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Ausblick 2018: Gold gibt den Takt an

09.12.2017  |  Eugen Weinberg
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Etwas optimistischer ist der WGC für die diesjährige Goldnachfrage in China mit 850-950 Tonnen. Vor drei Jahren lag sie aber noch bei 1.000 Tonnen, 2013 sogar bei 1.350 Tonnen. Die Nachfrage nach Goldschmuck ist seit 2014 rückläufig, während die Nachfrage nach Münzen und Barren seit 2015 steigt (Grafik 4). Hintergrund ist eine Änderung der Nachfragepräferenzen der chinesischen Haushalte. Statt purem Gold kaufen die Chinesen lieber Schmuck mit niedrigerem Goldgehalt. Um bessere Margen zu erzielen, bieten die Schmuckhersteller zudem verstärkt Produkte mit besserem Design an. Diese enthalten ebenfalls weniger pures Gold als herkömmlicher Goldschmuck.

Die Nachfrage nach Münzen und Barren profitiert hingegen von der Sorge der chinesischen Konsumenten vor Kaufkraftverlust durch Währungsabwertung und Inflation. Das behördliche Vorgehen gegen das Schattenbankensystem und gegen Überhitzungstendenzen am Immobilienmarkt dürfte außerdem für eine höhere Nachfrage der privaten Haushalte nach Gold als sichere Anlage sorgen. Auch der Höhenflug der Kryptowährung Bitcoin in diesem Jahr ist maßgeblich auf diese Personengruppe zurückzuführen.

Der Rückgang bei Goldschmuck scheint allerdings auszulaufen, was bei weiter steigender Nachfrage nach Münzen und Barren für einen Anstieg der gesamten Konsumentennachfrage spricht. Zwar liegen die chinesischen Netto-Goldimporte aus Hongkong nach 10 Monaten in diesem Jahr 16% unter dem Vorjahresniveau (Grafik 18). Dieser Rückgang dürfte die Stärke der Konsumentennachfrage aber nicht korrekt widerspiegeln, sondern ist auf die Kaufabstinenz der chinesischen Zentralbank in diesem Jahr zurückzuführen. Da das in China geförderte Gold nicht mehr von der Zentralbank aufgekauft wird, sinkt der Importbedarf.

Die physische Goldnachfrage im Westen ist in diesem Jahr ebenfalls rückläufig, wofür insbesondere eine sehr verhaltene Münzen- und Barrennachfrage in den USA verantwortlich zeichnet. Diese ist nicht mal halb so hoch wie im Vorjahr und so niedrig wie zuletzt 2007 (Grafik 5). Die Zinserhöhungen der US-Notenbank, der hohe Risikoappetit und der anhaltende Höhenflug der US-Aktienmärkte reduzierten das Kaufinteresse für Barren und Münzen in den USA spürbar.

Ob dies auch 2018 so sein wird, hängt maßgeblich von der US-Steuerreform ab. Kommt diese, bleiben Goldmünzen und -barren in den USA wahrscheinlich wenig gefragt. Denn dann dürften die US-Aktienmärkte weiter zulegen und die Fed die Zinsen möglicherweise stärker anheben. Kommt die Steuerreform hingegen nicht oder nur in stark abgeschwächter Form, könnte die dann zu erwartende Korrektur an den Aktienmärkten die Goldnachfrage anschieben. Zudem dürfte sich dann auch die US-Notenbank mit weiteren Zinserhöhungen mehr Zeit lassen.

Eine robuste Goldnachfrage in Deutschland konnte die Nachfrageschwäche in den USA in diesem Jahr nur teilweise wettmachen. Zumindest Deutschland dürfte auch 2018 aufgrund der weiterhin deutlich negativen Realzinsen und der damit einhergehenden Verluste der Sparer eine hohe Nachfrage nach Münzen und Barren sehen. Die zahlreichen politischen Risiken in Europa sprechen auch in anderen europäischen Ländern für eine solide Goldnachfrage.

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Die Gold-ETFs dürften 2017 zwar das zweite Jahr in Folge Netto-Zuflüsse verzeichnen. Bis Ende November belaufen sich diese auf knapp 230 Tonnen. Der Großteil davon erfolgte in der ersten Jahreshälfte. Seit Ende September haben die ETF-Anleger per Saldo kaum noch Gold gekauft (Grafik 6). Die Netto-Käufe von 470 Tonnen aus dem Vorjahr dürften somit kaum erreicht werden. Auch bei den Gold-ETFs lässt sich eine unterschiedliche regionale Entwicklung feststellen.

Die stärksten Netto-Zuflüsse verzeichneten die in Deutschland gelisteten ETFs. Der in den USA gelistete weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete dagegen nur geringe Netto-Zuflüsse. Die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren und die niedrigen Realzinsen sprechen auch 2018 für Netto-Zuflüsse in die Gold-ETFs. Wie stark diese ausfallen, hängt im hohen Maße von der Frage ab, ob der Höhenflug der Aktienmärkte anhält oder eine Korrektur erfolgt. Letztere könnte bei einem Scheitern der Steuerreformpläne in den USA, einer Eintrübung der globalen Konjunkturaussichten oder einer Zuspitzung der (geo-)politischen Risiken einsetzen.

Die Zentralbanken haben in diesem Jahr deutlich weniger Gold gekauft. Metals Focus schätzt, dass die Netto-Käufe 2017 auf ein 7-Jahrestief von 370 Tonnen fallen werden. 2013 waren es noch fast 650 Tonnen (Grafik 7). Auffällig ist, dass die chinesische Zentralbank seit einem Jahr keinen Goldkauf mehr gemeldet hat. Die russische Zentralbank ist nach zehn Monaten für mehr als die Hälfte der gesamten Zentralbankkäufe in diesem Jahr verantwortlich. Die Staatspleite Venezuelas könnte dazu führen, dass die von der Zentralbank als Sicherheit für Kredite zur Verfügung gestellten Goldreserven von den beteiligten Investmentbanken verkauft werden.

2015 und 2016 sind die offiziellen Goldbestände Venezuelas laut WGC um gut 170 Tonnen geschrumpft, was der für die Swapgeschäfte eingesetzten Menge Gold entsprechen dürfte. Abgesehen von diesem Sonderfall spricht allerdings Vieles dafür, dass die Zentralbanken auch im nächsten Jahr Netto-Käufer bleiben werden. Neben Russland sollte auch China wieder als Käufer an den Markt zurückkommen. Auch die Zentralbanken anderer Schwellenländer wie die Türkei und Kasachstan dürften ihre Goldreserven weiter aufstocken.

Das Umfeld für Gold bleibt auch 2018 konstruktiv. Die Zentralbanken steigen zwar allmählich aus ihrer ultra-lockeren Geldpolitik aus, sind aber noch immer weit davon entfernt, restriktiv zu werden. Eine weitere moderate Anhebung der Leitzinsen steht lediglich in den USA auf der Agenda. In Europa ist damit auch im nächsten Jahr nicht zu rechnen. Dies dürfte die Realzinsen auf einem niedrigen und teilweise negativen Niveau halten. Die Opportunitätskosten der Goldhaltung sind somit weiterhin nahe Null bis negativ, was für eine stärkere Investmentnachfrage im Westen spricht.


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