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Stärkster Abbau der US-Rohölvorräte seit 15 Jahren

05.01.2018  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt bei knapp 68 USD je Barrel in Schlagdistanz zum gestern verzeichneten 2½-Jahreshoch. Gleiches gilt für WTI mit knapp 62 USD je Barrel. Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 7,4 Mio. Barrel gesunken. Damit fiel der Rückgang stärker aus als am Vortag vom API berichtet. Hauptverantwortlich hierfür war eine deutlich gestiegene Rohölverarbeitung, die fast das Rekordniveau vom August 2017 erreichte. Um Steuern zu sparen, besteht für die US-Raffinerien am Jahresende der Anreiz, mehr Rohöl zu verarbeiten.

Als Folge stiegen die Benzinbestände um 4,8 Mio. Barrel, die Destillatebestände sogar um 8,9 Mio. Barrel. Somit kam es lediglich zu einer Verlagerung der Bestände von Rohöl zu Ölprodukten. Entsprechend verhalten fiel auch die Preisreaktion bei Rohöl aus, während die Preise für Ölprodukte unter Druck gerieten. Die Prognose anhaltend eisiger Temperaturen im Nordosten der USA sollte die Crackspreads für Heizöl/Diesel wieder steigen lassen.

Aktuell ist Heizöl in den USA wegen der extremen Temperaturunterschiede zu Europa ca. 5 USD je Barrel teurer als Gasöl in Europa. Dies erklärt auch, warum derzeit Mitteldestillate von Europa in die USA geliefert werden und nicht wie sonst üblich umgekehrt. Der Abbau der Rohölvorräte in den USA ist inzwischen weit vorangekommen. Vom Rekordhoch Ende März 2017 sind sie um 111 Mio. Barrel gesunken und liegen inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit September 2015. Der Lagerabbau im vierten Quartal war mit 40 Mio. Barrel sogar der stärkste seit 15 Jahren.

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Edelmetalle

Gold hat gestern die Verluste des Vortages wieder wettgemacht und ist zeitweise auf 1.326 USD je Feinunze gestiegen, den höchsten Wert seit Mitte September. Es profitierte dabei vom schwachen US-Dollar, der trotz guter ADP-Daten zum US-Arbeitsmarkt abwertete. Heute Nachmittag wird die offizielle Arbeitsmarktstatistik für Dezember veröffentlicht. Diese könnte für weitere Bewegung sowohl beim EUR-USD-Wechselkurs als auch beim Goldpreis sorgen.

Palladium stach gestern einmal mehr unter den Edelmetallen hervor und ist erstmals über die Marke von 1.100 USD je Feinunze gestiegen. Es hat damit zugleich die moderaten Verluste von vorgestern mehr als wettgemacht. Das hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendete Edelmetall wurde somit auch nach der Veröffentlichung der Fahrzeugabätze in den USA weiter gekauft. Die saisonbereinigte und annualisierte Verkaufsrate lag im Dezember gemäß Daten der Ward’s Automotive Group bei 17,76 Mio. Fahrzeugen und war damit höher als erwartet.

Besonderer Beliebtheit erfreuten sich einmal mehr Pickups und SUVs. Dieser Trend war schon das ganze Jahr über zu beobachten. Dennoch verzeichneten die US-Fahrzeugabsätze 2017 mit 17,13 Mio. Einheiten den ersten Rückgang seit acht Jahren, was auf schwache Verkäufe von Limousinen zurückzuführen ist. Für 2018 erwartet der Konsens einen weiteren Rückgang, da höhere Zinsen die Kauflaune bremsen sollte. Zudem stünden mehr gebrauchte SUVs zur Verfügung. Mehr Autos wurden dagegen letztes Jahr in Deutschland verkauft, wobei der Anteil der Dieselfahrzeuge deutlich gesunken ist.


Industriemetalle

Das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie hat mitgeteilt, dass im letzten Jahr das Ziel der Schließung von Stahlkapazitäten von 50 Mio. Tonnen übertroffen wurde. 2016 und 2017 wurden demnach zusammengenommen mehr als 115 Mio. Tonnen an jährlichen Produktionskapazitäten stillgelegt. Daher wird das Ziel, bis zu 150 Mio. Tonnen bis Ende 2020 zu schließen, auf Ende 2018 vorgezogen. In diesem Jahr dürfen zudem keine neuen Produktionskapazitäten in Betrieb gehen, es sei denn, es werden dafür andere aus dem Markt genommen.

Das Ministerium wird der Meldung zufolge außerdem die Nutzung der Elektroofentechnologie fördern, um so die Umweltverschmutzung einzudämmen. Hierfür wurde im letzten Jahr der Bau von zahlreichen Elektroöfen genehmigt - der Datenanbieter Platts beziffert die Menge auf 48,4 Mio. Tonnen p.a. -, die bis 2023 im gleichen Umfang traditionelle Hochöfen ersetzen sollen. Dies deutet perspektivisch auf eine geringere Nachfrage nach Eisenerz hin, da Stahl im Elektroofen hauptsächlich aus Stahlschrott hergestellt wird. Im Hochofen kommt dagegen überwiegend Eisenerz zum Einsatz.

Trotz der Kapazitätsstilllegungen dürfte die chinesische Stahlproduktion 2017 ein neues Rekordhoch erreicht haben, da die großen Hersteller ihre Stahlhütten stärker ausgelastet haben, um von den hohen Preisen zu profitieren. Für 2018 wird ein weiterer Anstieg erwartet.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT gab gestern leicht nach, steht aber dennoch vor dem dritten Wochengewinn in Folge. Hintergrund sind mögliche Frostschäden in den Winterweizenanbaugebieten im Mittleren Westen der USA. Denn während sich im Nordosten der USA der Schnee inzwischen meterhoch auftürmt, liegt in einigen US-Bundesstaaten zu wenig Schnee, der die Weizenpflanzen vor dem Frost schützen könnte. Dies gilt insbesondere für den wichtigsten Weizenanbaustaat Kansas.

Laut US-Landwirtschaftsministerium ist der Anteil der unter Trockenheit leidenden Flächen in der letzten Woche weiter gestiegen, was u.a. auf die Gebiete der südlichen Prärien, also auch Kansas, zurückzuführen war. Die Kältewelle dort soll zudem noch einige Tage andauern.

Das im Gegensatz dazu ungewöhnlich milde Wetter in Europa hat unterdessen die Schneedecken in der EU und Russland weitgehend abschmelzen lassen. Dies wiederum führt zu Sorgen, dass es im Falle eines Kälteeinbruchs zu Frostschäden bei den dortigen Winterweizenpflanzen kommen könnte. In der Folge ist der Weizenpreis in Paris auf 160 EUR je Tonne gestiegen, obwohl der Euro gestern gegenüber dem US-Dollar ein 4-Monatshoch erreichte. Anfang der Woche hatte EU-Weizen wegen der Wechselkursentwicklung noch ein 4-Monatstief von 158 EUR je Tonne verzeichnet.



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