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In der unlogischen Welt der Gold-Manipulationstheorie

12.02.2017  |  Steve Saville
In einem Blogbeitrag vom 3. Januar wies ich auf die einfache Tatsache hin, dass Belege für Marktmanipulationen nicht zwangsläufig beweisen, dass der Goldpreis über längere Zeit abwärts manipuliert wird. In Antwort darauf hat mir ein Leser einen Link zu einem Artikel des Gold Anti-Trust Action Committee (GATA) von Anfang 2016 geschickt. Dieser Artikel wurde als Widerlegung dessen präsentiert, was ich geschrieben hatte.

Es ist sicherlich möglich, den erwähnten GATA-Artikel so auszulegen, als würde er meinen Beitrag zumindest teilweise widerlegen - allerdings nur, wenn man nur die Überschrift ("Dokument des Außenministeriums bestätigt, dass der Goldterminmarkt geschaffen wurde, um die Preise niedrig zu halten") und die Schlussfolgerung ("[die Dokumente bestätigen] die Aussagen von GATA und anderen im Goldpreis-Manipulationslager, dass die Terminmärkte zum großen Teil als Mechanismus dienen, mit dessen Hilfe die Rohstoffpreise niedrig gehalten und die von den Regierungen ausgegebenen Währungen unterstützt werden") heranzieht, für bare Münze nimmt und keinen weiteren Gedanken an die dargelegten Informationen und Inhalte verschwendet.

Wenn Sie sich dagegen die Zeit nehmen, die erwähnten Dokumente des US-Außenministeriums aus dem Jahr 1974 tatsächlich zu lesen, werden Sie feststellen, dass darin nicht steht, dass die Terminmärkte mit dem Ziel geschaffen wurden, das Preisniveau niedrig zu halten. Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass die Legalisierung von privatem Goldbesitz in den USA (der seit 1933 verboten gewesen war) die Bildung eines großen und liquiden Terminmarktes zur Folge hätte. Im Grunde genommen steht im fraglichen Dokument, dass die Entstehung eines solchen Terminmarktes die natürliche Konsequenz eines freieren Handels am Goldmarkt wäre.

Es ist richtig, dass in den Unterlagen die Meinung geäußert wird, ein hohes Handelsvolumen am Terminmarkt würde zu starker Volatilität führen und volatile Preisbewegungen würden die anfängliche Nachfrage nach physischem Gold verringern und das langfristige Horten von Gold durch die US-Bürger wahrscheinlich reduzieren. Über diese Ansicht lässt sich sicherlich streiten, denn man kann auch argumentieren, dass der Terminhandel langfristig zur Abnahme der Rohstoffpreis-Volatilität führt.

In jedem Fall handelt es sich lediglich um eine Meinung darüber, welche Auswirkungen ein natürlich entstandener Terminmarkt auf die Preisentwicklung hätte. Zudem ist es vielleicht erwähnenswert, dass die Dokumente von einem in der Botschaft tätigen Bürokraten stammen, der bei der Regierungspolitik kein Mitspracherecht hatte.

Die Unterlagen des Außenministeriums enthalten keinesfalls die Bestätigung der Manipulationstheorie, von der GATA spricht. Die Behauptung, dass "die Terminmärkte zum großen Teil als Mechanismus dienen, mit dessen Hilfe die Rohstoffpreise niedrig gehalten und die von den Regierungen ausgegebenen Währungen unterstützt werden" wird durch die präsentierten Belege nicht bewiesen und ist so unlogisch, dass es schon lächerlich ist. Für viele weithin gehandelte Rohstoffe gibt es schon seit hunderten von Jahren Terminmärkte. Diese Märkte wurden nicht von den Regierungen geschaffen und existieren nicht zu deren Nutzen.

Manchmal braucht man gar kein Fachwissen, um zu erkennen, dass eine Schlussfolgerung nicht aus den vorgelegten Informationen abgeleitet werden kann. Es ist beispielsweise nicht notwendig, detaillierte Kenntnisse über die Funktionsweise des Goldterminmarktes zu besitzen, um zu sehen, dass die von GATA zitierten Dokumente nicht einmal ansatzweise die Behauptungen des Gold Anti-Trust Action Committee bestätigen. Manchmal braucht man nur ein Mindestmaß an logischem Verständnis.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Dieser Artikel wurde am 8. Februar 2017 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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