Interview mit Axel Merk: Portfolio-Stresstest im Kontext der Volatilität
20.02.2018 | Mike Gleason
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Ich hatte im letzten Jahr gemeint, dass sich der Euro in einem risikoarmen Umfeld recht gut entwickeln kann, weil er zu einer Finanzierungswährung geworden ist; er wird also verkauft, wenn die Zeiten gut sind und muss gekauft werden, wenn es wieder zurückgeht. Aber auch hier sind die Korrelationen seit einigen Wochen am Zusammenbrechen. Die Leute sagen, der Dollar sei stärker, aber, verdammt noch mal … der Dollar steht gerade bei 1,2260 gegenüber dem Euro - viel mehr als noch vor Kurzem, auch wenn es in den letzten Tagen wieder zurück ging. Also: Wer zu stark an diese kurzfristigen Korrelationen gebunden ist, wird diese in Frage stellen müssen.Aus meiner Sicht sind die Zinssätze in Europa zu niedrig für das derzeitige Niveau der wirtschaftlichen Aktivität. Die Europäer, insbesondere die EZB, müssen ihre Geldpolitik stärker straffen, als derzeit eingepreist ist. Bei der Federal Reserve, denke ich, wird man wahrscheinlich auf dem bereits eingepreisten Weg bleiben. Vielleicht etwas weniger bei stärkeren Unruhen an den Märkten. Aber diese Art von Veränderungen im Vergleich zum Erwarteten dürfte aus meiner Sicht schlecht für den Dollar sein und gut für den Euro. Übrigens erwähne ich den Euro, weil er der größte Impulsgeber hier im Dollar Index ist, auf den ja meistens verwiesen wird.
Mike Gleason: Könnten Sie vielleicht zum Ende noch über das zukünftige Umfeld für Krisenschutzanlagen wie Gold und andere Edelmetalle sprechen? Erwarten Sie darüber hinaus noch mehr Volatilität bei Aktien und Anleihen? Sollte man sich als Anleger auf einen ungemütlicheren Weg gefasst machen? Auf was werden Sie dabei auf absehbare Zeit am meisten achten?
Axel Merk: Sicher glaube ich, dass die Volatilität noch deutlich steigen wird, im Vergleich zum letzten Jahr. Ich glaube nicht, dass wir jetzt wieder jene Stände erreichen, auch wenn einige Leute meinen "Oh, der Brexit-Selloff und der Trump-Wahl-Selloff waren auch nur kurz; der Markt wird sich schon wieder erholen." Klar könnten wir auch neue Hochs erreichen, bevor wir dann potentiell viel weiter fallen werden. Aber all diese Volatilitäten werden steigen, aus all den genannten Gründen, einschließlich der Verrücktheit der Volatilitäts-Shorter - wo Leute Volatilität verkaufen und damit 100% im Jahr verdienen.
Diese Zeiten sind vorbei. Die Derivate lenken den Spotmarkt. Am Anfang des Interviews redeten Sie über Manipulation - und das ist ja eine Art der Marktmanipulation. Möglicherweise ist sie nicht illegal, dennoch beeinflusst sie auf jeden Fall den Markt. Was da vor sich ging, war der Wahnsinn; das Problem war, dass man nicht einmal gegen diese Leute wetten konnte, weil es einem das letzte Hemd gekostet hätte. Man konnte quasi nur ruhig bleiben und abwarten; und jetzt wird sich darum gekümmert.
Doch zur Frage: Was wird aus den “Sicheren Häfen"? Die sind ja nicht sicher, oder? Ich meine, da gibt es ja auch viel Bewegung. Jeder, der lange Zeit in Gold oder Silber investiert war, weiß, dass die Volatilität hoch sein kann. Wer diese Anlagen besitzt, muss also sicher sein, dass er mit diesem Risikoprofil gut umgehen kann.
Derzeit mach ich mir mehr Sorgen um den Aktien-Anteil und dem festverzinslichen Anteil vieler Portfolios. Um den Aktien-Anteil deshalb, weil ich Aktien jetzt für zu teuer halte und sie volatiler werden. Um den festverzinslichen Anteil, weil er nicht die Funktion übernehmen wird, die er nach Meinung vieler Leute in der Vergangenheit übernahm. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sollten diese Leute tatsächlich weiter blicken.
Cash ist keine schlechte Option und auch Gold und Edelmetalle - wie Sie wissen, darf ich keine spezifischen Anlageempfehlungen aussprechen - aber ja, ich denke Anleger sollten diese als eine Kernposition haben; oder ich sollte wohl eher sagen: Investoren sollten darüber nachdenken, diese als eine Kernposition in ihrem Portfolio zu haben. Bei mir ist das auf jeden Fall so.
Darüber hinausgehend muss man sich raffiniertere Instrumente suchen, welche leider nicht für viele Investoren geeignet sein dürften, weil sie nicht verstanden werden. Ich möchte damit keinen herabsetzen, aber wir arbeiten mit Long- und Short-Geschäften bei Währungen. Ich halte das übrigens für eine der nützlichsten Erfindungen überhaupt.Allerdings muss ich dann auch Tag und Nacht solche Dinge im Auge behalten. Ich nutze Dinge wie eine Währungsstrategie, weil ich damit unkorrelierte Gewinne erzeugen kann. Das ist aber nur ein Teil eines Portfolios.
Ich bin einfach nur der Ansicht, dass jener “traditionelle“ Anteil, den die meisten im Portfolio haben - sprich der Aktienanteil - weiterhin mit Turbulenzen zu kämpfen haben wird.
Mike Gleason: Ok, bevor wir dieses Interview beenden, sagen Sie doch all jenen, die mehr über Sie und Ihre Firma erfahren wollen, wie sie das tun können. Wo findet man mehr von Ihnen, falls man bei den eigenen Investments auf Profis vertrauen möchte?
Axel Merk: Klar. Wir haben aber keine Kristallkugel! Wir haben viele Meinungen, aber schauen Sie doch bei MerkInvestments.com vorbei und folgen Sie mir auf Twitter und Linkedin. Es gibt da insgesamt viele Möglichkeiten. Wir haben jetzt sogar eine Patreon-Seite, vielleicht kennen Sie sich ja mit diesem Service aus, hier haben wir einen Marktforschungsservice.
Es gibt also viele Wege zu uns, aber MerkInvestments.com ist vielleicht ein guter Startpunkt. Dort können Sie sich für einen Newsletter registrieren lassen und sich natürlich anschauen, welche Produkte wir dort anbieten. Aber auch Twitter, Linkedin, Facebook, überall dort. Wir versuchen unsere Ansichten öffentlich zu machen, teils auch deswegen, weil wir gerne Feedback mögen. Da hilft uns beim Brainstorming, zudem bekommen wir auch andere Standpunkte, die wir vielleicht nicht gesehen haben. Also, wir begrüßen Feedback und das kann man, wenn man will, auch über die sozialen Medien machen.
Mike Gleason: Wir folgen Ihnen ja schon lange. Viel länger schon als es diesen Podcast gibt, also 6 oder 8 Monate. Für uns ist das auf jeden Fall sehr interessant, Sie treffen sehr durchdachte Aussagen, und wir freuen uns, Sie hier zu haben. Danke für die einsichtsreichen Informationen. Ich hoffe, wir werden Sie in nicht allzu langer Zeit wieder bei uns haben. Danke Axel Merk.
Axel Merk: Sehr gerne.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 9. Februar 2018 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.