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WTI steigt auf 2¼-Jahreshoch

22.11.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis steigt am Morgen um fast 2% auf 58 USD je Barrel und damit auf das höchste Niveau seit Juli 2015. Brent legt zwar ebenfalls auf gut 63 USD je Barrel zu, allerdings fällt der Preisanstieg bei Brent nur halb so stark aus. Die WTI-Terminkurve ist inzwischen ab dem dritten Terminkontrakt in Backwardation. Zwischen dem ersten und zweiten Terminkontrakt gibt es praktisch keinen Preisunterschied mehr. Diese Entwicklung und die bessere Preisentwicklung gegenüber Brent erklärt sich mit der Schließung einer Ölpipeline in den USA aufgrund eines aufgetretenen Lecks (siehe TagesInfo Rohstoffe vom Montag). Diese transportiert 590 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag von den kanadischen Ölsandfeldern in den Mittleren Westen der USA.

Der Pipeline-Betreiber TransCanada hat verlauten lassen, seine Lieferungen bis Ende November um 85% zu reduzieren. Die geringeren Importe sprechen ceteris paribus für einen Lagerabbau in den USA um 5-6 Mio. Barrel. Das API berichtete bereits für die letzte Woche einen überraschend kräftigen Rückgang der US-Rohölvorräte um 6,4 Mio. Barrel. Auch hier waren gesunkene Importe ein Grund.

Die o.g. Pipeline-Schließung dürfte dabei aber noch keine Rolle gespielt haben. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Hier dürfte neben der Lagerentwicklung auch die US-Rohölproduktion im Fokus stehen. Diese lag in der letzten Berichtswoche bereits auf einem Rekordniveau von gut 9,6 Mio. Barrel pro Tag. Ein weiterer Produktionsanstieg könnte den Höhenflug der Ölpreise stoppen. Eine deutlichere Preiskorrektur dürfte erst nach der OPEC-Sitzung am 30. November einsetzen.


Edelmetalle

Der World Platinum Investment Council (WPIC) sieht in seinem gestern veröffentlichten Quartalsbericht am globalen Platinmarkt in diesem Jahr entgegen vielen anderen Marktbeobachtern ein Angebotsdefizit von 15 Tsd. Unzen. Dieses soll sich im nächsten Jahr deutlich auf 275 Tsd. Unzen ausweiten, womit der Platinmarkt mindestens seit sechs Jahren im Defizit wäre. Die Nachfrage insgesamt soll laut WPIC 2018 um 2% auf 8,03 Mio. Unzen steigen, obwohl die Nachfrage aus der Automobilindustrie für Katalysatoren weiter zurückgehen dürfte.

Allerdings gebe es einzelne Hinweise, dass US- und europäische Autohersteller erwägen, in Benzinkatalysatoren stärker Platin einzusetzen. Überkompensiert wird die rückläufige Automobilnachfrage durch eine stärkere industrielle Nachfrage außerhalb des Automobilsektors, insbesondere in der Chemie- und Glasindustrie (+9%). Die Schmucknachfrage soll erstmals seit vier Jahren wieder zulegen (+3%), wobei für Indien erneut ein zweistelliges Wachstum erwartet wird und der Rückgang in China gestoppt werden soll.

Im Gegensatz zur höheren Nachfrage soll Angaben des WPIC zufolge die Platinproduktion 2018 um 1% auf 7,76 Mio. Unzen sinken. Dies ist auf Südafrika zurückzuführen, wo sich Minenschließungen entsprechend negativ auswirken. Auf den Platinpreis hatte der Bericht gestern Morgen keine Auswirkungen. Platin ist am Nachmittag um etwa 10 USD im Einklang mit den anderen Edelmetallen gestiegen und notiert heute Morgen bei 935 USD je Feinunze.

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Industriemetalle

Angefacht durch deutlich steigende Aktienmärkte - der S&P 500 und der Dow Jones Industrial Average schlossen auf neuen Rekordhochs - sowie einem etwas schwächeren US-Dollar legten die Industriemetallpreise gestern zwischenzeitlich stark zu. Zwar haben sie zum Handelsende einen Teil ihrer Gewinne wieder abgegeben, heute Morgen geht es aber zumeist erneut nach oben.

Wie die International Nickel Study Group (INSG) am Montag berichtete, wies der globale Nickelmarkt in den ersten drei Quartalen des Jahres ein Angebotsdefizit von 54,3 Tsd. Tonnen auf. Dieses war etwas größer als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr erwartet die INSG ein Defizit von fast 100 Tsd. Tonnen, was eine enorme Unterdeckung im vierten Quartal impliziert. Zuletzt gab es jedoch vermehrt Nachrichten, die auf ein höheres Angebot (vor allem aus Indonesien) und eine verhaltene Nachfrage aus der Edelstahlindustrie hindeuten.

Am globalen Kupfermarkt blieb gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) das Angebot in den ersten acht Monaten des Jahres auf saisonbereinigter Basis um 47 Tsd. Tonnen hinter der Nachfrage zurück. Zur gleichen Zeit im Vorjahr war das Angebotsdefizit dreimal so groß.

Für den Kupfermarkt gilt im Wesentlichen dasselbe wie für den Nickelmarkt. Das Defizit im Gesamtjahr soll sich laut ICSG auf rund 150 Tsd. Tonnen belaufen, bevor es im nächsten Jahr deutlich schrumpft. Vor allem angesichts der aktuell guten Verfügbarkeit von Kupferschrott ist die Einschätzung eines hohen Defizits in diesem Jahr unseres Erachtens zu pessimistisch.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis erhielt gestern leichten Aufwind durch die Meldung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA vom Montagabend, wonach nur noch 52% der US-Winter-weizenpflanzen in einem guten oder sehr guten Zustand sind. In der Vorwoche waren es noch 54% gewesen, zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr 58%. Weitere Unsicherheit in den Markt bringt die erst jetzt publik gemachte Information, dass Ende September eine stark erhöhte Menge des radioaktiven Elements Ruthenium-106 in den Bergen des Ural gemessen wurde.

Die Hintergründe sind noch unklar. Eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit bestand angeblich nicht. Russland ist weltgrößter Weizenexporteur. Bei den hohen Netto-Short-Positionen können solche Meldungen für Umschichtungen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer sorgen.

Das USDA meldete ebenso, dass die US-Sojabohnenernte sich ihrem Ende nähert, 96% der Felder sind bereits abgeerntet. Bei Mais sind es derzeit 90%, der niedrigste Wert zu diesem Zeitpunkt seit drei Jahren. Regen und Kälte hatten in den letzten Wochen die Trocknung der Maispflanzen auf dem Feld erschwert. Wird der Mais noch feucht geerntet, kann er nur kurz gelagert werden, da er sonst verfault oder teuer getrocknet werden muss. Dies verursacht weitere Kosten, nachdem wegen der Aussicht auf eine rekordhohe US-Sojabohnenernte und die zweitgrößte Maisernte aller Zeiten bereits die Preise für Lagerung und Transport gestiegen sind.



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