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Jim Rickards: Gold, Blockchain und der Niedergang des Dollars

28.06.2017  |  Mike Gleason
- Seite 4 -
Eine möglich Antwort ist, dass Sie an einer digitalen Währungsalternative zum Dollar arbeiten, die nicht von den USA gehackt oder gestört werden kann, denn im Moment ist jedes Land durch Sanktionen, die den Zahlungsverkehr mit US-Dollar einschränken, angreifbar. Russland mag den Dollar folglich nicht, und offenbar mag das Land auch die USA nicht. Doch wenn sie ihr Öl am globalen Markt verkaufen, werden sie in Dollar ausgezahlt. Mit diesen Dollars können sie alles mögliche anfangen. Manchmal kaufen sie Gold, wie bereits erwähnt. Dieses Gold lagern sie im Gegensatz zu anderen Zentralbanken übrigens in Russland, nicht in New York.

Manchmal kaufen sie US-Staatsanleihen oder europäische, in Euro gehandelte Anleihen wie die deutschen Bundesanleihen und -obligationen, und manchmal zahlen sie die Dollars in den Staatsfonds ein. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, die Devisen zu verwenden, aber es beginnt immer mit Dollars. Und wenn man Dollars gegen Euros tauscht oder Gold kauft und dafür Dollars an eine Schweizer Scheideanstalt überweist, ist man immer in dem Dollar-basierten Zahlungssystem gefangen, das ich vorhin beschrieben habe.

All das geschieht zudem mit Hilfe der Banken und dem internationalen Zahlungssystem Swift, über das die Geldtransfers abgewickelt werden. Die USA haben das gesamte System jedoch im Würgegriff. Sie kontrollieren definitiv das Fedwire, das US-Dollar-Zahlungssystem, und können über Verbündete und die Geheimdienste auch das internationale Zahlungssystem Swift kontrollieren.

Für Russland ist es äußerst unangenehm, den internationalen Kapitalverkehr über ein System abzuwickeln, dass sich fest im Griff der Vereinigten Staaten befindet. Das ist in etwa so, als lägen Sie auf der Intensivstation und wären auf künstliche Sauerstoffzufuhr angewiesen, aber ihr schlimmster Feind hätte die Hand am Regler und könnte die Zufuhr jederzeit abdrehen. Russland baut daher alternative Zahlungssysteme aus.

Es reicht nicht, den Dollar gegen Gold zu tauschen. Für den internationalen Handel und Transaktionen aller Art ist ein alternatives Zahlungssystem nötig, das sich nicht unter der Kontrolle der USA befindet. Blockchain bietet genau diese Möglichkeit und deshalb befassen sich Russland und China eingehend mit diesem Thema.

Es gibt darüber hinaus noch andere Trends, die sich abzeichnen. China diversifiziert seine Währungsreserven derzeit und legt große Summen in Euro an. Das geschieht natürlich nicht von heute auf morgen. All diese Dinge geschehen allmählich, aber wenn man sich umsieht, sind die Anzeichen eindeutig. Russland und China kaufen Gold und loten die Möglichkeiten digitaler Zahlungssysteme basierend auf einer an Blockchain angelehnten Technologie aus, um sich dem Einfluss der USA zu entziehen.

Russland und China führen Währungsswaps durch und China führt Währungsswaps mit Brasilien, der Schweiz, Saudi-Arabien und zahlreichen anderen Ländern weltweit durch. Saudi-Arabien erwägt sogar, seine Ölexporte nach China in Yuan abzuwickeln. All das erweckt den Eindruck, als würde der Dollar seinen Status zunächst langsam und schrittweise, gegen Ende hin jedoch sehr schnell verlieren.

Ich glaube also durchaus, dass der Dollar seine internationale Bedeutung als weltweite Reservewährung früher oder später verlieren wird. Das heißt nicht, dass der Dollar einfach verschwindet. Wir werden nicht eines Tages aufwachen und feststellen, dass es keine Dollars mehr gibt. Vielmehr wird die Währung zunehmend an Bedeutung verlieren, die USA werden ihren finanziellen Einfluss verlieren und der Dollar wird wie der mexikanische Peso enden. Wenn ich nach Mexiko reise, tausche ich immer ein bisschen Geld, um den Taxifahrer bezahlen oder mir einen Drink kaufen zu können, aber ich nehme die Pesos nicht mit zurück in die USA, weil sie eine lokale Währung sind.

Der Dollar könnte ebenfalls an einen Punkt gelangen, an dem er nur die lokale Währung der Vereinigten Staaten ist. Wenn Sie in die USA einreisen, werden Sie Dollars benötigen, die US-Bürger erhalten ihr Gehalt weiterhin in Dollar usw., doch der Dollar verliert seinen Status als globale Reservewährung. Für die USA wird das einen starken Einschnitt bedeuten, denn dann wird es nicht mehr möglich sein, permanent ein Handels- und Haushaltsdefizit zu führen, ohne unter Deflation oder Inflation zu leiden. Die Vereinigten Staaten können sich dann auf Konsequenzen gefasst machen, die Ländern wie beispielsweise Argentinien nur allzu vertraut sind.

Bei all dem haben wir noch nicht einmal über die Sonderziehungsrechte gesprochen, die ebenfalls eine Alternative zum Dollar darstellen. Ich habe Russland, China, Blockchain, Gold und Euros diskutiert, aber die Sonderziehungsrechte spielen ebenfalls eine Rolle. Die letzte Zuteilung ist noch gar nicht so lange her. Das war 2009, in den Nachwehen der Finanzkrise. Die nächste globale Liquiditätskrise wird auf jeden Fall kommen, dass lässt sich mit Sicherheit vorhersagen - ganz unabhängig vom Niedergang des Dollars. Eine solche Krise könnte jederzeit über uns hereinbrechen. Es stellt sich die Frage, wie man in einem solchen Fall wieder Liquidität beschafft. Wie beendet man eine weltweite Liquiditätskrise?

Beim letzten Mal waren es die Zentralbanken, die die Wall Street und damit praktisch die ganze Welt retteten. Hier schließt sich jetzt der Boden zum Beginn unseres Gesprächs, Mike, als wir über darüber gesprochen haben, dass die US-Notenbank ihre Bilanz reduzieren möchte. Die Federal Reserve hat die Krise beim letzten Mal bekämpft, indem sie ihre Bilanz von 800 Milliarden $ auf 4,5 Billionen $ erhöhte. Sie hat Geld gedruckt.

Doch was, wenn die nächste Krise kommt, bevor es der Fed gelungen ist, ihre Bilanz zu verringern? Und warum will sie die Summe überhaupt reduzieren? Warum behält sie die Assets im Wert von 4,5 Milliarden $ nicht einfach? Die Antwort darauf ist, dass das Vertrauen der Menschen Grenzen hat. Es gibt eine Obergrenze für die Geldmengen, die die Fed drucken kann, bevor die Leute den Wert der Währung ernsthaft in Zweifel ziehen. Die Notenbank will ihre Bilanz also auf 2 Billionen $ senken, damit sie sie notfalls im Zuge einer Liquiditätskrise wieder auf 4,5 Billionen $ erhöhen kann. Dann könnte man QE4, QE5 und QE6 beschließend und die Bilanz bis auf 5 Billionen $ aufblähen.

Das würde helfen, die Vorherrschaft der USA zu sichern. Doch zurück zu meiner Frage: Was geschieht, wenn die nächste Krise beginnt, bevor die Fed ihre Bilanz normalisiert hat? Meiner Einschätzung nach ist das sehr wahrscheinlich. In diesem Fall würde eine andere Liquiditätsquelle benötigt, und das wäre die Zuteilung von Sonderziehungsrechten durch den IWF. Das wäre gleichzeitig das Ende des Dollars.

Die Gefahren lauern also überall und können den Dollar aus ganz unterschiedlichen Richtungen angreifen. Doch letztlich laufen all diese Trends auf einen Punkt zu und verstärken sich gegenseitig. Sie weisen alle in die gleiche Richtung: Das Vertrauen in den US-Dollar wird schwinden und der Goldpreis wird sehr, sehr stark steigen.


Mike Gleason: Das war der erste Teil meines zweiteiligen Interviews mit Jim Rickards. Den zweiten Teil unseres aufschlussreichen Gesprächs wird nächste Woche veröffentlicht. Bis dahin bedanke ich mich bei allen Zuhörern und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.


© Mike Gleason
Money Metals Exchange


Der Artikel wurde am 23. Junii 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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