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Im Interview: David Morgan

08.01.2018  |  Mike Gleason
- Seite 3 -
Mike Gleason: Auch nochmal beim Thema Kryptowährungen nachgehakt. In letzter Zeit war dort ein echter Boom zu beobachten. Ich denke, wir beide sehen auch Vorteile im Besitz von Bitcoin oder einer der Alternativen. Aber wir müssen uns dabei immer im Klaren sein, dass Digitalwährungen nicht als Ersatz für Gold und Silbereigentum gelten sollten. Beide Metalle haben sich als Geld schon bewiesen und sind geschichtlich schon immer Geld gewesen. Haben Sie vielleicht dazu Anmerkungen?

David Morgan: Gut, es gibt zwei Theorien zum Geld. Eine besagt, dass Geld das ist, was vom Staat dazu bestimmt wurde - also eine legale Fiktion; und natürlich könnte man auch argumentieren, dass es Salz sein könnte oder Kuhhäute oder Schafe oder was auch immer. Das wurde, geschichtlich betrachtet, auf jeden Fall schon alles ausprobiert, aber der eigentliche Knackpunkt ist, ob es sich dabei um eine legale Fiktion oder um Hartgeld handelt:

Geld ist etwas, das Wert an sich hat, und ich würde behaupten, dass Silber eigentlich mehr Wert hat als Gold, weil man es für medizinische Zwecke einsetzen kann, im Elektronikbereich, man kann es als Geld oder Tauschmittel nutzen - es leistet eigentlich mehr Dienste für jeden, der es besitzt als Gold. Doch ganz abgesehen davon, was ich von den beiden Metallen denke, so waren sie seit Beginn der Geschichtsschreibung vom freien Markt als Geld von Substanz auserwählt.

Um dieses Argument kommt man einfach nicht drum rum; sehen Sie, viele Menschen wurden einer Gehirnwäsche unterzogen, so dass sie glauben, Gold und Silber hätten heute einfach keinen Verwendungszweck mehr, sie wären eigentlich gar kein Geld mehr - und so weiter und so fort. Also: Die Vorstellung, dass sich etwas aus dem Nichts schöpfen lässt und dann Wert besitzt, wurde wieder und wieder getestet; diese Vorstellung war, wie gesagt, immer zum Scheitern verurteilt.

Zu den Kryptowährungen: Erstens habe ich überhaupt nichts gegen sie, ich habe sogar gerade erst einen Vortrag über sie gehalten. Ich sprach über Gold, Silber und die Blockchain. Natürlich habe ich in erster Linie Bitcoin erwähnt, weil er führend ist. Der Bitcoin ist ungewöhnlich... das müsste ich nochmal ausführen, Mike.

Erstens, um intellektuell ehrlich zu bleiben: Würde ein kuriertes Fiat-System in der Theorie funktionieren? Die Antwort lautet möglicherweise ja, um intellektuell ehrlich zu bleiben. Wenn es ein begrenztes Dollar-Angebot gäbe, und nur dann. Zudem dürfte dieses nur im Verhältnis zur Wirtschaft wachsen. Dann hätte man, in der Theorie, ein ziemlich gutes Papiersystem.

Allerdings ist dies nie der Fall gewesen. Wenn Goldstandard-Beckmesser Gold durch den Dreck ziehen, dann sagen sie wiederum, auch der Gold-Standard hätte nie funktioniert. Ok, ja und nein. Der Goldstandard würde funktionieren, weil es der Zweck des Goldes ist, dass das Geldangebot praktisch mit 2% jährlich wächst; wahrscheinlich würden das auch viele Linke mögen, weil es nachhaltiges Wachstum ist.

Und in einem realen, echten Wirtschaftssystem, das durch physische Wirklichkeiten gedeckt ist, und nicht durch eine Reihe von Fantasie-Derivaten, welche zur Zeit einfach unfassbar sind, dann hat man ein Wirtschaftssystem, in dem jeder Dollar über die Zeit auch immer wertvoller wird. Aber dort sind wir eben nicht.

Wir befinden uns in einer Situation, wo das System auf eine Herausforderung trifft, und diese Herausforderung ist nicht in erster Linie Gold oder Silber; die Hauptherausforderung geht von den Kryptowährungen aus.

Bitcoin ist ganz offensichtlich der Marktführer unter den aktuell 750 verschiedenen Kryptowährungen - die Situation ist ähnlich wie beim Platzen der Technologieblase, wo viele jener Domain-Namen für sehr kurze Zeit riesige Börsenbewertungen bekamen und die Leute in Strömen Aktien kauften. Und davon blieben uns Yahoo.com, Amazon ist der große Führer. Sicher gab es damals auch Unternehmen, die es richtig drauf hatten und die den Test der Zeit überstanden. Auf der anderen Seite verschwanden sehr viele dieser verrufenen spekulativen Wertpapiere dann wieder ganz schnell.

Ich denke, dasselbe wird auch bei den Kryptowährungen passieren. Ja, ich glaube, dass einige von ihnen bleiben werden; Ethereum ist meiner Meinung nach kein richtiger Coin, eher eine Plattform. Ich glaube, kaum jemand versteht wirklich das Potential dieser Währungen. Ich denke, ich bin ihnen günstig gestimmt. Gegen Bitcoin lässt sich schwerlich argumentieren, ich meine, die Märkte stimmen doch tatsächlich sehr stark für ihn ab. Dash ist eine interessante. Ich kenne sie mit Sicherheit nicht alle. Ich behaupte auch nicht, Experte zu sein.

Eine Sache, wo ich aber wirklich Bedenken habe, ist das Thema Sicherheit. Und auf meiner Rede vor kurzem in Vancouver habe ich dieses Hauptbedenken auch geäußert. Natürlich gab es da Gegenwind von einigen Leuten, die mir sagten, man können sein Konto nehmen, es auf ein Stück Papier schreiben und unter seinem Schreibtisch verstecken oder so. Ich kapiere es ja. Aber schon jetzt hat es Sicherheitsprobleme mit Bitcoins gegeben und viele Menschen würde es aus diesem Grund nicht machen.

Nur weil es potentiell sehr sicher sein kann, heißt das ja nicht unbedingt, dass die meisten Menschen es machen werden. Es gibt also einige Schwachstellen da, und das ist jetzt nicht allein meine Meinung. Auf einer Tech-Konferenz haben ein paar Leute darüber berichtet; das waren hochrangige Leute, die über das Internet der Dinge sprachen und wie an anfällig dieses ganze Modell ist; das was man Big Data nennt, was gerade um uns rum passiert, hat Sicherheitsprobleme. Und die gibt es nun einmal, das sollte man nicht vergessen.

Was nun Fragen angeht, wieviel Geld man in Bitcoin stecken sollte und all das, da bin ich auf jeden Fall für den freien Markt: Jeder entscheidet für sich selbst. Ich denke aber, dass Bitcoin noch einen langen Weg vor sich hat, und das sage ich auf Grundlage technischer Analysen. Ich hab mir die Charts vor meiner Präsentation angeschaut, weil ich mich sehr genau vorbereite, wie Sie wissen.


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