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Das E-Auto-Zeitalter

31.10.2017  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Zweitens

Alle Seeschiffe der Welt, angeführt von den Öltankern, produzieren pro Tag genau so viele Noxe wie zeitgleich alle Kraftfahrzeuge der Welt zusammengenommen. Nicht umsonst werden alle Passagiere von Kreuzfahrtschiffen gewarnt, bestimmte Deckplätze wegen akuter Vergiftungsgefahr zu meiden. Jeder Mensch weiß, wie ein Diesel funktioniert: Im Ansaugtakt wird Luft eingesaugt, die im Verdichtungstakt wie bei einer Fahrradhandluftpumpe zusammengedrückt wird, nur etwas wärmer als beim Fahrradreifen als Handgefühl, nämlich hier auf 400 Grad C; da brennt die sprichwörtliche Luft tatsächlich.

In diese heiße Luft wird ein Stoß Diesel oder häufiger besser noch zwei Liter Schwerölstaub eingeblasen, der sich in der Kompressions-Hitze selbst entzündet (daher die Bezeichnung "Selbstzünder"). Das Ganze explodiert im Arbeitstakt und treibt den Kolben nach unten, im Ausstoßtakt werden dann die Abgase ausgestoßen, daher die Luftverschmutzung. Dies alles wird hier nur erwähnt, um die unvorstellbaren Größenordnungen anzudeuten.

Die größten Schiffsdiesel haben einen Kolbendurchmesser von bis zu 4 Metern. Manche Schiffsdiesel sind größer als ein Zwei- oder Dreifamilienhaus, und das gesamte Konstrukt wird mit zwei Großkränen millimeterweise in den Schiffsrumpf eingesetzt. Wie viele Hübe macht ein solcher Motor im Öltanker zwischen Saudi und Hamburg? Wie viel Abgas wird also auf einer solchen Tour in die Luft geblasen? Nur durch diese Mini-Demonstration wird die gewaltige weltweite Verdreckung der Luft durch Schiffe überhaupt verständlich. Dies ist kein ungrünes Märchen!


Drittes Problem

Jede Raffinerie auf der Welt erzeugt etwa die Hälfte Diesel und die andere Hälfte Benzin, und ein wenig Schweröl. Was soll mit diesen Dieselmassen geschehen? Da müssten die Grünen täglich sehr viele Kaffeetassen davon trinken oder Dieselseen zum Schwimmen für verarmte deutsche Rentner anlegen, und danach selbst dort als Bademeister und Schwimmlehrer dienen.


Viertens

könnte man versuchen, zumindest in Deutschland die aberwitzige Forderung "von der Straße auf die Schiene" zu realisieren. Die Bahn befördert hier etwa 7%, und die Straße 93% aller Güter. Um den Bahn-Anteil auch NUR zu verdoppeln, also auf 14% Anteil zu erhöhen, brauchte die Bahn die doppelte Gleislänge, den doppelten Schienenkörper nebst Schwellen – mitten durch die schöne grüne Landschaft – die doppelte Anzahl von Schienen, Weichen und Signalen, das Doppelte an Personal und Verlade-Einrichtungen nebst entsprechenden Kostensteigerungen, die auf die Kunden abgewälzt würden.

Dann müssten viel mehr Bahnhöfe in die grüne Landschaft hineingestellt werden, Millionen von Diesel-Lastwagen (auch die durch die neue-Noxe-Maut erdrückten Ausländischen) zu Kleinholz umgewandelt und zum Starten von Holzfeuerchen in Heizöfen verwendet werden, was neue Noxe erzeugte. Und natürlich brauchte man tausende neuer Diesel-Lokomotiven, um mit den riesigen neuen Transportströmen fertig zu werden.

Aber selbst wenn dies alles unter Absingen von Merseburger Zaubersprüchen und grünen Sonnwendfeuerchen, und Trumps Segen, gelänge, dann sind die Waren noch immer nicht am richtigen Haus, Lager, Krankenhaus, Supermarkt, Sägewerk, Zentralbankgebäude, oder in der richtigen Straße, der richtigen Fabrik, Molkerei, Brauerei, Umladestelle, Baustelle, Kühlhaus, oder beim richtigen Klempner, Dachdecker, Verputzer oder Kohlehändler, Heizöl- oder Pellett-Lieferanten. Um alles an den richtigen Ort zu verschaffen, wären Millionen von Kleindiesel-LKW notwendig, die den Noxedunst auf ein neues ungekanntes Niveau anheben würden.

Zu diesem Chaos müssten noch hunderttausende neuer dieselbetriebener Noxe-Messfahrzeuge mit grün lackierte Prüfgeräten und grün gekleideten, vereidigten Prüfungsspezialisten hinzuaddiert werden. Dann endlich dämmerte, nach der vollständigen Totalsperrung aller deutschen und EU-Straßen, der Morgen des noxefreien Zeitalters herauf. Und immer noch blieben 86% aller Waren auf der Straße. Sollten 100% aller Güter auf der Schiene befördert werden, bestünde Deutschland und danach die EU im Wesentlichen aus Schienen, Gleiskörpern und Diesellokomotiven, und alle Gebäude, inklusive aller Feldscheunen, hätten einen eigenen Gleisanschluss nebst unzähligen Massen von (dieselbetriebenen) Verladekränen.


Fünftens

ist noch unklar, wie mit den Abhängigkeiten ganzer Branchen zu verfahren wäre. Wer oder was ist vom Diesel abhängig? LKW-Straßenverkehr, Speditionen, Landwirtschaft, Traktorenflotten, Verteidigung, Panzer, Diesel-LKW nach Afghanistan, Post, Fischkutter, Fangschiffe, Bahn, Busverkehr, Schulbusse, Brauereien, Baubetriebe, Baggerwirtschaft, Belieferung von Supermärkten, Heizöl-Lieferantenflotten, Erdbewegungen, Abfall-Laster, Straßenbau, Binnenschifffahrt, Taxibetriebe, Holzwirtschaft, Pumpstationen, Heizöl- und Kohle-Händler, Feuerwehr... Sinnvoller Ersatz durch dieselfreie Trittroller oder Schubkarren dürfte schwerfallen.



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