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Gold und Silber als Spielball der Großbanken? Die Widerlegung der Manipulationstheorie

12.10.2017  |  Dr. Keith Weiner
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Was auch immer am Silbermarkt vor sich geht - ich würde jederzeit eine Unze reines Gold gegen einen gammligen Dollarschein setzen, dass keine Bank der Welt einen Betrug derartigen Ausmaßes begeht und Handelsverluste als Gewinne ausweist. Der Grund dafür, dass JP Morgan nie einen Verlust gemacht hat, und die Antwort auf die anderen drei Punkte ist denkbar einfach: Die Banken sind keine Spekulanten, sondern Arbitrageure. Im Folgenden möchte ich einen kurzen Überblick über meine Markttheorie geben. Am Ende des Artikels wird klar sein, wie ich zu dieser Schlussfolgerung komme.

Beginnen wir zunächst mit einigen simplen Fakten, die nicht strittig sein sollten. Die Marktteilnehmer kaufen und verkaufen physisches Metall am Spotmarkt und kaufen und verkaufen Kontrakte am Terminmarkt. Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Märkte mit unterschiedlichen Preisen. Am 3. Oktober sahen die Preise beispielsweise so aus:

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Jeder, der physisches Silber kaufen will, bezahlt 16,703 $ je Unze (ohne Berücksichtigung von Produktaufschlägen und Lieferkosten). Der Verkäufer erhält 16,684 $. Der Spread (die Geld-Brief-Spanne) beträgt 1,9 Cent. Wenn Sie dagegen Ihren Futures-Broker anrufen, um Terminkontrakte zu kaufen, bezahlen Sie 16,71 $ (ohne Berücksichtigung von Provisionen und Gebühren). Wenn Sie Ihre Futures verkaufen, erhalten Sie 16,705 $ je Kontrakt. Der Spread beträgt hier nur einen halben Cent, d. h. er ist deutlich geringer als am Spotmarkt.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten jedes Mal 1,9 Cent verdienen, wenn jemand Silber verkauft und ein anderer es kauft. Oder Sie könnten jedes Mal einen halben Cent verdienen, wenn Silberfutures gehandelt werden. Der Gewinn je Unze ist an den Terminmärkten geringer, aber ein Kontrakt repräsentiert 5.000 Unzen und viele Trader handeln fünf oder mehr Kontrakte auf einmal.

Wenn Sie sich auf solche Geschäfte konzentrieren, interessieren Sie sich nicht für den Preis des Edelmetalls, sondern für den Spread. Es wäre ihnen völlig egal, ob Silber auf 50 $ steigt oder auf 5 $ fällt. Sie verdienen immer dann Geld, wenn ein Trader kauft und ein anderer verkauft. Sie sind in diesem Fall kein Spekulant, sondern ein Marktmacher. Sie versuchen nicht, mit der Achterbahnfahrt der Kurse einen Gewinn zu erzielen, sondern generieren ein stetiges, wenn auch langweiliges Einkommen.

Bisher haben wir das "Market Making" nur an einem Markt betrachtet. Es funktioniert jedoch auch übergreifend an beiden Märkten. Nehmen wir z. B. an, jemand möchte einen Silberterminkontrakt kaufen. Dann könnten Sie als Bank Silber am Spotmarkt für 16,684 $ kaufen, ihm ein Silberfuture für 16,71 $ verkaufen und einen Gewinn von 1,6 Cent verbuchen. Diese Strategie wird als Carry-Trade bezeichnet. Der Marktmacher kauft das Metall und lagert es, bis laut Kontrakt die Auslieferung erfolgt. Dabei verdient er 1,6 Cent je Unze mit einem Trade, der nur rund zwei Monate dauert. 1,6 Cent sind ca. 0,1% des Preises. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet beträgt der Gewinn 0,6%.

Im Moment ist das keine sonderlich attraktive Option, weil der 2-Monats-LIBOR für US-Dollar derzeit bei 1,27% liegt. Nichtsdestotrotz lässt sich mit Carry-Trades an den Metallmärkten normalerweise ein Gewinn erzielen. Dieser Gewinn ist die Basis. Einen täglich aktualisierten Chart der Gold-Basis und der Silber-Basis finden Sie auf unserer Webseite.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Arbitragemöglichkeiten. Statt die Lagerkosten zu tragen, kann das Edelmetall beispielsweise verliehen werden. (Das würde natürlich die Lagerhausstatistiken der COMEX verzerren, denn dann wäre das Metall prinzipiell vorhanden, befindet sich jedoch gerade nicht im Lagerhaus der Terminbörse.) Warum sollte eine Bank überhaupt Edelmetalle verleihen? Selbstverständlich um ihren Profit zu erhöhen. Dabei geht sie folgendermaßen vor:

1. Dollars leihen
2. Mit der Basis einen Gewinn erzielen:
• physisches Silber kaufen
• Silberfutures verkaufen
3. Das Silber für die Dauer des Trades verleihen

Diese Transaktionen laufen gleichzeitig ab, um sicherzustellen, dass die Bank einen zuvor bekannten Gewinn verbucht. Der Profit dieser Art des Carry-Trades lässt sich also wie folgt berechnen:

Basis + Lease Rate – Zinssatz

Für dieses Beispiel wollen wir uns einen späteren Liefermonat anschauen, denn die Dezember-Futures sind aktuell kaum noch profitabel. Nehmen wir also einen März-Kontrakt. Eine Bank kann sich am Interbankenmarkt Geld leihen, d. h. wir verwenden den Referenzzinssatz LIBOR. Dieser liegt bei 1,5% für das Leihen von US-Dollars über einen Zeitraum von sechs Monaten. Das sind die Kosten für diesen Trade. Die Silber-Basis für den Liefermonat März beträgt aktuell rund 1,2%. Sie ist der erste Teil der durch den Trade erzielten Einnahmen. Der andere Teil ist die Lease Rate, d. h. der Zinssatz zu dem die Bank das Edelmetall verleihen kann. Für Silber beträgt die Lease Rate derzeit ca. 0,5%. Der Gewinn, den die Bank in unserem Beispiel macht, ergibt sich also folgendermaßen:

1,2% + 0,5% – 1.5% = 0,2%


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