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Das globale Verschuldungskarussell dreht sich weiter

02.09.2017  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Ein Ausweg aus der langen Niedrigzinsphase ist vermutlich kaum mehr möglich, die Schulden sind zu groß geworden.

Vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise belief sich die weltweite (Kreditmarkt-)Verschuldung auf knapp 200 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Ende 2016 stand sie bei mehr als 250 Prozent, so die Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Von Schuldenabbau ("Deleveraging") im Zuge der Krisenbewältigung also keine Spur. Im Gegenteil.

Dieser Befund kann nicht verwundern. Haben doch die Zentralbanken auf die Kreditkrise - die selbst eine Folge der aufgelaufenen Verschuldungslasten war - mit Zinssenkungen und Geldmengenvermehrung reagiert, um die Verschuldungsmaschinerie wieder in Gang zu setzen; um Schuldnern zu ermöglichen, sich zu noch geringeren Zinssätzen weiter zu verschulden.

Durch diese sogenannte "Rettungspolitik" der Zentralbanken sind die Volkswirtschaften jetzt mehr denn je abhängig von niedrigen Zinsen. Schuldner haben sich in den letzten Jahren nicht nur neue Kredite zu sehr niedrigen Zinsen beschafft. Sie haben auch ihre fälligen Kredite durch neue Kredite ersetzt, die mit einem sehr niedrigen Zinssatz ausgestattet sind. Sollten die Zinsen merklich steigen, ist absehbar, was passiert:

Viele Schuldner geraten in finanzielle Bedrängnis. Werden ihre Kredite fällig, und können sie nicht zurückgezahlt werden (was bei Staaten und Banken die Regel ist), müssen neue Kredite aufgenommen werden - und dafür sind dann höhere Zinsen zu zahlen, die die Ausgabenspielräume der Schuldner natürlich einengen. Zudem verschlechtern steigende Zinsen die Kreditqualität der Schuldner. Kreditgeber werden vorsichtiger bei der Darlehnsgewährung, und dadurch steigen die Kreditkosten nicht nur an, es wird für Kreditnehmer auch schwieriger, überhaupt neue Kredite zu erhalten.

Hinzu kommt, dass steigende Zinsen (allein schon aufgrund des Barwerteffektes) die Preise für Grundstücke, Häuser und Aktien und Anleihen drücken. Die für Absicherungszwecke verfügbare Aktiva der Schuldner sinkt im Wert. Banken fordern neue Besicherungen, denen Schuldner mitunter nicht nachkommen können. Vor allem aber hinterlassen steigende Zinsen Bremspuren in der Konjunktur, die Produktions- und Beschäftigungslage verschlechtert sich und damit auch die Finanzlage der Schuldner. Auch aus diesem Grund werden Kreditgeber zögerlicher bei der Darlehnsvergabe.

Die Zentralbanken haben also bisher alles getan, um das globale Verschuldungskarussell in Gang zu halten. Wenn dieser Kurs beibehalten werden soll - und danach sieht es aus - erscheint ein Ausstieg aus der dafür erforderlichen Niedrigzinspolitik recht unwahrscheinlich angesichts der bereits hohen Verschuldungslasten.

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© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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