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Brien Lundin: Geheimniskrämerei am Goldmarkt - der beste Grund für Käufe!

25.08.2017  |  Chris Martenson
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Die Zeiten haben sich geändert und wir segeln nun wirklich über unbekannte Gewässer. An den Märkten wurden noch nie zuvor solche Extreme erreicht. Jede an der Vergangenheit orientierte Portfoliostrategie oder -theorie ist schon per Definition nicht in der Lage, die heutige Marktumgebung zu erfassen. Ja, natürlich können Sie noch immer in Aktien und all die andere Finanzassets investieren. Aber Sie sollten unbedingt eines Teil Ihres Kapitals in Form von unkorrelierten Anlagen halten, die im Verhältnis zu den finanziellen Vermögenswerten derzeit bei historischen Tiefstwerten notieren.


Chris Martenson: In Europa sind die Rendite der Junk-Bonds beispielsweise auf Rekordtiefs gefallen, d. h. die Preise für die Ramschanleihen haben Rekordhochs erreicht. Sobald man die Rendite aufgrund des Risikos auch nur ein kleines bisschen abzinst, werden sie negativ. Die nominellen Renditen liegen bei rund 2,4%. Es ist schon erstaunlich, dass Sie bei ähnlichen Renditen die Wahl zwischen europäischen Junk-Bonds und 10-jährigen US-Staatsanleihen haben.

Aber die Anleger sind so verzweifelt, dass sie bereits sind, den 70 Basispunkten hinterherzujagen, die ihnen die Schrottanleihen zusätzlich einbringen. So sind auch die Algorithmen programmiert und so bauen die Leute ihre Portfolios auf. Irgendwie hat sich Annahme eingeschlichen, dass es diesmal wirklich anders ist, dass die Risiken fast vollständig gebannt wurden. Aber ist das tatsächlich der Fall?


Brien Lundin: Das ist so ziemlich das Einzige, was sich heute im Vergleich zu früher nicht geändert hat: Jedes Mal, wenn es an den Finanzmärkten zu großen Umwälzungen kam, glaubten die Leute, dass es diesmal anders sein würde. Und jedes Mal hat sich wieder herausgestellt, dass nichts wirklich anders war. Es gibt immer eine Korrektur. Die Kurse und Kennzahlen kehren immer zu ihrem Mittelwert zurück und schießen dabei, wie gesagt, immer erst einmal darüber hinaus.

Sie haben eine interessante Anmerkung zum Anleihemarkt gemacht. Alan Greenspan hat erst vor wenigen Tagen davor gewarnt, dass sich nicht an den Aktienmärkten eine Spekulationsblase gebildet hat, sondern vielmehr an den Anleihemärkten. Und diese wird letztendlich platzen. Das inhärente Risiko der Anleihen wird vom Markt derzeit nicht eingepreist. Wenn die Blase platzt, wird sie allerdings auch die Aktien mit in die Tiefe reißen.

Es gibt aber noch immer enorme Mengen an Liquidität an den Finanzmärkten, riesige Geldmengen, die in diesem Fall nach einem sicheren Hafen suchen werden. Wir wissen aus Erfahrung, dass ein Teil dieses Kapitals in den Goldmarkt fließt, wenn es zu einer Krise kommt und wenn die Lage an den Aktien- und/oder Anleihemärkten zu unsicher wird.

Es ist noch nicht einmal besonders viel Geld nötig, um den Goldpreis explodieren zu lassen. Im Vergleich zu den gewaltigen Summen, die in Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere investiert wurden, ist der Goldmarkt winzig. Er ist so klein, dass selbst geringe Kapitalallokationen ausreichen würden, um das Edelmetall auf neue Rekordhochs zu katapultieren. Das wird eines Tages passieren, auch wenn nicht ganz klar ist, wann genau es wirklich so weit ist. Eine solche Entwicklung ist letzten Endes jedoch unvermeidlich, so viel steht fest. Die Trends, die wir heute beobachten, lassen sich nicht mehr umkehren.


Chris Martenson: Wir wissen, dass der Gesamtwert der ausstehenden Anleihen weltweit derzeit etwa 215 Billionen $ beträgt, und dass sich der Wert aller Aktien insgesamt auf etwa 75 Billionen $ beläuft. Wenn wir das etwas aufrunden, können wir also sagen, dass der Wert aller ausstehenden Forderungen auf globaler Ebene 300 Billionen $ entspricht. Was schätzen Sie, wie viel von diesen 300 Billionen $ in Gold investiert ist bzw. welchen Anteil Goldinvestitionen an den weltweiten Portfolios haben?

Brien Lundin: Oh, weniger als 1%, denke ich. Ich glaube der Goldmarkt, und insbesondere der Goldaktienmarkt, hat einen Gesamtwert von weniger als 1 Billion $. Das bezieht sich auf das verfügbare Gold. Ein Großteil des physischen Edelmetalls ist für immer weggeschlossen, und damit meine ich nicht die Tresore der Zentralbanken. Wir haben im Laufe der letzten Jahre schließlich erfahren, dass ein Teil der Goldreserven der Notenbanken in Wirklichkeit recht mobil ist und z. B. verliehen wird.

Zahllose Bürger in vielen Ländern der Welt glauben, dass ihre Zentralbank über Goldreserven verfügt, obwohl sie in Wirklichkeit nur Schuldscheine aus Papier besitzt. Doch wie dem auch sei - ein großer Teil des in Privatbesitz befindlichen Goldes wird nie wieder auf den Markt gelangen. Die indischen Frauen werden sich beispielsweise nicht von ihren goldenen Ketten, Ringen und Armreifen trennen. Das macht diesen Markt besonders interessant. Gold ist ein Rohstoff, der nicht im eigentlichen Sinne des Wortes verbraucht wird. Trotzdem besteht immer eine Nachfrage, die das Angebot nicht selten übersteigt.


Chris Martenson: Der Goldmarkt ist ein faszinierendes Thema. Ich sage das wirklich nicht gern, aber ich habe versucht, aus ihm schlau zu werden, und es ist mir nicht gelungen. Ich habe mich beispielsweise mit den hervorragenden Analysen von Koos Jansen und dem restlichen Team von BullionStar beschäftigt, das sich durch die Berichte der Shanghai Gold Exchange kämpft und die Mitteilungen der einzelnen Zentralbanken auseinander nimmt und versucht, alle Zahlen aufzuaddieren und Licht ins Dunkel zu bringen.

Ich habe schon früher Witze darüber gemacht, aber ganz ehrlich: Es ist einfacher, die Pläne für den Bau einer Atomrakete im Internet zu finden, als sich über den tatsächlich Zustand des Goldmarktes zu informieren.

Sie beschäftigen sich allerdings schon sehr lange mit diesem Markt. Wie gut ist es Ihnen gelungen, den Durchblick zu behalten oder eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viel Gold geleast wird, wer wie viel besitzt und wo es sich befindet?


Brien Lundin: In den 1990er Jahren haben wie die Analysen eines gewissen Frank Veneroso veröffentlicht, eines brillanten Marktökonomen. Das hat viele weitere Recherchen nach sich gezogen. Wir haben auch ein Buch mit dem Titel "The Gold Book" publiziert, das eine umfassende Analyse aller Zentralbankbestände enthielt und erstmals aufdeckte, dass die Goldreserven verschiedener Notenbanken auf der ganzen Welt zumindest teilweise durch Schuldscheine ersetzt worden waren. Damit haben wir eine regelrechte Lawine losgetreten.

Viele Marktbeobachter begannen daraufhin, sich mit der potentiellen Einflussnahme durch die Zentral- und Bullionbanken und mit der Manipulation des Goldmarktes zu beschäftigen. Das ist ja auch ein spannendes Thema - geheimnisvoll, undurchsichtig, nebulös. Es geht um Informationen, die wir nicht haben sollen. Und wenn gewisse Kreise nicht wollen, dass man etwas erfährt, ist es umso wichtiger, dass man es in Erfahrung bringt.


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