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Wenn das ganze System zusammenbricht ...

19.04.2017  |  Chris Martenson
Dieser Beitrag ist der letzte in einer Serie von drei Artikeln. Der erste erklärte, warum wir alle im Zeitalter der größten Finanzblase der Geschichte leben, während der zweite den großen Vermögenstransfer beleuchtete, der mittlerweile begonnen hat und unser Vermögen in die Taschen einer kleinen, elitären Minderheit umleitet. Dieser abschließende Bericht beschreibt, auf welche Weise diese zerstörerischen Trends eines Tages ein Ende nehmen werden (um nicht zu sagen, wie uns diese Situation eines Tages um die Ohren fliegen wird).


Die Ka-POOM-Theorie

Was das Ende all dieser Entwicklungen anbelangt, favorisieren wir das Szenario, das Eric Janszen 1998 als "Ka-POOM-Theorie" bezeichnet hat. Dieser Theorie liegt die Annahme zugrunde, dass die US-Notenbank Federal Reserve und andere Zentralbanken weltweit die jahrzehntelange wirtschaftliche Stagnation Japans beobachtet haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass deflationäre Rezessionen um jeden Preis zu vermeiden sind - selbst wenn das bedeutet, dass an den Finanzmärkten Spekulationsblasen aufgepumpt werden, und dass nach ihrem Platzen das Trümmerfeld, das sie zurücklassen, wieder aufgeräumt werden muss.

Weil die Fed & Co. nur ein sehr begrenztes Arsenal haben (d. h. Geld drucken und dann noch ein bisschen mehr Geld drucken), sagt die Ka-POOM-Theorie vorübergehende Phasen der Disinflation vorher, auf die mit massiven Ausweitungen der Geldmenge reagiert wird, was wiederum hohe Inflation verursacht.

Obwohl die Zentralbanken dieser Welt in den letzten acht Jahren Billionen um Billionen aus dem Nichts erschaffen haben, hören wir immer wieder den Einwand: "Aber bisher gab es doch noch gar keine Inflation!" Darauf antworte ich: "Ja, das erzählt man Ihnen. Aber es ist nicht wahr." Vergessen Sie nicht, dass Inflation ganz einfach zu viel Geld ist, mit dem zu wenige Güter nachgefragt werden. Wir können das überschüssige Geldangebot heute an unseren steigenden Lebenshaltungskosten ablesen, doch die steigenden Preise sind ein Symptom, nicht die Ursache. Die Definition von Inflation ist nicht "höhere Preise", sondern "zu viel Geld".

Zudem ist Inflation kein gleichmäßig auftretendes Phänomen. Es ist nicht so, dass die Preise für alles gleichzeitig um 10% steigen. Die Inflationsrate ist ein Durchschnitt, der steigende Preise beinhaltet, während andere gleich geblieben oder sogar gesunken sind. Inflation ist immer ungleichmäßig auf verschiedene Sektoren verteilt, weil auch das Geld innerhalb eines Wirtschaftsraums nicht gleichmäßig verteilt ist und nicht immer die gleichen Dinge nachfragt.

Die Fed und andere Notenbanken haben also Billionen und Aberbillionen von Dollars, Euros und Yen gedruckt, welche sie dann im Grunde genommen an die Finanzmärkte und die wenigen Menschen weitergereicht haben, die in der Finanzbranche arbeiten (und an ihre größten Kunden). Als direkte Konsequenz daraus haben wir eine enorme Preisinflation der Dinge beobachtet, die mit diesem Mini-Universum in Zusammenhang stehen - Aktien, Anleihen, Vorzeige-Apartments, Gulfstream-5-Jets, Kunstgegenstände und seltene Edelsteine.

All diese Dinge sind innerhalb der letzten zehn Jahre sehr viel teurer geworden. Wenn die Fed stattdessen eine Billion Dollar an die Bewohner der Wohnwagensiedlungen im Süden von Amerika verteilt hätte, mit der Einschränkung, dass damit nur andere Wohnwagen in der Region gekauft werden dürfen, wäre das auch nichts anderes gewesen. Oder bezweifeln Sie, dass die Wohnwagenpreise in den südlichen US-Bundesstaaten in diesem Fall förmlich explodiert wären?

Genau das Gleiche ist bei finanziellen Vermögenswerten und Luxusgütern passiert. Die Geldmengen, die die Zentralbanken neu geschöpft und in die Finanzmärkte gepumpt haben, sind gigantisch. Zuerst stiegen dadurch die Kurse fast aller Finanzassets. Als nächstes floss das frische Kapital in Immobilien und andere von den Insidern der Finanzindustrie geschätzte Besitztümer.

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass es durchaus eine enorme Inflation gab. Allerdings war diese (bisher) hauptsächlich auf die Bereiche beschränkt, in die das frisch gedruckte Geld zuerst geleitet wurde - keine Überraschung. Dennoch beschränken sich die Preissteigerungen keineswegs nur auf erlesene Kostbarkeiten, die bei den Reichen beliebt sind. Jeder, der derzeit ein Haus, ein Auto oder ein Studium finanzieren will, hat eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie stark sich die Preise innerhalb des letzten Jahrzehnts erhöht haben.

Bei den Versuchen der Zentralbanken, die Gesetze der Realwirtschaft zu umgehen, indem sie einfach mehr Geld drucken, gibt es ein Problem: Sie sind von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Diese Strategie geht immer schief. Wohlstand lässt sich nicht drucken. Die Ausweitung der Geldmenge schafft die Illusion von "kostenlosem" Reichtum - allerdings nur für diejenigen, die als erste Zugang zu dem neuen Geld erhalten. In Wahrheit handelt es sich jedoch um einen verdeckten Transfer des Vermögens aller anderen zu diesen wenigen Glücklichen.

Die Fed und das Zentralbankenkartell wählen die Gewinner und Verlierer dieses Spiels ganz bewusst und gezielt aus. Es steht nicht in ihrer Macht, alle zu Gewinnern zu machen, also haben sie beschlossen, die Großmutter (die Sparer und die Altersvorsorge) den Haien zum Fraß vorzuwerfen, während die Finanzeliten und Spekulanten mit guten Verbindungen (z. B. JP Morgan und andere Großbanken) unterdessen extrem reich werden. Vermögen wird von den Parteien B-Z zu Partei A umverteilt - von der Mehrheit an eine winzige Minderheit.

Die Versprechen, die die Notenbanken im Zusammenhang mit dem Gelddrucken gegeben haben, haben sich indes nicht erfüllt. Es gab keine Rückkehr zu hohen Wachstumsraten und es wird auch keine geben, weil unsere Nationalökonomien massive strukturelle Probleme haben, die nicht auf ewig übertüncht werden können.

Aufgrund dieser Tatsache ist das ganze Geldschöpfungsdesaster der Zentralbanken nicht nur sinnlos, sondern aus sozialer und politischer Sicht auch gefährlich destabilisierend. Die Notenbanken und insbesondere die Fed haben weltweit enormen Schaden angerichtet. Diese Institutionen und ihre Führungskräfte werden einiges zu verantworten haben, wenn der unvermeidliche Zusammenbruch schließlich kommt.


Ein kurzer Rückblick

Wir befinden uns nun also in dieser letzten, zermürbenden Phase, in der sich das finale Top der gigantischen Finanzblase bildet. Eine derart spektakuläre Blase - eine Überblase, die größte von allen - benötigt natürlich auch einen Höhepunkt, der ihrer würdig ist: die langwierige Bildung einer riesigen Spitze, gekennzeichnet durch den zunehmenden Überschwang der Anleger, bis auch der letzte Investor an den Markt gelockt wurde. Wir haben schon öfter auf das erstaunlich dumme Verhalten der Menschen angesichts von früheren Spekulationsblasen hingewiesen - siehe Tulpenmanie, Eisenbahnspekulationen und Florida-Landboom. Allerdings fällt es mir noch immer schwer, die heutige Blase zu verstehen und zu erklären.

Mittlerweile ist sie völlig offensichtlich. Doch wie andere Spekulationsblasen in der Vergangenheit auch, lockt sie viele Menschen, die sonst eigentlich umsichtig und mit Bedacht handeln, mit ihrem Sirenengesang an. Ich schätze, die zutreffendste ökonomische Beschreibung ist "Kreditblase" mit verschiedenen Unterkategorien wie z. B. die Immobilienblase von Toronto oder der Erstemissionspreis der SNAP-Aktien (das ist Snapchat, ein Unternehmen, das kurz nach seinem Börsengang eine Marktkapitalisierung von 40 Milliarden Dollar hatte, obwohl es über kein erkennbares Modell zur Generierung von Einnahmen verfügt.)


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