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Gold auf höchstem Niveau seit den US-Wahlen

29.08.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise standen gestern unter Druck, wobei WTI deutlich stärker verlor als Brent. Brent handelt am Morgen bei 52 USD je Barrel, WTI unterhalb von 47 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen beiden Ölsorten hat sich somit auf mehr als 5 USD ausgeweitet. Höher war sie zuletzt vor zwei Jahren. Preisbelastend für WTI ist, dass an der US-Golfküste aufgrund von Hurrikan Harvey Raffineriekapazitäten von ca. 2,5 Mio. Barrel pro Tag außer Betrieb sind.

Die Ausfälle der Ölproduktion im Golf von Mexiko und im Eagle Ford-Schieferölvorkommen betragen dagegen weniger als 1 Mio. Barrel pro Tag. Zudem dürfte die Ölproduktion schneller wieder hochfahren als die Rohölverarbeitung. An der Golfküste soll es noch bis Ende der Woche heftige Regenfälle geben. Die Überschwemmungen werden also noch längere Zeit eine Wiederaufnahme des Raffineriebetriebs, eine Bestandsaufnahme der Schäden und notwendige Reparaturarbeiten erschweren.

Die fehlende Nachfrage der Raffinerien dürfte für einen Anstieg der US-Rohölbestände sorgen. Dem könnten lediglich deutlich gefallene Rohölimporte entgegenstehen. Aufgrund der Schließung von Wasserstraßen und Verladeterminals dürften diese ebenfalls beeinträchtigt sein.

Die Lagerdaten in dieser Woche sind daher kaum zu prognostizieren und bieten somit Überraschungspotenzial. Den Anfang macht heute Abend das API, gefolgt vom US-Energieministerium morgen Nachmittag. Dass Brent weniger stark gefallen ist als WTI, liegt auch an neuerlichen Produktionsausfällen in Libyen. Dort sind neben Sharara zwei kleinere Ölfelder geschlossen. Die Ausfälle belaufen sich insgesamt auf ca. 400 Tsd. Barrel pro Tag.

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Edelmetalle

Gold hat gestern Nachmittag im Zuge des anhaltend schwachen US-Dollar - der EUR-USD-Wechselkurs notiert über 1,20 - ohne Probleme die Marke von 1.300 USD je Feinunze durchbrochen. Dies führte zu technisch bedingten Anschlusskäufen, die den Preisanstieg noch verstärkten. Dieser setzt sich heute Morgen aufgrund von wachsenden geopolitischen Risiken fort und Gold handelt bei 1.325 USD auf dem höchsten Niveau seit der US-Präsidentschaftswahl Anfang November.

Nordkorea hat in der letzten Nacht abermals einen Raketentest durchgeführt und eine ballistische Rakete über den Norden Japans hinweg geschossen. Dies stellt eine neue Eskalationsstufe im Konflikt mit Nordkorea dar und schürt die Spannungen in der Region, wodurch Gold als sicherer Hafen gefragt ist.

Die Gold-ETFs verzeichneten gestern mit gut 10 Tonnen den höchsten Tageszufluss seit Anfang Juni. Gestern hat die dritte Runde der Brexit-Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien begonnen. Der EU-Verhandlungsführer Michel Barnier zeigte sich besorgt über die mangelnden Fortschritte. Dieses Thema wird die Märkte also wohl noch lange beschäftigen und dürfte aufgrund der damit verbundenen Unsicherheiten zu einer soliden Nachfrage nach Gold beitragen.

Wie der Internationale Währungsfonds gestern mitteilte, hat im Juli neben Russland auch Kasachstan seine Goldreserven weiter aufgestockt. Große Mengen Gold hat demnach auch die Türkei gekauft, wobei hier nur Zahlen für Juni vorliegen. Hohe Goldexporte der Schweiz in die Türkei deuten aber darauf hin, dass sich dieser Trend im Juli fortgesetzt hat.


Industriemetalle

An den Metallmärkten wird der nordkoreanische Raketentest (siehe Edelmetalle) weitgehend ignoriert. Die Preise legen allesamt zu, wobei Kupfer zeitweise über 6.800 USD je Tonne handelt. Zink kostet rund 3.100 USD je Tonne und Nickel steigt auf 11.800 USD je Tonne.

Dagegen hat der Auftrieb der Stahlpreise spürbar an Dynamik verloren. An der SHFE in Shanghai handelt der nächstfällige Futures-Kontrakt für Betonstahl seit drei Wochen seitwärts knapp unterhalb der Marke von 4.000 CNY je Tonne (600 USD je Tonne). Gemäß Daten des Weltstahlverbands von letzter Woche wurde die globale Stahlproduktion im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 6,3% auf 143,2 Mio. Tonnen ausgeweitet.

Ein wesentlicher Treiber war dabei China, wo eine rekordhohe Menge Stahl hergestellt wurde (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 14. August). Das Land stand für knapp 52% der weltweiten Stahlproduktion. Indien als drittgrößter Stahlproduzent hat im Juli fast zu Japan aufgeschlossen. Die Türkei hat im letzten Monat 28% mehr Stahl als im Vorjahr produziert. Dies macht sich laut Angaben des Weltstahlverbands in einer hohen Nachfrage nach Stahlschrott und entsprechend gestiegenen Schrottpreisen bemerkbar.

An der LME ist der nächstfällige Futures-Kontrakt für Stahlschrott seit Anfang des Monats um 50 USD auf rund 350 USD je Tonne nach oben gesprungen. Die Türkei produziert Stahl hauptsächlich mittels des Elektroofenverfahrens, wofür Stahlschrott der wesentliche Inputfaktor ist.


Agrarrohstoffe

Tropensturm Harvey hält auch die Agrarmärkte weiterhin in Atem. Gestern stieg der Preis für Baumwolle weiter um 2,5% und Kaffee Arabica etablierte sich auf dem höheren Niveau des Vortages. Am Freitag war der Preis aus Sorge um die Verfügbarkeit der hohen in Texas lagernden Bestände um 2,7% gestiegen. Auch die Lebendviehpreise haben in den letzten Tagen angezogen, denn vielfach sind im wichtigsten Rinderstaat der USA Weiden überflutet und deren Begrenzungen beschädigt.

Zudem ist Harvey noch nicht ausgestanden. In den nächsten Tagen können anhaltende starke Regenfälle auf ihrem Weg tiefer hinein in die Region um das Mississippi-Delta weitere Schäden mit sich bringen.

Den Weizenpreisen gelingt keine Trendwende. In Chicago dümpelt der Preis auf mehrmonatigen Tiefständen, in Paris sackte er gestern um 1,7% ab. Damit fiel er wieder unter die Marke von 160 EUR je Tonne und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2016. Neben der üppigen weltweiten Versorgung lastet die Konkurrenz aus der auf den Markt drückenden russischen Rekordernte auf den Preisen.

Hinzu kommt der starke Euro, der die Konkurrenzfähigkeit für EU-Weizen verringert. Nach einer kurzen Unterbrechung im Juli halten die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer in Chicago inzwischen wieder Netto-Short-Positionen bei Weizen, setzen also wie fast durchgängig in den vergangenen beiden Jahren wieder mehrheitlich auf weiter sinkende Preise.



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