Interview mit Jim Rickards (Teil II): Krieg, Edelmetalle und Technologie
06.02.2018 | Mike Gleason
Kommen wir jetzt direkt zum zweiten Teil und dem Fazit unseres Interviews mit Jim Rickards, dem bekannten Autor, Wirtschaftsberichterstatter und Finanzinsider. Wir wollen zu Beginn herausfinden, wie Jim Rickards über das derzeitige Agieren des "Smart Money" denkt. Wie bereitet es sich auf die anstehenden ökonomischen Unruhen vor?
Mike Gleason: Jim Rickards, Sie sind ein vielreisender Mensch, der immer am Puls des Zeitgeschehens ist - nicht nur hier in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit. Ich weiß, dass Sie gerade in Europa waren. Ist Bequemlichkeit oder Selbstgefälligkeit eigentlich ein weltweites Problem oder einfach nur ein Ding der westlichen Welt - oder nur der USA? Was denken und machen Menschen in anderen Teilen der Welt?
Ich weiß, das ist eine sehr allgemeine Frage, aber äußern Sie sich doch dazu unter dem Gesichtspunkt der Bequemlichkeit und was andere tun, um sich vor dem Kommenden zu schützen.
Jim Rickards: In den Vereinigten Staaten ist es definitiv schlimmer. In China würde ich sagen ... Ich war vor nicht allzu langer Zeit in China und einer, mit dem ich dort war, meinte: "Hey, ich will Dir mal was zeigen.". Wir fuhren gerade durch einen fast heruntergekommen wirkenden Stadtteil von Peking, doch dann bogen wir ab und sahen DAS. Alles strahlte wie am Time Square. Was wir sahen, war ein Gold-Handelszentrum. Es war schon ziemlich spät abends, ich weiß nicht, ob die 24h geöffnet haben, es hatte jedenfalls noch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten geöffnet.
Es war beleuchtet wie ein Fußballstadion und drinnen überall diese roten Teppiche und Gold-Hostessen in langen Samtkleidern, die Tabletts mit Barren und Münzen herumtrugen und überall Schaukästen. Das Geschäft muss dort gewaltig laufen. In China erfreut sich Gold also einer sehr großen Nachfrage - nicht nur für das persönliche Vermögen, auch von staatlicher Seite.
Mit Blick auf China darf man aber nie vergessen, dass die Chinesen gar nicht so viele Optionen haben. Sie fahren gewaltige Handelsüberschüsse ein. Privatpersonen verdienen ordentlich Geld, haben aber nicht so viele Investitionsoptionen. In ausländische Aktien können sie nicht investieren. Sie können das Geld nicht aus dem Land nehmen, zumindest nicht so einfach wie wir das können.
Sprich, wenn Amerikaner in Schwellenländer investieren wollen oder in der Türkei, Europa, Japan, dann geht das problemlos. Ob das nun eine gute Idee ist oder nicht, ist eine ganz andere Frage, es geht aber ohne große Probleme. In China ist das nicht so. Die Chinesen sind doch recht beschränkt auf ihren eigenen Aktienmarkt und den Immobilienmarkt ihres Landes - zwei Märkte, die sich wie Blasenmärkte verhalten und von Zeit zu Zeit schon zusammengebrochen sind.
Die Menschen dort schauen sich um: “Wo kann ich sonst noch investieren. Ich denke, Aktien sind eine Blase. Ich denke, Immobilien sind eine Blase. Ich kann nicht im Ausland investieren. Auf der Bank möchte ich mein Geld auch nicht lassen. Was kann ich also machen? Gut, ich kann Gold kaufen.“ Und das tun sie auch. Auch der Staat kauft Gold.
Übrigens haben Russland und China ihre Goldreserven in den letzten 10 Jahren verdreifacht! Wenn man die Zahlen von 2006 nimmt, also etwas mehr als 10 Jahre. Nimmt man die Zahlen von 2006 als Grundlage, dann hat Russland von 600 Tonnen auf fast 1.200 Tonnen aufgestockt. China ebenso, von 600 Tonnen auf fast 2.000 Tonnen. Obgleich China zweifellos mehr besitzt - die Zahl von 2.000 Tonnen ist die offizielle Zahl, aber in Wirklichkeit haben sie viel mehr als das. Das kommt bloß nicht in die Bilanzen.
Das Land kauft offiziell Gold, aber auch die Bürger kaufen es. Ich beobachte auch viel Interesse in Australien. Wir haben gerade erst 10 Tage in Australien verbracht und dort sehe ich das gleiche Interesse wie in Europa. Diejenigen, die es nicht begreifen, sind die Amerikaner. Ich weiß nicht warum. Vielleicht weil sie den Dollar haben und der Dollar die große Weltreservewährung ist. Vielleicht kommen die US-Bürger auch nicht genug raus.
Es gibt eine überraschende Statistik: Nur 16 % der US-Bürger verfügen über einen Reisepass - 16%! Das ist der Prozentsatz, der über einen Reisepass verfügt. Von denen nutzen ihn die meisten sicher nur, um in die Karibik, Kanada, Mexiko oder die Bermudas zu reisen. Vielleicht fliegen ein paar einmal pro Jahr nach London oder Paris, vielleicht nach Italien oder so für einen Urlaub.
Die Zahl der Amerikaner, die tatsächlich in China oder eben Japan, Australien oder Afrika oder sonstwo gewesen sind, ist sehr, sehr gering. Schauen Sie, ich beschuldige diese Leute nicht, dass sie nicht rumgekommen sind, aber man sollte doch begreifen, dass die Welt da draußen groß ist - und dass es dort eine große Nachfrage nach Gold gibt. In Amerika kann ich das aber nicht erkennen. Ich denke, die Amerikaner werden die letzten sein, die das kapieren.
Eine meiner Sorgen, und übrigens auch eine Sache, die ich den Leuten vermittle, ist die Tatsache, dass die Goldpreise steil in die Höhe schießen werden, sobald diese Finanzpanik einschlägt - und natürlich wird man sich wünschen, man hätte viel früher gekauft.
Trotzdem wird es heißen "Ich will mir auch was besorgen.". Man wird dann bloß feststellen müssen, dass man gar nicht mehr rankommt an die Metalle, dass die Händler Lieferverzögerungen haben. Die Münzprägeanstalten werden Lieferverzögerungen haben. Vielleicht werden große Hedgefonds oder Institutionen noch ein wenig an Land ziehen können, aber im Grunde wird klar werden, dass Gold physisch kaum noch zu bekommen ist.
Mike Gleason: Jim Rickards, Sie sind ein vielreisender Mensch, der immer am Puls des Zeitgeschehens ist - nicht nur hier in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit. Ich weiß, dass Sie gerade in Europa waren. Ist Bequemlichkeit oder Selbstgefälligkeit eigentlich ein weltweites Problem oder einfach nur ein Ding der westlichen Welt - oder nur der USA? Was denken und machen Menschen in anderen Teilen der Welt?
Ich weiß, das ist eine sehr allgemeine Frage, aber äußern Sie sich doch dazu unter dem Gesichtspunkt der Bequemlichkeit und was andere tun, um sich vor dem Kommenden zu schützen.
Jim Rickards: In den Vereinigten Staaten ist es definitiv schlimmer. In China würde ich sagen ... Ich war vor nicht allzu langer Zeit in China und einer, mit dem ich dort war, meinte: "Hey, ich will Dir mal was zeigen.". Wir fuhren gerade durch einen fast heruntergekommen wirkenden Stadtteil von Peking, doch dann bogen wir ab und sahen DAS. Alles strahlte wie am Time Square. Was wir sahen, war ein Gold-Handelszentrum. Es war schon ziemlich spät abends, ich weiß nicht, ob die 24h geöffnet haben, es hatte jedenfalls noch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten geöffnet.
Es war beleuchtet wie ein Fußballstadion und drinnen überall diese roten Teppiche und Gold-Hostessen in langen Samtkleidern, die Tabletts mit Barren und Münzen herumtrugen und überall Schaukästen. Das Geschäft muss dort gewaltig laufen. In China erfreut sich Gold also einer sehr großen Nachfrage - nicht nur für das persönliche Vermögen, auch von staatlicher Seite.
Mit Blick auf China darf man aber nie vergessen, dass die Chinesen gar nicht so viele Optionen haben. Sie fahren gewaltige Handelsüberschüsse ein. Privatpersonen verdienen ordentlich Geld, haben aber nicht so viele Investitionsoptionen. In ausländische Aktien können sie nicht investieren. Sie können das Geld nicht aus dem Land nehmen, zumindest nicht so einfach wie wir das können.
Sprich, wenn Amerikaner in Schwellenländer investieren wollen oder in der Türkei, Europa, Japan, dann geht das problemlos. Ob das nun eine gute Idee ist oder nicht, ist eine ganz andere Frage, es geht aber ohne große Probleme. In China ist das nicht so. Die Chinesen sind doch recht beschränkt auf ihren eigenen Aktienmarkt und den Immobilienmarkt ihres Landes - zwei Märkte, die sich wie Blasenmärkte verhalten und von Zeit zu Zeit schon zusammengebrochen sind.
Die Menschen dort schauen sich um: “Wo kann ich sonst noch investieren. Ich denke, Aktien sind eine Blase. Ich denke, Immobilien sind eine Blase. Ich kann nicht im Ausland investieren. Auf der Bank möchte ich mein Geld auch nicht lassen. Was kann ich also machen? Gut, ich kann Gold kaufen.“ Und das tun sie auch. Auch der Staat kauft Gold.
Übrigens haben Russland und China ihre Goldreserven in den letzten 10 Jahren verdreifacht! Wenn man die Zahlen von 2006 nimmt, also etwas mehr als 10 Jahre. Nimmt man die Zahlen von 2006 als Grundlage, dann hat Russland von 600 Tonnen auf fast 1.200 Tonnen aufgestockt. China ebenso, von 600 Tonnen auf fast 2.000 Tonnen. Obgleich China zweifellos mehr besitzt - die Zahl von 2.000 Tonnen ist die offizielle Zahl, aber in Wirklichkeit haben sie viel mehr als das. Das kommt bloß nicht in die Bilanzen.
Das Land kauft offiziell Gold, aber auch die Bürger kaufen es. Ich beobachte auch viel Interesse in Australien. Wir haben gerade erst 10 Tage in Australien verbracht und dort sehe ich das gleiche Interesse wie in Europa. Diejenigen, die es nicht begreifen, sind die Amerikaner. Ich weiß nicht warum. Vielleicht weil sie den Dollar haben und der Dollar die große Weltreservewährung ist. Vielleicht kommen die US-Bürger auch nicht genug raus.
Es gibt eine überraschende Statistik: Nur 16 % der US-Bürger verfügen über einen Reisepass - 16%! Das ist der Prozentsatz, der über einen Reisepass verfügt. Von denen nutzen ihn die meisten sicher nur, um in die Karibik, Kanada, Mexiko oder die Bermudas zu reisen. Vielleicht fliegen ein paar einmal pro Jahr nach London oder Paris, vielleicht nach Italien oder so für einen Urlaub.
Die Zahl der Amerikaner, die tatsächlich in China oder eben Japan, Australien oder Afrika oder sonstwo gewesen sind, ist sehr, sehr gering. Schauen Sie, ich beschuldige diese Leute nicht, dass sie nicht rumgekommen sind, aber man sollte doch begreifen, dass die Welt da draußen groß ist - und dass es dort eine große Nachfrage nach Gold gibt. In Amerika kann ich das aber nicht erkennen. Ich denke, die Amerikaner werden die letzten sein, die das kapieren.
Eine meiner Sorgen, und übrigens auch eine Sache, die ich den Leuten vermittle, ist die Tatsache, dass die Goldpreise steil in die Höhe schießen werden, sobald diese Finanzpanik einschlägt - und natürlich wird man sich wünschen, man hätte viel früher gekauft.
Trotzdem wird es heißen "Ich will mir auch was besorgen.". Man wird dann bloß feststellen müssen, dass man gar nicht mehr rankommt an die Metalle, dass die Händler Lieferverzögerungen haben. Die Münzprägeanstalten werden Lieferverzögerungen haben. Vielleicht werden große Hedgefonds oder Institutionen noch ein wenig an Land ziehen können, aber im Grunde wird klar werden, dass Gold physisch kaum noch zu bekommen ist.