte. Die Wirtschaft war von so viel Liquidität getränkt, dass der Dow Jones seine zweite inflationäre Boomphase erlebte (siehe Chart oben).

Wir wissen alle, wie das ausging. Als das globale Finanzsystem austrocknete und dem Welthandel die universelle Pleite drohte, begann die inflationäre Hausse an den Immobilienmärkten in sich zusammenzufallen und der Dow Jones verzeichnete den zweittiefsten Bärenmarktboden seit 1885.

Wie gut, dass Doktor Bernanke, der damalige Vorsitzende der Federal Reserve, in Princeton Wirtschaftswissenschaften unterrichtet hatte. Würde man eine solche Aufgabe einem Vollidioten übertragen? Natürlich nicht! Doktor Bernanke hatte einen Plan. Er hob das Prinzip des "Bärenmarkt interruptus" auf eine neue Stufe, indem er den Märkten einen regelrechten Liquiditätseinlauf verabreichte. Schön war das nicht, aber es funktionierte.

Als die Kurse im März 2009 im Zuge der Kreditkrise ihren Boden bildeten, erreichte das Handelsvolumen des Dow Jones unerhörte Rekordwerte. Doch der nächste Chart erzählt die ganze Geschichte. Genau in diesem Monat, im März 2009, injizierte die Federal Reserve dem US-Bankensystem eine gigantische Finanzspritze von 190 Milliarden Dollar. In den folgenden Jahren sollten noch viele weitere Liquiditätsspritzen folgen. Sollten wir angesichts dieser Art von "Geldpolitik" vom Boom Nr. 3 des Dow Jones im obenstehenden Chart überrascht sein?

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Bevor wir auf den Chart zu sprechen kommen, sollten Sie noch etwas anderes bedenken: Die US-Notenbank sorgte zuerst bei den im NASDAQ gelisteten High-Tech-Aktien und dann am Immobilienmarkt für die Entstehung von Spekulationsblasen, obwohl sie dem Bankensystem zwischen Januar 1997 und Oktober 2007 pro Monat im Durchschnitt nicht mehr als 2,98 Milliarden Dollar zusätzlich zur Verfügung stellte.

Für das von der Fed kontrollierte Bankenwesen waren die Konsequenzen der Deflation am Subprime-Hypothekenmarkt so fatal, dass die Notenbank Anfang 2008 zunächst 53% ihrer Reserven an US-Staatsanleihen gegen notleidende Schrott-Hypotheken der Wall-Street-Unternehmen tauschen musste. Dies stellte sich jedoch als unzureichend heraus, um die Zahlungsfähigkeit der Wall Street zu gewährleisten. Zur "Stabilisierung" der Banken waren weitere drei Dosen QE nötig.

Der obenstehende Chart vermittelt den Eindruck eines monetären Herzinfarkts. Man fragt sich unweigerlich, welche Maßnahmen die "Entscheidungsträger" für den bevorstehenden Einbruch der Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkte diesmal geplant haben. Was auch immer es ist - es wird wahrscheinlich nicht genug sein. Aus diesem Grund rechne ich damit, dass der nächste Marktcrash Geschichte schreiben wird.

Doch zurück zu den Unterschieden zwischen den Goldenen Zwanzigern und der gegenwärtigen Spekulationsblase. Zwischen dem Hoch der 1920er und der aktuellen Kursentwicklung gibt es einen dritten bezeichnenden Unterschied: Der im September 1929 bei 381,17 Punkten verzeichnete Höchststand des Dow Jones lag beim 3,8fachen der langfristigen Bullenmarkt-Obergrenze von 100 Punkten, die Sie im Chart von 1906-1924 erkennen können.

Unser Markt hat ebenfalls eine solche Obergrenze - in der Zeit von 1966 bis 1981lag diese bei 1.000 Punkten. In früheren Artikeln habe ich die 1.000-Punkte-Marke als "Todeslinie" der Bullenmärkte in diesen beiden Jahrzehnten bezeichnet. Zwischen 1966 und 1981 versuchte der Dow Jones fünfmal, über dieses Niveau auszubrechen, scheiterte aber jedes Mal. Im Jahr 1982 gelang es ihm endlich, die Linie zu überschreiten und dauerhaft über diesem Niveau zu notieren. Seitdem haben wir den Anstieg des Aktienindex auf immer absurdere Werte miterlebt.

  • Boom 1: Anstieg des Kurses auf das 11fache
  • Boom 2: Anstieg des Kurses auf das 14fache
  • Boom 3: Anstieg des Kurses auf das 20fache

Kann eine Kursobergrenze, die vor vielen Jahrzehnten von Bedeutung war, die Marktwerte auch im Jahr 2017 noch beeinflussen? Wie eine Hand, die sich vom Grabe erhebt, sehe ich die 1.000-Punkte-Linie uns zuwinken... Ich weiß nicht, ob der Dow Jones so tief fallen wird. Wenn sich die nächste Baisse jedoch ihrem Boden nähert, wird es mit Sicherheit keinen Mangel an "Experten" geben, die genau das vorhersagen - und zwar aus gutem Grund.

Falls es zu einem solchen Crash bis auf 1.000 Punkte kommen sollte - und das möchte ich nicht ausschließen - würde das einem Kursverlust von 95% ausgehend vom aktuellen Niveau entsprechen. Damit wäre der Einbruch noch tiefer als der Rückgang um 89% in den Jahren 1929-1932. Unmöglich? Wenn Sie daran glauben, dass die Bürokraten in Washington und an der Wall Street jeden Morgen aufstehen, um den Interessen der Bürger zu dienen, dann erscheint Ihnen die Idee eines drohenden Kurssturzes um 95% sicherlich irrational. Wenn Sie allerdings glauben, dass wir schon seit Jahrzehnten die besten Staatsbediensteten haben, die man meistbietend ersteigern kann - und das tue ich - dann wird deutlich, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt.


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