Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Absurditäten

27.11.2017  |  Klaus Singer
Der S&P500 hat in der letzten Woche die Psycho-Marke von 2.600 erreicht und leicht überschritten. Nichts scheint diesen Stellvertreter und Leitwolf für die Aktienbörsen weltweit bremsen zu können. Er hat sich damit seit 1988 mehr als verzehnfacht.

Der folgende Chart zeigt den Rekordlauf eindrucksvoll. Zwischen dem ersten Quartal 2015 und dem dritten Quartal 2016 schien es so, als bildete der Index ein Topp aus. Doch dann wurde Trump zum US-Präsidenten gewählt, der Index brach durch den Widerstandspegel bei rund 2100 und konnte seitdem um weitere rund 25% zulegen. Er befindet sich in einer Phase, die ich technisch dem "spekulativen Exzess" der Dow-Theorie zuordne.

In dieser nach Dow dritten Phase eines bullischen Primär-Trends wuchert die Spekulation, Kurse werden v.a. von Hoffnungen und Erwartungen getrieben. Immer mehr uninfomierte Anleger steigen ein. Das "Smart Money" der ersten Stunde verkauft hingegen nach und nach, weswegen aus dieser Sicht auch von einer Distributionsphase gesprochen wird.

Große professionelle Anleger reiten solche Phasen noch weiter, wenn auch mit abnehmender Überzeugung. In Anlehnung an die Physik spricht Dow vom Beharrungsvermögen, bzw. von Massenträgheit der Indizes. Die Wahrscheinlichkeit spricht zunächst dafür, dass sich der etablierte Trend fortsetzt.

Solche Phasen sind aber auch von zunehmenden Absurditäten und Extremen begleitet. Diese werden zunächst geflissentlich übersehen. Die Medien sind darauf fokussiert, dass sich alles nach außen rosig darstellt und unterstützen so die eingeschlagene Richtung. Oft taucht dann auch das Argument auf, dieses Mal sei alles anders und man müsse sich auf neue Zeiten einstellen.

Absurditäten bleiben jedoch was sie sind. Und es macht immer wieder einmal Sinn, sich ein paar davon vor Augen zu führen. Über das erreichte hohe Bewertungsniveau wurde oft genug berichtet - siehe z.B. zuletzt hier.

Eine weitere Absurdität stellt sich im folgenden Chart dar (h/t John Mauldin - Chart von Michael Lebowitz, 720Global). Er zeigt, wie gleichförmig sich der S&P500 und die Bilanz der Fed ab 2009 entwickelt haben. Als die QE-Maßnahmen der Fed stoppten, lief auch der S&P500 eine zeitlang seitwärts und schien ein Topp auszubilden (s.o.).

Open in new window
Chartquelle: www.mauldineconomics.com


Dann kam Trump - und der Gleichlauf zwischen der Fed-Bilanz und dem Aktienindex war Geschichte. Jetzt hat die Fed Maßnahmen eingeleitet, um ihre Bilanz zu verkürzen - per 2021 etwa auf die Hälfte (so zumindest der Plan). Der offensichtliche Gleichlauf zwischen Aktienkurs und Fed-Bilanz bis 2016 legt nahe, dass es zwischen beiden eine kausale Verbindung gibt (auch wenn streng genommen daraus keine Ursache-Wirkungsbeziehung abgeleitet werden kann). Es liegt nahe, dass die Geldflut irgendwo landen musste - wenn nicht in der weiterhin nicht gerade überschäumenden Realwirtschaft, dann eben in den Assets der Finanzwirtschaft.

Dieser Zusammenhang scheint seit "Trump" aufgelöst. Besteht die Verbindung zwischen Liquidität und Aktienkursen jedoch letztlich fort, wovon auszugehen ist, könnte der S&P500 in den kommenden Jahren um 50% fallen. Aber vielleicht kommt alles anders und die Fed wird ab einem bestimmten Punkt erneut die Geldschleusen aufreißen. Auffallend ist, dass die Geldbasis in den zurückliegenden Monaten wieder expandiert.

Seit "Trump" sind die Renditen von US-Junk-Bonds deutlich gesunken. Mitte November 2016 hatten sie bei 6,9% gelegen, aktuell kommen sie auf 5,8%. Gleichzeitig strebt der S&P500 weiter nach oben - seit Ende März reißt das Krokodil sein Maul auf, wie es so schön heißt. Der Cashbetrag, der den Markt-Machern in diesem Segment zur Verfügung steht, ist sehr gering und so haben sie nur wenig Möglichkeiten, den Markt zu stabilisieren, wenn ein Kurseinbruch kommt. Sie sind dann sehr schnell gezwungen, zu verkaufen - mit großen Abschlägen und der Gefahr, dass es zu einer Lawine kommt. Geierfonds stehen bereit, wenn das Krokodil zuschnappt.

Open in new window
Chartquelle: https://fred.stlouisfed.org/series/BAMLH0A0HYM2EY#0



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"