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Die Rückkehr der Inflation und ein neuer Goldrausch

15.03.2017  |  Michael J. Kosares
Werden die überschüssigen Reserven der Banken eine neue Währungskrise entfachen?

Professionelle Investoren verkaufen Aktien und kaufen Gold. Privatanleger investieren dagegen in Aktien und vernachlässigen das gelbe Metall. Die Aufmerksamkeit richtet sich in diesem Jahr bislang hauptsächlich auf die Aktienmärkte, doch Gold liegt 7,2% im Plus, während der Dow Jones Industrial Average nur 6,2% zugelegt hat. Was geschieht derzeit? In dieser Ausgabe diskutieren wir, was die professionellen Investoren eventuell wissen, und was den Kleinanlegern entgeht.

"Die Banken der Vereinigten Staaten haben die Möglichkeit, die Liquidität stark und unvermittelt zu erhöhen - von 12 Billionen $ auf 36 Billionen $ in Form von Barmitteln und schnell verfügbaren Einlagen - und könnten dadurch einen jähen Anstieg der Inflation auslösen. Diese Option besteht, weil das nationale Mindestreservensystem es den Banken erlaubt, ihre bei der Federal Reserve hinterlegten, überschüssigen Reserven im Verhältnis von 10:1 in Bankkredite zu verwandeln. Die Banken könnten sich für eine solche Umwandlung entscheiden, weil sie glauben, dass andere Banken das ebenfalls tun.

Die Folge dessen wäre eine selbsterfüllende Prophezeiung, ähnlich einem Bank-Run. [...] Die potentielle Bedeutung der überschüssigen Reserven besteht also darin, dass sie ein Mittel darstellen, durch das die Entscheidungen der Geschäftsbanken - und nicht die Entscheidungen der Zentralbank - die Liquidität schnell und dramatisch erhöhen können. Dies hätte wiederum Inflation zur Folge."
- Christopher Phelan, Ökonom, Federal Reserve von Minneapolis

Für viele ist es schon seit Langem ein Mysterium, warum die enormen Geldmengen, die die US-Notenbank Federal Reserve infolge der Finanzkrise von 2008 zur Rettung des gefährdeten Bankensystems schöpfte, sich nicht in einer allgemeinen Erhöhung des Preisniveaus niedergeschlagen haben. Immerhin lehrte Milton Friedman uns, dass "Inflation immer und überall ein monetäres Phänomen ist." Mittels der quantitativen Lockerungen hat die Fed rund 3,5 Billionen $ in die US-Geschäftsbanken gepumpt und damit hypothekenbesicherte Wertpapiere und Staatsanleihen aufgekauft. Warum haben diese gigantischen Summen nicht zu einer zweistelligen Inflationsrate oder Schlimmerem geführt?

Die Antwort finden wir in einem selten diskutierten und selten verstandenem Posten in der Bilanz der Fed - den sogenannten "Reserveguthaben bei den Federal-Reserve-Banken" oder "Überschussreserven", wie sie im Bankengeschäft genannt werden. Bis vor Kurzem funktionierte der Mechanismus der Überschussreserven unbemerkt im Hintergrund und die Öffentlichkeit nahm kaum Notiz davon.

Eine kurze Berechnung zeigt uns allerdings, dass fast 70% der 3,5 Billionen $ des dreistufigen QE-Programms in Form von Überschussbeständen wieder zurück zur Notenbank geflossen sind. Dieses Recyclingprogramm ist letztlich nichts anderes als die oberflächlich verschleierte Sterilisation des Wall-Street-Bail-outs mit dem Ziel, die dadurch entstandene Inflationsgefahr hinauszuzögern.

Wie Sie sehen werden, stehen wir aktuell womöglich am Beginn einer neuen und kaum verstandenen monetären Krise. Die riesigen Kapitalmengen, die bei der US-Notenbank in Form von Überschussreserven hinterlegt wurden, werden von den Geschäftsbanken nach und nach abgehoben und mit spürbarem Effekt an Unternehmen und Privatpersonen verliehen. Rund 700 Milliarden der Zentralbankeinlagen von insgesamt 2,7 Billionen $ wurden von den Geschäftsbanken bereits verwendet.

Infolgedessen begann das Geldangebot zu steigen. Das auffälligste Anzeichen dafür war im Januar der überraschende Anstieg des Erzeugerpreisindex um 8% gegenüber dem Vorjahr. Offenbar wurde die Inflation, die die Fed mit ihren quantitativen Lockerungen erzeugt hat, nur vorübergehend in einem Schwebezustand gehalten. Das volle Ausmaß der Folgen wird erst in Zukunft zu erkennen sein.

(Hinweis: In den beiden letzten Abschnitten dieser Analyse werden wir die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gold- und Silbermärkte beleuchten, mit denen zu rechnen ist, wenn sich die aktuellen monetären Trends fortsetzen. Einige Parallelen zwischen der heutigen Situation und den 1970er Jahren sind wirklich bemerkenswert.)

Der Prozess der Dollar-Monetarisierung wurde, wie Mr. Phelan andeutet, grundlegend geändert. Nur wenige sind sich der Ursachen dieser neuen monetären Ordnung im Detail bewusst und die meisten, selbst erfahrene Finanzveteranen, erkennen im Moment nur die Auswirkungen. Nachfolgend erklären wir die Verbindungen zwischen Ursache und Wirkung und gehen dabei auch auf die Bedeutung ein, die dem Besitz von Gold und Silber in der neuen, von Inflation oder vielleicht Stagflation geprägten Ära zukommt, welche uns womöglich bevorsteht.


Die Überschussreserven der Kreditinstitute

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Vor der Wirtschaftskrise von 2008/2009 und der anschließenden Rettung der Wall-Street-Banken unter Federführung der Federal Reserve beliefen sich die Überschussreserven der Geschäftsbanken gerade einmal auf 1,5 Milliarden $. Nach dem Bail-out stiegen sie explosionsartig auf 2,7 Billionen $ an. Heute liegen die Überschussbestände bei rund 2 Billionen $ und sind damit seit dem Höchststand vor etwas mehr als zwei Jahren um 700 Milliarden $ gesunken.

Dieser enorme Überhang an Überschussreserven ist, wie oben erklärt, ein Überbleibsel der QE-Programme der Fed. Für die US-Wirtschaft stellen diese Reserven sowohl eine Chance als auch eine Gefahr dar: eine Chance, weil ihre Umschichtung und Verwendung zu einer echten Erholung führen könnte, und eine Gefahr, weil sie stattdessen auch eine unkontrollierbare Inflation oder Stagflation auslösen könnten.



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