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Gold weiter auf Erholungskurs

10.10.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise erholen sich weiter von ihren gestern verzeichneten Tiefständen. Brent steigt am Morgen auf 56 USD je Barrel und notiert damit einen Dollar über dem gestrigen Tiefstand. WTI verteuert sich auf knapp 50 USD je Barrel. Auftrieb erhielten die Preise von der Meldung, wonach Saudi-Arabien seine Öllieferungen an Kunden im November um 560 Tsd. auf 7,15 Mio. Barrel pro Tag reduzieren würde. Als Referenzgröße dienen dabei die von Kunden nachgefragte Mengen, nicht die bisherigen Lieferungen. Zieht man die Exporte von September zurate, würde das Angebot um 450-500 Tsd. Barrel pro Tag steigen.

Natürlich klingt eine Kürzung um 560 Tsd. Barrel pro Tag besser als eine Ausweitung um 450-500 Tsd. Barrel pro Tag. Es ist also alles eine Frage der Perspektive oder des Marketing. In dieser Richtung war gestern auch OPEC-Generalsekretär Barkindo aktiv. Zunächst überraschte er noch mit der aus unserer Sicht realistischen Aussage, dass "außergewöhnliche Maßnahmen" notwendig seien, damit sich die Markterholung auch im nächsten Jahr fortsetzt. Normalerweise ist Barkindo dafür bekannt, die Situation am Ölmarkt besser darzustellen als sie eigentlich ist.

Derartige Äußerungen ließen dann auch nicht lange auf sich warten. Barkindo sprach davon, dass sich der Markt unterstützt durch eine robuste Nachfrage und eine weniger stark steigende Schieferölproduktion in schnellem Tempo Richtung Gleichgewicht bewege. Dass er gleichzeitig die US-Schieferölproduzenten dazu aufforderte, ihren Beitrag zur Angebotsbegrenzung zu leisten, passt allerdings nicht so recht in das optimistische Bild.


Edelmetalle

Gold setzt seine Erholungsbewegung weiter fort und steigt heute Morgen auf fast 1.290 USD je Feinunze. Hierzu trägt unter anderem der schwächere US-Dollar bei. Auch war Gold vorher offenbar überverkauft, so dass eine technische Gegenbewegung nur eine Frage der Zeit war. Zudem haben einige Schnäppchenjäger die niedrigen Preise wohl als attraktive Kaufgelegenheiten erachtet. Auch die Rückkehr der chinesischen Händler und Investoren nach der Feiertagswoche dürfte eine Rolle gespielt haben.

Daneben waren Gold-ETFs in den letzten beiden Tagen wieder gefragt: Sie verzeichneten Zuflüsse von gut sieben Tonnen. In Indien scheint die Goldnachfrage nach einer langen Durststrecke ebenfalls wieder anzuziehen. Laut Angaben von Platts notierten die Goldpreise in Indien Ende letzter Woche erstmals seit knapp drei Monaten wieder über den Weltmarktpreisen. Die stärkere indische Goldnachfrage dürfte auf den bevorstehenden Feiertag Diwali zurückzuführen sein, der nächste Woche gefeiert wird, und im Zuge dessen traditionell viel Gold verschenkt wird.

Gold sollte in den nächsten Wochen vor allem wegen der politischen Risiken auch weiter gut gefragt sein. So gibt der Regionalpräsident Kataloniens, Carles Puigdemont, heute eine Erklärung ab, in der er die Unabhängigkeit der Region von Spanien ausrufen könnte. Dies dürfte von der spanischen Regierung in Madrid nicht akzeptiert werden und wohl entschiedene Gegenmaßnahmen zur Folge haben. Fast schon erwartungsgemäß hat der Beginn der fünften Verhandlungsrunde zwischen der EU und Großbritannien über die Brexit-Modalitäten keine Fortschritte gebracht.


Industriemetalle

Nahezu isoliert von den anderen Industriemetallen ist Nickel gestern um 4% nach oben gesprungen. Zwischenzeitlich hatte es dabei die Marke von 11.000 USD je Tonne überwunden. Heute gibt der Preis allerdings bereits wieder einen Teil seiner Gewinne ab. Der Preisanstieg gestern erfolgte ohne nennenswerte Nachrichten. Daher könnten spekulative Käufe den Preis nach oben getrieben haben, nachdem sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Nickel in den letzten Wochen spürbar zurückgezogen hatten.

Neue Daten zur Marktpositionierung werden heute von der LME veröffentlicht. Wie die LME gestern berichtete, sind die Handelsumsätze im September spürbar angezogen. Für Aluminium, Kupfer, Nickel, Zink und Blei wurden im Futures-Handel die höchsten Umsätze bislang in diesem Jahr in einem Monat registriert. Bei Nickel wurde mit über 2,1 Mio. Kontrakten sogar das höchste Handelsvolumen überhaupt gemessen.

An der SHFE in Shanghai fällt der meistgehandelte Futures-Kontrakt für Betonstahl (Fälligkeit Januar) heute zeitweise um 4,5% und hat damit seine Gewinne von gestern mehr als wettgemacht. Nachrichten, wonach die Stahlproduktion im Umkreis der chinesischen Hauptstadt Peking gedrosselt wird oder bereits zurückgefahren wurde, um für den bevorstehenden Partei¬tag für bessere Luft zu sorgen, spielen offenbar keine Rolle. Der fallende Stahlpreis zieht den Eisenerzpreis mit nach unten, der erstmals seit drei Monaten wieder unter 60 USD je Tonne fällt.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT ist gestern um 1,7% auf ein 4-Wochentief von 436 US-Cents je Scheffel gefallen. Preisbelastend wirkt weiterhin das reichliche globale Angebot, insbesondere die hohen Ernten aus der Schwarzmeerregion. Um mit diesem Angebot zu konkurrieren, sind niedrigere Preise notwendig. Aus diesem Grund steht auch der EU-Weizenpreis an der Euronext in Paris unter Druck. Zudem haben sich die Wetterbedingungen in den Winterweizenanbaugebieten im Mittleren Westen der USA verbessert, was die derzeit laufende Aussaat erleichtert.

Das für Winterweizen vorteilhafte Wetter erschwert dagegen die Erntearbeiten bei Mais und Sojabohnen. Die Preise der beiden Agrarrohstoffe konnten sich zwar dem Abwärtssog von Weizen gestern nicht vollends entziehen, gaben aber deutlich weniger nach. Bei Sojabohnen kommt als zusätzlicher preisunterstützender Faktor die anhaltende Trockenheit in einigen brasilianischen Anbaugebieten hinzu, die die dortige Aussaat behindert.

Aufgrund des gestrigen US-Feiertages veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium USDA die wöchentlichen Daten zum Pflanzenzustand und Erntefortschritt in den USA erst heute. Am Donnerstag steht dann der USDA-Monatsbericht mit neuen Ernte- und Lagerbestandsschätzungen für die USA und weltweit im Kalender. Dort könnte es laut einer Reuters-Umfrage zu einer Aufwärtsrevision der Ertrags- und Ernteschätzungen für Mais und Sojabohnen in den USA kommen.

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