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David Smith: Gold- und Silbernachfrage wird in Zukunft schwer zu decken sein

20.09.2017  |  Mike Gleason
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Mike Gleason: Ja, vielleicht haben die sogenannten schwachen Hände ihr Gold bereits verkauft und jetzt befindet sich das meiste im Besitz von Personen, die stärker vom Nutzen des Edelmetalls überzeugt sind.

Wir haben mit Ihnen in der Vergangenheit auch öfter über die Platingruppenmetalle gesprochen. Palladium ist in dieser Woche auf knapp 1.000 $ gestiegen und damit fast gleichauf mit Platin gezogen, was äußerst ungewöhnlich ist. In den letzten drei bis fünf Jahren hatten Sie gegenüber Palladium immer eine sehr bullische Einstellung und damit lagen Sie genau richtig. Hat Palladium noch mehr Aufwärtspotential? Oder ist es an der Zeit, zugunsten von Platin auf die Entwicklung des Platin-Palladium-Verhältnisses zu setzen?


David Smith: Historisch gesehen war das immer eine sinnvolle Strategie, wenn Palladium gegenüber Platin überbewertet war. Aber dieses Mal ist es vielleicht ein bisschen anders. Ich will damit nicht sagen, dass es zwischen den beiden Edelmetallen nicht zu einer Nachjustierung kommen kann, aber ich glaube, dass Palladium sich aufgrund seiner eigenen Fundamentaldaten weiterhin stark entwickeln wird. Ein Großteil des Metalls stammt aus Simbabwe und Russland und es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass in naher Zukunft noch weitere Projekte hinzukommen.

Zudem ist Palladium viel seltener als Platin. Ich selbst favorisiere deshalb weiterhin Palladium. Platin hat definitiv auch ein gewisses Aufwärtspotential, aber ob und wann es wieder zu höheren Preisen gehandelt wird als Gold ist schwer zu sagen. Ich denke, dass sich die Beziehung zwischen diesen beiden Edelmetallen im Moment fundamental ändert und die Gründe dafür werden wir erst im Nachhinein gänzlich begreifen können. Auf jeden Fall lohnt es sich, diese Entwicklungen im Auge zu behalten.

Mike Gleason: Vor zwei oder drei Jahren haben Sie zu mir gesagt, dass Palladium Ihrer Ansicht nach das Edelmetall mit dem größten Potential ist, und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Vorteil von Investitionen in Palladium oder andere Platingruppenmetalle besteht darin, dass sie eine Möglichkeit zur Diversifizierung des Portfolios sind, denn ihre Kurse werden offenbar von anderen Fundamentaldaten beeinflusst. Kann man das so sagen?

David Smith: Sowohl Platin als auch Palladium werden vorwiegend in Katalysatoren verwendet. Zudem gibt es für beide Metalle eine Reihe anderer industrieller Anwendungen und insbesondere in Fernost wird aus Platin auch Schmuck hergestellt. Das sind also die wichtigsten Faktoren an diesem Markt. In letzter Zeit wird sehr viel über Elektroautos berichtet und deren Bedeutung wird in Zukunft zweifellos zunehmen. Das wird auch die Nachfrage nach Platin und Palladium beeinflussen, voraussichtlich auf sehr substantielle Weise. Allerdings glaube ich, dass Palladium zunächst noch eine ziemlich starke Hausse bevorsteht, bevor wir uns darum ernsthaft Sorgen machen müssen.

Mike Gleason: Die U.S. Mint hat angekündigt, dass sie die Anlagemünze American Eagle nun auch in einer Palladiumversion herausgeben will. Das wird sehr interessant, denn es ist das erste Mal, dass die Prägestätte dies tut. Wir werden sehen, wie hoch die Nachfrage nach einer solchen Münze ist.

Wie seht es um die Minengesellschaften, David? Diese haben in den letzten beiden Wochen wieder Rückenwind bekommen, als Gold endlich die 1.300-$-Linie durchbrochen hat, aber zuvor stagnierten ihre Aktienkurse etwa ein Jahr lang, nachdem sie Anfang 2016 eine steile Aufwärtsbewegung verzeichnet hatten. Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um wieder in den Minensektor einzusteigen? Wenn ja, welche Aktien würden Sie den Anlegern empfehlen?


David Smith: Meiner Einschätzung nach spielt sich in diesem Sektor gerade ein sehr faszinierender Wandel ab, der noch nicht zu 100% bestätigt ist, aber ich würde sagen zu 90%. Innerhalb der letzten ca. 20 Jahre war die Beziehung zwischen Gold und den Minenaktien im Durchschnitt zugunsten von Gold verschoben. Wenn Sie also in den letzten zwei Jahrzehnten Gold gekauft haben, konnten Sie wahrscheinlich höhere prozentuale Gewinne verbuchen als bei Investments in die Bergbauunternehmen - und das bei geringerem Risiko. Das könnte sich jetzt allerdings ändern. Es hat den Anschein, als würden sich die Minenaktien künftig besser entwickeln als das gelbe Metall. Verstehen Sie mich nicht falsch, beide Assetklassen werden sich hervorragend entwickeln. Aber die Minengesellschaften sollten letztlich die bessere Performance zeigen, weil sie auch ein viel höheres Risiko bergen.

Wenn jemand 10 Unzen Gold oder 1.000 Unzen Silber kauft, ist die anschließende Preisentwicklung das einzige Risiko. Werden die Kurse steigen oder fallen? Wenn Sie dagegen Anteile an einem Minenunternehmen erwerben, nehmen Sie Dutzende Risiken in Kauf. In manchen Ländern besteht die Gefahr einer Verstaatlichung. Die Produktionskosten könnten steigen. Sind die Ressourcen wirklich so groß wie angenommen?

Von Zeit zu Zeit kommt es auch zu Unglücken, bei denen eine Mine oder ein Schacht einstürzt. Die Liste der Risikofaktoren ist lang. Die Anleger werden diese Risiken nur akzeptieren, wenn sie auch mit höheren Erträgen rechnen können. In den letzten 20 Jahren war das unterm Strich nicht der Fall, auch wenn die Performance des Minensektors vorübergehend manchmal besser war als die der physischen Edelmetalle.

Doch wie gesagt, dieses Verhältnis verschiebt sich gerade. Es gibt gute Gründe, die für den Besitz von Bullion als Vermögensschutz und als Investment sprechen, aber es ist auch ratsam, in einige sorgfältig ausgewählte Minenaktien zu investieren. Ich denke, dass sich beide Anlageklassen in den nächsten Jahren sehr gut entwickeln werden.

Mike Gleason: Ja, das klingt sinnvoll. Sie haben ja auch immer darauf hingewiesen, dass die Aktien der Minengesellschaften kein Ersatz für physische Edelmetalle sind, sondern eher eine Ergänzung darstellen.

Kommen wir noch auf ein anderes Thema zu sprechen: Bitcoin. Ihrer Ansicht nach ist die Kryptowährung eine vielversprechende Anlageoption. Sie hat das Potential als weitere Form ehrlichen Geldes zu fungieren, aber auf dem Weg dahin gilt es offensichtlich einige Hürden zu überwinden. Eine große Gefahr stellen unserer Einschätzung nach staatliche Regulierungen dar. Den Regierungen wird zunehmend bewusst, dass Bitcoin sowohl für ihre Fiatwährungsmonopole als auch für ihre Freunde im Bankenwesen eine große Gefahr darstellt. Was glauben Sie: Wird es den Regulatoren gelingen, die Kryptowährungen zu kontrollieren?


David Smith: Die Regulatoren werden mit Sicherheit versuchen, einen direkten Einfluss auf die Kryptowährungen auszuüben, aber die Blockchain-Technologie ist eine Art Geist, der aus der Flasche entwichen ist. Er wird sich nicht wieder einsperren lassen. Die Blockchain wird einen Großteil der Finanztransaktionen, wie wir sie kennen, revolutionieren, weil es sich dabei um eine direkte Verbindung handelt. Es gibt keinen Mittelsmann. Die Blockchain stellt eine unmittelbare Verbindung zwischen Punkt A und Punkt B her.

Diese Technologie stellt eine fundamentale Veränderung dar, die uns auch in Zukunft begleiten wird. Welche der Kryptowährungen die kommenden Jahre überleben wird, ist bisher allerdings noch nicht abzusehen. Im Moment sind Bitcoin und Ethereum natürlich die beliebtesten digitalen Währungen, wobei Ethereum eher ein Werkzeug ist als eine Währung. Es war sehr interessant, dass China in dieser Hinsicht in der vergangenen Woche hart durchgegriffen hat. Der Staat hat die meisten ICOs (Intitial Coin Offerings), d. h. die Einführung neuer Kryptowährungen am offenen Markt, verboten. Einige dieser Währungen waren ohnehin nur Schrott, aber das gilt auch für die USA. Als China so stark in diesen Markt eingriff, fiel Bitcoin um 1.000 $, doch mittlerweile wurden die Verluste zumindest zum Teil wieder aufgeholt.


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