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Das Goldpreismanagement in Zeiten der Finanzrepression (Teil 3/3)

07.09.2017  |  Lars Schall
- Seite 3 -
Wie dem auch sei, man könnte eine Situation haben, wo jemand in Saudi-Arabien sagt: Von jetzt an wird ein Barrel Öl 1/15 von einer Unze Gold sein. Nun, wenn Sie mich in Dollar bezahlen möchten, ist das in Ordnung, aber Sie müssen die Dollar-Gold-Konvertierung vornehmen (um herauszufinden, wie viele Dollar Sie mir in einer Welt des zunehmenden Goldpreis schulden), das bedeutet, dass Sie mehr Dollar für ein Barrel Öl zahlen müssen. Selbst wenn sie also Dollar akzeptieren, kann man immer noch eine Welt haben, wo es in Gold als Preis festgelegt wird, aber Gold ist konvertierbar in Dollar und man kann mit Dollar zahlen, nur muss man dann sehr viel mehr zahlen.

Ich denke, dies ist eine von vielen Lösungen, die auf dem Tisch liegen. Eine andere sind natürlich die SDR (Special Drawing Rights, Sonderziehungsrechte). Der IWF versucht, den Einsatz der SDR als einen Währungskorb zu fördern. Aber nichts davon ist bislang machbar. Es erfordert einige Jahre des Studiums, es erfordert eine Konvertierung und einige Vorankündigungen für den Markt. Aber unter dem Strich ist der Punkt bei der ganzen Sache der: die Exporteure natürlicher Ressourcen und Waren im Nahen Osten, in Russland, China, Brasilien, sie alle haben tiefe, tiefe Unzufriedenheit mit dem derzeitigen internationalen Währungssystem und der Rolle des US-Dollar im Besonderen geäußert, also denke ich, werden Sie einige Abkehr davon in den kommenden Jahren sehen.
(23)

Sieben Jahrzehnte lang war der US-Dollar unumschränkter Herr im Hause, und einmal mehr ist der "Schlüssel für die Zukunft des Dollars … der Petrowährungsstatus - ob er für den Handel von Öl und anderen führenden Rohstoffen verwendet wird." (24) Im Währungsverkehr vollzieht sich ein Wandel: "Peking hat zahlreiche Abkommen mit Brasilien und Indien abgeschlossen, die den Dollar umgehen. China und Russland haben auch Rubel-Yuan-Swaps angeschoben, die Amerikas Währung aus dem Bilde verdrängen. Aber wenn Peking und Moskau - der weltweit größte Energieimporteur und der weltweit größte Energieproduzent - das Einpreisen in Dollar fallen lassen, könnte der Leitwährungsstatus Amerikas ins Wanken geraten." (25)

Einen deutlichen Schritt in ebendiese Richtung unternahmen China und Russland mit der Gashandelsübereinkunft, die im Mai 2014 stattfand. Welcher Anteil genau in Yuan-Rubel-Basis lautet, vermochte damals nicht gesagt zu werden. Eines dafür schon: "Diese Frage, scheinbar albern, gehört zu den wichtigsten diplomatischen Fragen unserer Zeit." Noch wird das Gros des Handels zwischen Russland und China "in Dollar abgewickelt. Aber die Kombination aus diesem neuen Gas-Deal und den westlichen Sanktionen gegen Russland" führt zu einer Intensivierung der Bemühungen, Abwicklungen zu erleichtern, die den Dollar außenvorlassen.

"Innerhalb ungefähr eines Jahrzehnts könnte ein 'Reserve-Währungskorb' entstehen, bei dem die Zentralbanken Vermögen in einer Mischung aus Dollar, Yuan, Rupie, Real und Rubel sowie Edelmetallen aufbewahren. Vielleicht wird eine Art von synthetischem Bündel der weltweit führenden Währungen entwickelt werden, wobei der Schwerpunkt nach Jahren des westlichen Geld-Druckens auf Vermögenswerten gelegt werden wird, die durch Rohstoffe und andere Sachwerte gedeckt sind." (26)

Einstweilen bleibt der US-Dollar die weltweite Reservewährung: nach Informationen des IWF waren über 30 Prozent aller Devisenbestände, die im Jahre 2013 auf dem Globus gehalten wurden, Geldscheine der US Federal Reserve (bzw. Schuldverschreibungen des US Treasury). Im Jahre 2000 waren es jedoch noch bis zu 55 Prozent. "Niemand weiß den Prozentsatz in Yuan …, aber der IWF stellt fest, dass Reserven in 'anderen Währungen' in den Schwellenländern seit 2003 um 400 Prozent zugenommen haben." (27)

Falls China möchte, ist es langfristig in der Lage, die Hegemonie des US-Dollar anzugreifen: "China hat die Macht, den Yuan zur alternativen Reservewährung im Welthandel zu machen, indem es einfach alle chinesischen Exporte in Yuan denominiert. Es kann diese Maßnahme als souveräner Staat in seinem Ermessen jederzeit einseitig umsetzen. Danach werden Importeure chinesischer Waren in aller Welt, die nun nicht mehr Yuan in Dollar tauschen müssen, fieberhaft versuchen, Yuan zu kaufen, da der Yuan, gestützt durch den Wert der chinesischen Exporte, universell im Handel akzeptiert wird. Die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), die beträchtliche Mengen chinesischer Güter importieren, würden den Yuan als Bezahlung für ihr Öl akzeptieren." (28)

Auf dem Weg dorthin ging Peking in den letzten Jahren eine Reihe von Handelsvereinbarungen mit anderen Staaten ein, die die Verwendung des Yuan vorsahen. Darüber hinaus kaufte der chinesische Staat mit seinen angehäuften Dollarbeständen erkleckliche Mengen an Goldreserven auf, um der eigenen Währung mehr Vertrauenswürdigkeit zu verleihen, und eröffnete einen physisch hinterlegten Goldbarren-Terminmarkt in Shanghai, der ebenfalls den Yuan verwendet.


Der Ferne Osten und das Gold: Let’s get physical!

Schon im Laufe des Jahres 2015 war deutlich geworden, dass China gewillt ist, Gold zu einem integrierten Part des Infrastrukturgürtels zu machen, der im Regierungszentrum Zhongnanhai in Peking als One Belt-One Road (OBOR) bezeichnet wird. Bei einer Rede, die im April 2015 in Dubai gehalten wurde, legte Albert Cheng, der Geschäftsführer des World Gold Council, die erklärte Absicht einer Zusammenarbeit unter den Gold-Produzenten und -Verbrauchern der OBOR-Staaten dar. Die Initiative werde von der chinesischen Zentralbank angeführt, die Shanghai Gold Exchange solle als Handelsplatz dienen und in den OBOR-Plan einbezogen werden. "Diesbezügliche Fachpläne und unterstützende Maßnahmen werden auch entwickelt werden, um die regionalen Entwicklungen in China auszugleichen und die Verbindung mit den Ländern entlang der Routen zu beschleunigen." (29)

Chinas größtes Goldminenunternehmen, die China National Gold Group Corporation (CNGGC), verkündete einen Monat später, es habe eine Vereinbarung mit dem russischen Goldminenunternehmen Polyus Gold abgeschlossen, um die Zusammenarbeit bei Goldexplorationsarbeiten zu intensivieren. Die Zusammenarbeit umfasst Mineralressourcenexploration, technischen Austausch und Materiallieferungen. Song Xin, Geschäftsführer bei CNGGC und Präsident der China Gold Association, sagte: "Chinas Belt&Road-Initiative bringt beispiellose Möglichkeiten für die Goldbranche hervor. Es gibt reichlich Platz für die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern, und wir haben Vorteile bei Technik, Ausstattung, Cash und Talente." Song Yuqin, stellvertretender Geschäftsführer der Shanghai Gold Exchange, erklärte, er erwarte, dass Gold "ein wesentlicher Bestandteil der Geschäfte von *Belt&Road‘-Ländern* werde. (30)

Ebenfalls im Mai 2015 war zu vernehmen, dass China einen Fonds von 100 Milliarden Yuan startete, der von der Shanghai Gold Exchange angeführt wird. Viele Länder, die an Pekings OBOR-Plan beteiligt sind, kaufen über ihre Zentralbanken substanzielle Mengen Gold. Die Shanghai Gold Exchange wird das Gold für jene Mitglieder kaufen, die in den Fonds einzahlen - und das waren im Mai 2015 immerhin schon rund 60 Nationen. (31) Ein weiterer Fonds, der von China aufgelegt wurde, sollte laut Informationen vom Juni 2015 bis zu 16 Milliarden US-Dollar für Gold-bezogene Investments im Zuge der "Neuen Seidenstraße"-Initiative bereitstellen. In dem Fonds, so hieß es, würde der Goldproduzent Shandong Gold Group insgesamt 35 Prozent übernehmen, gefolgt von der Shaanxi Gold Group mit 25 Prozent. (32)

Im März 2016 stattete eine Finanzdelegation aus Kasachstan einen Besuch bei der Shanghai Gold Exchange ab, um Kooperationsmöglichkeiten im Rahmen des OBOR-Projekts zu diskutieren, (33) während sich chinesische Goldminenbetreiber zugleich auf eine "aggressiven Suche nach Übersee-Akquisitionen" machten, wie sich das Wall Street Journal ausdrückte. Die "historisch niedrigen Goldpreise" böten die Gelegenheit, besonders günstig zuzuschlagen, da "mehrere Bergbauunternehmen vor einer Kreditkrise stehen und eine massive Verschuldung haben". Wenn das mit üppigen Devisenreserven ausgestattete China auf Einkaufstour gehe, könnte es einerseits "seine Abhängigkeit von anderen internationalen Produzenten für den Nachschub verringern" und anderseits "sein Gewicht in den globalen Goldmärkten steigern". (34)

Zugleich wurde im April 2016 begonnen, das Goldfixing an der Shanghai Gold Exchange in der chinesischen Währung Yuan vorzunehmen. Daran waren zunächst 18 Banken beteiligt, darunter Standard Chartered und ANZ sowie die vier größten chinesischen Staatbanken, namentlich die Bank of China, die Industrial and Commercial Bank of China, die China Construction Bank und die Agricultural Bank of China. Vom Goldfixing in Yuan werde keine unmittelbare Gefahr für die Preisfindungsdominanz in London und New York erwartet, hieß es; "aber es könnte Asien letztlich mehr Macht geben, besonders wenn die chinesische Währung vollständig konvertibel wird". (35)

Im gleichen Monat stellten Russland und China Überlegungen an, eine gemeinsame Goldhandelsplattform zu starten. Sergei Schwetsow teilte in seiner Funktion als erster stellvertretender Gouverneur der russischen Zentralbank mit: "Die BRICS-Länder sind große Volkswirtschaften mit großen Goldreserven und einem beeindruckenden Produktions- und Verbrauchsvolumen an diesem Edelmetall. In China wird der Goldhandel in Shanghai durchgeführt, in Russland ist es in Moskau. Unsere Idee ist es, eine Verbindung zwischen den beiden Städten zu schaffen, um den Handel zwischen den beiden Märkten zu erhöhen." (36)


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