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Der goldene Maulwurf im Welthandel: Und er wühlt und wühlt und wühlt ...

16.09.2017  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
Die etwas älteren Semester unter uns erinnern sich vielleicht an den VW-Werbespot für eines der erfolgreichsten Automodelle aller Zeiten: Den Käfer "… und er läuft und läuft und läuft und läuft …"

Möglicherweise könnte man diesen Spot jetzt, oder in den kommenden Monaten, auf ein imaginäres Tier beziehen, nämlich den goldenen Maulwurf, wie er sich langsam aber unbeirrbar unter der wirtschaftlichen und finanziellen Grasdecke des Welthandels eingräbt und dort immer weiter wühlt. Ab und zu wird an der Oberfläche ein neuer "Maulwurfshügel" sichtbar, der den emsigen Wühler in seine ansonsten nahezu unsichtbaren Aktivitäten verrät.

Diese kleinen Hügel waren im Laufe der letzten Jahre immer häufiger zu sehen und sie wurden jedes Mal höher. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um die sog. Goldhandelszertifikate, im vornehmen Finanz-Englisch als "Gold Trade Notes" bezeichnet. Immer mehr dieser Dokumente finden als eine Art "Goldgeld" im Welthandel Anwendung. Wie ist dies inmitten der weltweiten Papiergeldseen möglich?

Der Grund ist ein doppelter: Zum einen ermöglicht die Torheit und Kurzsichtigkeit der herrschenden Finanzeliten ihren dauerhaften und damit systemgefährdenden Fortbestand. Eine Eichel keimt in fruchtbarer Walderde und wächst zum riesigen Eichbaum heran, falls kein Wildschwein oder Hirsch den Keim vorher abnagt. Doch den Zeitpunkt des rechtzeitigen Abnagens haben die Finanzeliten bereits versäumt, wie wir gleich sehen werden, was allen Freunden von Gold und Silber Trost bietet.

Zum anderen kommt die Angst der Papiergeldhalter hinzu, die sich um Verluste in Form massiver Inflation, Negativ- und Strafzinsen (wie heute bereits üblich) oder einer "Währungsreform" (wie sie derzeit voll in Indien und teilweise in Schweden läuft) nebst Teilenteignung durch den Staat sorgen.

Die Stärke des Dollars beruht zum einen auf weltweitem Vertrauen, zum anderen auf der Etablierung des vielzitierten "Petrodollars", ursprünglich basierend auf einem Abkommen des damals wichtigsten Öllandes der Welt und dessen Herrscher, also des saudischen Königs und den USA. Alles Öl musste fortan weltweit in Dollars bezahlt werden. Dieser Übereinkunft schlossen sich nach und nach fast alle Länder an. Alles Öl der Welt wurde jetzt in Dollars gehandelt.

Anfänglich belief sich das globale Volumen auf über 4 Billionen $ pro Jahr, heute noch auf über 2 Billionen $. Wer also Öl wollte, brauchte Dollars, und damit begann ein endloser Pilgerstrom zu den Toren der FED, wo man diese frisch gedruckten Dollars erhielt, denn Dollars selbst drucken war für die Ölverbraucher nun mal nicht drin. Damit war ein gewaltiger Nachfragestrom nach Dollars eingeleitet, zementiert und dessen Knappheit garantiert (und Knappheit sorgt bekanntlich für höhere Preise).

Und Amerika erhielt ganz nebenbei seine 10 bis 12 Millionen Fass Rohöl pro Jahr nebst anderen Waren umsonst, denn bunt bedrucktes Papier kostet ja fast nichts. Aber fast alle Länder mussten immer größere Dollar-Mengen gegen Lieferung echter Waren, insbesondere Öl, beziehen, falls sie den lebensnotwendigen Treibstoff haben wollten. Fiele der Petrodollar, fiele Amerika und sein durch Drucken und Kriege zusammengehaltenes Weltimperium.

Der Petrodollar ist also der Schlüssel zum Antriebsmotor der US-Weltmacht und deren Willkür. Doch inzwischen sind die ersten Fehlzündungen von diesem bestens geschmierten Motor zu hören und irgendwann kommt der große Kolbenfresser und das noch größere Finale und unvermeidbare Aus. Bald ist der Tank leer. Die An-und Warnzeichen häufen sich.

Erste Beispiele: Schon vor Jahren (bereits in den1960ern) wurden erste Geschäfte zwischen diversen asiatischen Staaten und Australien mit Gold statt Dollars abgewickelt, Fleisch- oder Reis-Lieferungen mit Gold bezahlt. Diese ersten Anfänge spielten allerdings im Strom des Welthandels noch eine untergeordnete Rolle.

Etwas ernster zu nehmen aber war das Ergebnis der westlichen Sanktionen gegen das drittwichtigste Ölland, also den Iran. Die Iraner lieferten Indien Öl, und es wurde nicht mit Dollars, sondern mit Gold, mit einem kleinen Umweg über die Türkei, bezahlt. China bezieht jetzt 30% seines Öls von den Saudis und 35% von den Russen. Die bereits voll funktionsfähige Pipeline zwischen Russland und China wurde nicht von einem US-Konzern, sondern ironischerweise von den Chinesen finanziert und zwar mit amerikanischen Schatzanleihen, als kleine höhnische Ohrfeige gegen die Herren der Wall Street.

Doch weiter wühlte der Gold-Maulwurf: von den laufenden Exporterlösen kaufen die Russen dann Gold in Shanghai. Im Moment kommen die Gold-Handelszertifikate im Warentausch zwischen Russland und China zum Einsatz. Das von China dringend benötigte Öl und Erdgas, sowie auch andere Waren wie Zement, Erze oder Holz, liefert das befreundete Russland, erhält dafür Yuan bzw. einen Goldwechsel und kauft damit an der neuen Edelmetallbörse in Shanghai physisches Gold. Somit erhält der Yuan eine Art von Goldbindung. Zumindest im China-Russland-Geschäft wird also mit Yuan und nicht mit Dollars abgerechnet.

Man erwartet nun, dass an der Börse in Shanghai bald ein Erdölkontrakt eingeführt wird, der in Yuan und nicht in Dollars abgewickelt wird. Indien kauft seit fast 4 Jahren Öl vom Iran und bezahlt mit Gold. All dies kommt einer Maulschelle gegen den bisher allmächtigen Petrodollar gleich.

Die endlose Finanzierung von über 20 Kriegen der USA seit WK II, der Ausgleich nicht endender Haushalts- und Außenhandelsdefizite und im Grunde nicht bezahlbarer Sozialprogramme, wie auch der Ankauf kaputter Banken, der Unterhalt der größten Armee der Welt, das Aufblähen der US-Gesamtschulden (verzinsliche und unverzinsliche) - und das alles mit immer neuen aus dem Nichts geschaffenen Dollarmassen - bleibt im Getriebe des Welthandels nicht völlig unbemerkt.

Man trennt sich von US-Schatzbriefen, deren im Ausland gehaltenes Volumen seit den Zeiten Nixons von fast Null auf heute 6,5 Billionen (also 6.500 Milliarden) $ anwuchs. Iran, China, Russland und natürlich Saudi-Arabien, wie auch die Monarchien der arabischen Halbinsel, gehörten zu den wichtigsten Verkäufern dieser Dollar-Schatzbriefe in den letzten drei Jahren.

Ja aber die US-Schatzbriefe sind doch durch die riesigen Mengen amerikanischen Goldes gedeckt, tönt es aus Washington. Ja das waren sie einmal, unter Präsident Reagan zu mehr als 130%. Doch heute zu etwa 4%, und das setzt voraus, dass die angeblichen >10 000 Tonnen Gold physisch auch wirklich vorhanden sind. Wie viel abverkauft und wie viel an die Bullion-Banken auf Nimmerwiedersehen ausgeliehen wurde, bleibt neben der 'Coca Cola'-Rezeptur eines der bestgehüteten Geheimnisse der Welt.

Die letzte offizielle Gold-Inventur fand 1953 statt. Eine neue Bestandsaufnahme, so die lächerliche Entschuldigung für dieses peinliche Versäumnis, "wäre viel zu teuer", ist immer wieder zu vernehmen. Nur die viel zu hohen Kosten einer erneuten Erfassung und Zählung verhindern eben diese. Naja, der Personalmangel bei 25 Millionen Beamten in den USA muss wahrhaft extrem sein, dass es nicht einmal für ein paar über das Wochenende zählende Buchhalter reicht. Interessant, denn bisher dachten die Bürger immer, dass lediglich die Lebenshaltungskosten, die Mieten, Heizungskosten, die Steuerabzüge, und neuerdings die Bankgebühren, "viel zu teuer" wären.

Schätzungen gehen davon aus, dass höchstens noch 50% des offiziellen Goldschatzes physisch überhaupt vorhanden ist. Somit wären also vielleicht noch 2% der US Schatzbriefe real gedeckt. Und seit dem Film "Goldfinger" könnte diese "Deckung" auf unter 1% abgerutscht sein. Der Tag der Offenbarung wird aber kommen.




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