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Korrektur bei den Industriemetallen

28.11.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis fiel gestern zeitweise um mehr als 2% und ging letztlich mit einem Minus von 1,4% aus dem Handel. In der Nacht setzte sich der Preisrückgang fort. WTI fiel im Zuge dessen unter 58 USD je Barrel. Brent beendete den Handel gestern dagegen weitgehend unverändert bei knapp 64 USD je Barrel. Während Brent von der Erwartung einer Verlängerung der Produktionskürzungen bei der OPEC-Sitzung an diesem Donnerstag unterstützt wird, gerät WTI aufgrund der Wiederinbetriebnahme der Keystone-Pipeline in den USA unter Druck. Die zuständige Behörde hat dem Pipelinebetreiber TransCanada gestern die Genehmigung dazu erteilt.

Die Pipeline transportiert täglich 590 Tsd. Barrel Rohöl von den kanadischen Ölsandfeldern in Alberta in den Mittleren Westen der USA. TransCanada wollte aber keine Angabe dazu machen, wann die Pipeline wieder ihre Normalkapazität erreichen wird. Die Schließung der Pipeline aufgrund eines Lecks hatte den WTI-Preis in der letzten Woche aufgrund des zu erwartenden deutlichen Lagerabbaus in Cushing deutlich steigen lassen. Diese Prämie wird nun wieder ausgepreist.

Eine weitere Folge davon ist, dass die WTI-Terminkurve am vorderen Ende wieder ansteigend ist, nachdem sie in der letzten Woche vollständig in Backwardation war. Sowohl bei Brent als auch bei WTI kam es in der Woche zum 21. November zu einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen. Da die Preise seither gestiegen sind, dürften auch die Netto-Long-Positionen inzwischen wieder ausgeweitet worden sein. Bei Brent liegen sie weiterhin nur knapp unter einem Rekordniveau. Wir sehen deshalb das Risiko einer Korrektur, sollte die OPEC die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen.


Edelmetalle

Gold handelte gestern zeitweise wieder bei 1.300 USD je Feinunze. Es wurde durch den schwächeren US-Dollar und fallende Aktienmärkte unterstützt. Gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde hat China im Oktober aus Hongkong netto 46,5 Tonnen Gold importiert. Dies war zwar 56% mehr als im äußerst schwachen Vormonat, der den niedrigsten Wert seit gut drei Jahren darstellte. Im Vergleich zum Vorjahr waren die Importe aber 24% niedriger. Auch fielen sie unterdurchschnittlich aus, wenn man dieses Jahr betrachtet. Von Januar bis Oktober lagen die Netto-Goldimporte Chinas aus Hongkong mit 561,4 Tonnen knapp 108 Tonnen unter dem vergleichbaren Niveau des Vorjahres.

Der geringere Importbedarf dürfte auf die fehlenden Käufe der Zentralbank zurückzuführen sein. Die chinesische Zentralbank hat eigenen Angaben zufolge in den letzten zwölf Monaten kein Gold gekauft.

Im Fahrwasser von Gold legten zwischenzeitlich auch die anderen Edelmetalle zu. Bei Silber blieben am Handelsende allerdings keine Gewinne mehr übrig. Es hält sich nur noch knapp über der Marke von 17 USD je Feinunze. Platin verteuerte sich auf 950 USD je Feinunze und handelt damit in unmittelbarer Nähe der charttechnisch wichtigen 100- und 200-Tage-Linien. Ein nachhaltiges Überschreiten dieser Linien könnte zu technischen Anschlusskäufen führen.

Palladium schloss wieder oberhalb von 1.000 USD je Feinunze. Die spekulativen Finanzinvestoren haben ihre Positionierung in der Woche zum 21. November gemäß CFTC-Statistik bei allen vier Edelmetallen kaum verändert.

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Industriemetalle

Die gestern begonnene Korrekturbewegung an den Industriemetallmärkten setzt sich heute Morgen an der LME in London fort. An der SHFE in Shanghai nimmt sie sogar Fahrt auf. Dort verliert Nickel zwischenzeitlich 4,6%. Zink, Aluminium und Kupfer waren zeitweise (mehr als) 2% im Minus. Unter den Marktteilnehmern machen sich offenbar Sorgen über China breit. Die Regierung in Peking hatte letzte Woche vor einer möglichen Blase an den Aktienmärkten gewarnt und hat Maßnahmen zur Reduzierung der Finanzmarktrisiken ergriffen. Dies hat auch dazu geführt, dass die Zinsen in China weiter gestiegen sind, was anscheinend auch als Warnsignal für eine knappere Liquidität aufgefasst wird.

Neben der großen Menge Zink (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) hat China im Oktober auch viel Blei importiert. Gemäß Daten der Zollbehörde beliefen sich die Einfuhren von Bleiraffinade auf 12,7 Tsd. Tonnen. Im Vorjahresmonat waren es lediglich 20 Tonnen. Laut Aussagen von Metal Bulletin gab es im letzten Monat gute Arbitragemöglichkeiten. Von Januar bis Oktober summieren sich die Bleiimporte auf 75,7 Tsd. Tonnen, nach 241 Tonnen im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

China wird 2017 aller Voraussicht nach erstmals seit fünf Jahren wieder Netto-Importeur von Blei sein, und dass, obwohl das Land selbst viel Blei produziert. Die Einfuhren von Bleikonzentrat lagen wieder bei über 100 Tsd. Tonnen, obwohl China seit September im Rahmen einer UN-Resolution kein Bleikonzentrat mehr aus Nordkorea importiert. Offenbar hat China eine alternative Quelle für das Material aus Nordkorea gefunden.


Agrarrohstoffe

Mit den Analysten von Sucden wird die Gruppe derer größer, die am internationalen Kaffeemarkt für 2017/18 die Rückkehr zu einem Defizit prognostizieren. Zu dem Defizit kommt es laut Sucden, weil andere Länder den Produktionsrückgang in Brasilien - wo die Ernte bereits beendet ist - nicht ausgleichen können. Sucden liegt mit 3,6 Mio. Sack zwar im oberen Bereich der Defizitschätzungen, dürfte den Markt damit aber nicht aufschrecken.

So prognostiziert Sucden für die brasilianische Produktion 2018/19 rekordhohe 60-62 Mio. Sack, was bis zu 23% über der letzten Erntemenge liegen würde. Zuvor hatten einige Beobachter die Hoffnung auf eine derartige Größenordnung aufgegeben, nachdem es lange zu wenig geregnet hatte. Dies ist Wasser auf die Mühlen der Bären am Kaffeemarkt. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer halten bei Arabica-Kaffee bereits rekordhohe Netto-Short-Positionen.

In Brasilien steigt der Anteil des Zuckerrohrs, der der Ethanolherstellung zugeführt wird, weiter. Benzin hat sich in Brasilien seit Juli um über 20% verteuert. Für die große Flotte an Flex-Fuel-Fahrzeugen ist es daher attraktiv, an der Tankstelle vermehrt auf Ethanol umzusteigen. Die Verarbeiter reagieren mit einer Angebotsausweitung auf die steigende Nachfrage. In den beiden letzten Berichtswochen betrug daher der Anteil des Zuckerrohrs, aus dem Zucker hergestellt wurde, nur noch 42,5%, nach 48% im Vorjahr und 47,4% im Durchschnitt der bisherigen Saison.



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